PPH 2019; 25(02): 100
DOI: 10.1055/a-0826-7913
Rund um die Psychiatrie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Aktuelle Studien: Hoyt CL, Morgenroth T, Burnette JL. Understanding sexual prejudice: The role of political ideology and strategic essentialism. J Appl Soc Psychol. 2019; 49: 3–14; DOI: 10.1111/jasp.12560

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Publication Date:
25 March 2019 (online)

Hintergrund: Sexuelle Minderheiten sind trotz der zunehmenden Sichtbarkeit und Akzeptanz weiterhin in vielen Bereichen mit Vorurteilen und Diskriminierungen konfrontiert. Untersuchungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass diskriminierende Sichtweisen und Handlungen bei Menschen mit konservativen politischen Ansichten stärker verbreitet sind. Gleichzeitig vertreten diese Menschen im Gegensatz zu liberaleren Menschen aber seltener die Überzeugung, dass die sexuelle Orientierung ein feststehendes Attribut ist, das nicht geändert werden kann. Diese Forschungsarbeit untersucht in zwei verschiedenen Studienansätzen den Zusammenhang zwischen politischer Ideologie, Essentialismus und sexuellen Vorurteilen. Basierend auf der Medienwahrnehmung wird dabei konkret die Bereitschaft von konservativen Menschen beleuchtet, wesentliche Überzeugungen zu verändern.

Methode: An der ersten Studie haben insgesamt 220 Probanden (52 Prozent weiblich, 48 Prozent männlich) mit einem Durchschnittsalter von 33,69 Jahren und bei der zweiten weitere 217 Teilnehmer (48 Prozent weiblich, 52 Prozent männlich) mit einem Durchschnittsalter von 35,08 Jahren teilgenommen. Die Probanden beantworteten mithilfe verschiedener Skalen ihre Einstellungen zu Essentialismus, Schuldbewusstsein, sexuellen Vorurteilen und politischer Ideologie. Die Daten wurden mit quantitativer Statistik analysiert.

Ergebnis: Ergebnisse aus der ersten Studie zeigen auf, dass Konservative mehr als Liberale die Überzeugung vertreten, dass schwule und heterosexuelle Menschen sich grundsätzlich voneinander unterscheiden. In der zweiten Studie wurde nachgewiesen, dass konservative Menschen im Gegensatz zu Liberalen gegen mediale Botschaften resistenter sind, die einerseits eigene Einstellungen relativieren und Vorurteile gegenüber sexuellen Minderheiten abbauen würden.

Fazit: Essentialistische Überzeugungen hinsichtlich sexueller Minderheiten stehen im Einklang mit der politischen Ideologie eines Menschen.

Jörg Kußmaul