Zusammenfassung
Biobanking in der Medizin betrifft den Aufbau und Betrieb von umfangreichen biologischen
Probendepots in Verbindung mit umfassenden Datenarchiven, die klinische und biografische
Probandeninformationen enthalten. Hierdurch sollen Proben von kontrollierter hoher
und konstanter Qualität für zukünftige Forschungsprojekte bereitgestellt werden. Eine
wesentliche Zielsetzung ist es, diverse Blutkomponenten für unterschiedliche biochemische
Analysen und experimentelle Ansätze zu asservieren einschließlich verschiedener isolierter
Blutzellfraktionen. Bei geeigneter Kryokonservierung können Blutzellen nach dem Auftauen
revitalisiert werden, um als in-vitro-Zellmodelle mit biologischen Merkmalen des Spenderorganismus
verwendet zu werden. Durch Optimierung der präanalytischen Methoden kann die präanalytische
Varianz reduziert und dadurch eine höhere Präzision der analytischen Daten erreicht
werden. Dies ist für multivariate Analysen biologischer Systeme („omics“) und die
Biomarkerforschung von besonderer Bedeutung. Biobanking in der Psychiatrie hat die
spezielle Herausforderung, eine höhere Kompatibilität diagnostischer Zuordnungen mit
biologischen Entitäten zu erreichen, als dies durch die gegenwärtigen Diagnosekategorien
gem. ICD-10 oder DSM-V ermöglicht wird. Dazu können diagnostische oder transdiagnostische
Subgruppen stratifiziert werden, anhand biologisch verankerter klinischer Zusatzkriterien
oder psychobiologischer Funktionsparameter. Ein wichtiger ethischer Aspekt im Zusammenhang
mit Biobanking ist die Erfordernis für eine erweiterte Einwilligung („broad consent“)
der Spender in künftige, noch zu spezifizierende Forschungsprojekte. Der organisatorische,
logistische und ökonomische Aufwand für den Aubau und Betrieb einer Biobank ist erheblich,
scheint aber berechtigt mit Blick auf hierdurch erreichbare Qualitätsverbesserungen
der biomedizinischen Forschung, insbesondere im Bereich der Translation und klinischen
Anwendungsentwicklung.
Abstract
Medical biobanking is concerned with establishing and maintaining large-scale repositories
of biological specimens combined with comprehensive archives of clinical and biographical
information on donors. This aims for controlled high and consistent quality of specimens
for future biomedical research. One major objective is to assemble multiple blood
components for various types of biochemical analysis and experimentation including
different isolated cell types. With proper cryo-conservation, blood-derived cells
can be conserved and revitalized after thawing and employed as in-vitro cell models
carrying specific biological traits of donors. Optimizing pre-analytical methods can
reduce pre-analytical variance thereby reducing imprecision of analytical data. This
is particularly valuable for multivariate analyses of biological systems (“omics”)
and biomarker research. Introducing biobanking to psychiatry carries the challenge
of making diagnostic allocation more compatible with biological entities than is achieved
with current diagnostic categories of ICD-10 or DSM-V. Diagnostic or transdiagnostic
subgroups can be stratified using biologically anchored clinical criteria. An important
ethical issue of biobanking is the need for broad consent by the donors for specimen
use in not yet defined future research projects. The organizational, logistic and
financial costs of establishing and maintaining a biobank are considerable, but seem
well warranted in view of the gainable advances in biomedical research quality, translations
and clinical applications.
Schlüsselwörter
Biobank - Biomarker - Präanalytik - Omics
Key words
Biomarker - Biobanking - Preanalytics - Omics