Einleitung
Die Mikrosporie ist eine verbreitete, ansteckende Pilzerkrankung der Haut bei Kindern. Die Differenzialdiagnostik der Mikrosporie der nicht behaarten Haut erfolgt gegenüber infektiösen Dermatosen, darunter die Pityriasis rosea, die eine ähnliche klinische Symptomatik aufweist [1 ]. Der lange Zeitraum bis zum Erhalt des Kulturbefundes erschwert die rechtzeitige Durchführung der prophylaktischen Maßnahmen bei Mikrosporie und bedingt die Relevanz der Suche nach neuen diagnostischen Verfahren. Die Dermatoskopie wird in der Praxis des Facharztes für Haut- und Geschlechtskrankheiten bei unterschiedlichen Dermatosen benutzt. Es sind allerdings nur in einzelnen Untersuchungen dermatoskopische Mykosezeichen vorhanden.
Ziel war die Beurteilung der diagnostischen Effizienz des dermatoskopischen Verfahrens zur Differenzialdiagnostik der Mikrosporie der Haut bzw. der Pityriasis rosea bei Kindern.
Materialien und Methodik
120 Kinder, die im Zentrum für Mykologie der städtischen autonomen Einrichtung „Städtisches klinisches Kinderkrankenhaus Nr. 9“ mit Beschwerden über Läsionen der Haut vorgestellt wurden, wurden mit dem Auflichtmikroskop untersucht. Das Studienprotokoll wurde durch die lokale Ethik-Kommission der Föderalen staatlichen haushaltsplangebundenen Bildungseinrichtung für Hochschulbildung „Urale staatliche medizinische Universität“ beim Ministerium für Gesundheitswesen der Russischen Föderation (Protokoll Nr. 13 vom 20. 11. 2017) genehmigt. Die gesetzlichen Vertreter der Patienten unterschrieben eine Einwilligung zur Untersuchungsteilnahme.
Die Diagnose einer Mikrosporie der glatten Haut und der Pityriasis rosea wird aufgrund der epidemiologischen Anamnese, des klinischen Bildes, der Angaben der Lumineszenzdiagnostik, der Laborbefunde (КОН-Test der Hautschuppen, des Vellushärchens) und der Angaben der Kulturdiagnostik unter Anwendung von Sabouraud-Agar gestellt. Bei allen Patienten erfolgte eine dermatoskopische Untersuchung der Läsion an glatter Haut mittels eines manuellen Kontaktdermatoskops (Heine Delta 20). Die digitale Aufnahme erfolgte mittels der digitalen Kamera Nikon D 3100.
Die Mikrosporie der Haut wurde bei 57 Kindern diagnostiziert, bei 27 Jungen und bei 30 Mädchen ([Abb. 1 a ]). Das Alter der Kinder variierte zwischen 3 und 14 Jahren (Median 8 Jahre, Interquartilsabstand [IQR] 6 – 11). Die Anzahl der Läsionen variierte zwischen 1 und 28 (Median 8, Interquartilsabstand [IQR] 7 – 15), die Größe der Läsionen betrug 0,5 – 3 cm (Median 1,5, Interquartilsabstand [IQR] 1 – 2,5).
Abb. 1 a Mikrosporie der glatten Haut (klinisches Bild). b Dermatoskopische Muster der glatten Haut (1 – Erythem ohne Gefäße, 2 – braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen, 3 – grobe Schuppen, 4 – Mikropapel: weiße rundliche Flecken).
Die Pityriasis rosea wurde bei 63 Untersuchungspersonen diagnostiziert (30 Jungen und 33 Mädchen) ([Abb. 2 a ]). Das Alter der Kinder betrug 3 – 16 Jahre (Median 12 Jahre, Interquartilsabstand [IQR] 9 – 13). Die Anzahl der Läsionen variierte zwischen 4 – 24 (Median 10, Interquartilsabstand [IQR] 8 – 16), die Größe der Läsionen betrug 1 – 4 cm (Median 1,5, Interquartilsabstand [IQR] 1 – 3,0).
Abb. 2 a Pityriasis rosea Gibert (klinisches Bild). b Dermatoskopische Muster der Pityriasis rosea Gibert (1 – gelblicher Hintergrund, 2 – gepunktete Gefäße mit ungleichmäßiger Verteilung, 3 – dünne Schuppen: blass, weiß, homogene Massen, gelegen an der Peripherie („Spitzenkragen“).
Die Untersuchung mittels dieses Verfahrens wird wie folgt durchgeführt. An der Oberfläche der Läsionen wird ein Ultraschall (US)-Gel appliziert. Die Inspektion erfolgt mittels des Dermatoskops Heine Delta 20, welches eine 10-fache Vergrößerung des untersuchten Objektes bietet. Das applizierte US-Gel gewährleistet die Durchdringung der Lichtstrahlen durch die oberen Hautschichten und beseitigt die Rückstrahlung. Es werden folgende Zeichen eingeschätzt:
Erythem ohne Gefäße – ein Hautrötungsareal ohne Gefäße,
Mikropusteln – weiße, rundliche Flecken,
Einmündungen der Haarfollikel von Vellushärchen – braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen,
grobe Schuppen – bunte, weiße, homogene Massen, mit chaotischer Verteilung,
gelblicher Hintergrund – ein gelblich gefärbtes Hautareal,
gepunktete Gefäße mit ungleichmäßiger Verteilung – lineare irreguläre Gefäße,
dünne Schuppen – blasse, weiße, homogene Massen, an Peripherie gelegen („Spitzenkragen“).
Ergebnisse
Anzahl und Anteil der dermatoskopischen Muster bei Kindern mit einer Mikrosporie der Haut:
Erythem ohne Gefäße: 56 (98,2 %),
Mikropusteln: 30 (52,6 %),
braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen 50 (87,7 %),
grobe Schuppen mit chaotischer Verteilung 55 (96,5 %),
gelblicher Hintergrund: 0,
lineare irreguläre Gefäße: 0,
„Spitzenkragen“: 0.
Bei Mikrosporie der Haut wurden keine für Pityriasis rosea charakteristischen Zeichen beobachtet (p < 0,05). Anzahl und Anteil der dermatoskopischen Muster bei Kindern mit einer Pityriasis rosea:
Erythem ohne Gefäße: 0,
Mikropusteln: 0,
braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen: 0,
grobe Schuppen mit chaotischer Verteilung: 0,
gelblicher Hintergrund: 60 (95,2 %),
lineare irreguläre Gefäße: 55 (87,3 %),
„Spitzenkragen“: 59 (93,6 %).
Diskussion
Die Differenzialdiagnose der Mikrosporie der Haut stellt bei Kindern eine Pityriasis rosea dar [1 ]
[2 ]. Zur Bestätigung der Mykose wird eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt, die Sensibilität des Verfahrens überschreitet jedoch nicht 87,0 %, die Durchführung des Kulturverfahrens ist arbeitsaufwendig, den Befund erhält man in 3 – 4 Wochen, wodurch eine rechtzeitige Diagnostik und die Verhinderung der epidemischen Ausbreitung erschwert werden [3 ].
Die Dermatoskopie ist ein nicht invasives optisches Verfahren zur Untersuchung des Hautzustandes, welches die Bestimmung der morphologischen Strukturen ermöglicht, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Die Anwendung der Dermatoskopie hat folgende Vorteile: Nichtinvasivität, Sicherheit, Schmerzlosigkeit, schneller Befunderhalt, Aussagekraft [4 ]. Die Dermatoskopie wird bei Differenzialdiagnostik von Tinea capitis und herdförmiger Alopezie angewandt [5 ]
[6 ].
Es liegen nur einzelne Untersuchungen bez. der Anwendung dieser Verfahren bei der Differenzialdiagnostik von Tinea corporis und Pityriasis rosea bei Kindern vor. Zudem kann dieses diagnostische Verfahren zur Einschätzung der Beteiligung von Vellushärchen angewandt werden, was für die Verordnung einer systemischen antimykotischen Therapie wichtig ist [7 ]
[8 ].
A. Lallas et al. [5 ] beschreiben einzelne dermatoskopische Zeichen, die für Pityriasis rosea Gilbert charakteristisch sind, nämlich: einen gelblichen Hintergrund, gepunktete Gefäße mit einer inhomogenen Verteilung, dünne Schuppen, an Peripherie gelegen („Spitzenkragen“). N. Knöpfel et al. [6 ] führen bei Beschreibung eines klinischen Falls folgende dermatoskopische Zeichen einer Dermatose an: Schuppen, Mikropusteln und braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen.
E. Gómez-Moyano et al. [7 ] bemerken bei der Untersuchung von 6 Patienten (3 Kinder und 3 Erwachsene) mit Mykosen der Haut mit Beteiligung des Vellushärchens und der terminalen Haare das Auftreten von Follikelpusteln, der halbklaren Haare, der gebrochenen Haare, der korkenzieherartigen Haare, der schwarzen Punkte und der Haare in Form von Morseschrift. Die Verfasser weisen darauf hin, dass die halbklaren Haare häufiger bei Frauen und Kindern beobachtet wurden, wobei gebrochene, korkenzieherartige Haare sowie dunkle Punkte und dystrophe Haare sowie Haare in Form von Morseschrift bei Männern mit Läsionen an der Haut mit Beteiligung der terminalen Haare nachgewiesen wurden [9 ].
Wir haben bereits bei Tinea capitis dermatoskopische Muster wie kommaartige Haare, zickzackförmige Haare, korkenzieherartige Haare und horizontale weiße Streifen in der Haarschaftstruktur beschrieben. In unserer vorherigen Studie über dermatoskopische Muster bei Kindern mit Dermatomykosen des behaarten Kopfes versus Alopecia areata wurden die Charakteristika dargestellt [6 ]. Bei Kindern mit Alopecia areata wurden gelbe Punkte, schwarze Punkte, ausrufezeichenartige Haare und miniaturisierte, pigmentlose Haare identifiziert. Die [Tab. 1 ] stellt die dermatoskopisch differenzialdiagnostischen Zeichen dar.
Tab. 1
Dermatoskopische differenzielle diagnostische Muster bei Dermatomykosen und Dermatosen nichtinfektiöser Ätiologie.
Nr.
Dermatoskopische Muster
Mikrosporie der Haut
Mykose des behaarten Kopfes
Pityriasis rosea
Alopecia areata
1.
Erythem ohne Gefäße
+
2.
Mikropusteln – weiße rundliche Flecken
+
3.
Einmündungen der Haarfollikel von Vellushärchen – braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen
+
4.
grobe Schuppen
+
5.
gelblicher Hintergrund
+
6.
lineare irreguläre Gefäße
+
7.
dünne Schuppen („Spitzenkragen“)
+
8.
kommaartige Haare
+
9.
zickzackförmige Haare
+
10.
korkenzieherartige Haare beobachtet
+
11.
horizontale weiße Streifen in der Haarschaftstruktur
+
12.
gelbe Punkte
+
13.
schwarze Punkte
+
14.
ausrufezeichenartige Haare
+
15.
miniaturisierte, pigmentlose Haare
+
In unserer Untersuchung waren die für Mikrosporie der Haut charakteristischen Zeichen nachgewiesen worden wie Erythem ohne Gefäße bei 56 Patienten (98,2 %), weiße rundliche Flecken (mit Mikropusteln vereinbar) bei 30 Untersuchungspersonen (52,6 %). Braune Flecken umgeben von einem weiß-gelben Halo mit Verlust von Vellushärchen bestanden bei 50 Kindern (87,7 %), grobe Schuppen mit chaotischer Verteilung bei 55 von 57 Patienten mit Mikrosporie (96,5 %) ([Abb. 1 b ]). Wir beobachteten keine für terminale Haare charakteristischen Muster, da an unserer Untersuchung nur Kinder teilnahmen.
Für die Pityriasis rosea sind folgende dermatoskopische Zeichen charakteristisch: Der gelbliche Hintergrund wurde bei 60 Kindern (95,2 %) nachgewiesen, lineare unregelmäßige Gefäße fanden sich bei 55 Patienten (87,3 %), dünne Schuppen gelegen an der Peripherie als Spitzenkragen zeigten sich bei 59 Untersuchungspersonen (93,6 %) ([Abb. 2 b ]).
Eine dermatoskopische Untersuchung kann für die Differenzialdiagnostik der Mikrosporie der glatten Haut und der Pityriasis rosea bei Kindern angewandt werden. Das diagnostische Verfahren unterstützt die Einschätzung der Beteiligung von Vellushärchen, was für eine rechtzeitige Verordnung der systemischen antimykotischen Therapie wichtig ist.