Die Lungen- und Atemwegserkrankungen sind der wesentliche Berührungspunkt der Disziplinen
Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin. Ob und in welchem Maße Luftverschmutzung
in der allgemeinen Umwelt oder im Besonderen am Arbeitsplatz ursächlich für Lungen-
und Atemwegserkrankungen ist, lautet eine unserer zahlreichen gemeinsamen Fragen.
Wir verfolgen einen transsektoralen Ansatz, dessen zentrale Aspekte der Umfang, das
Vorkommen und die Prävention von Lungenerkrankungen im Arbeitsumfeld und durch die
Umwelt sind. So werden Mitglieder unserer Sektion im wissenschaftlichen Komitee für
das im Herbst 2019 vorgesehene Symposium der DGP „Luftschadstoffe“ in Berlin vertreten
sein.
Die Diagnostik und Prävention arbeits- und umweltbedingter Erkrankungen sowie deren
Versorgung, Rehabilitation und Begutachtung stehen in den Fächern im Vordergrund.
Eine wesentliche Aktivität der Sektionsmitglieder ist hier die Mitwirkung an Leitlinien
und Empfehlungen sowie Symposien zu diesen Themen. Im Berufskrankheiten (BK)-Verfahren
stellen diese Leitlinien und Empfehlungen die Grundlage für die Diagnostik und Beurteilung
von Folgezuständen dar und dienen der Gleichbehandlung der Versicherten.
In den 2017 und 2018 erschienenen Leitlinien zu Asthma bronchiale, COPD und Lungenkarzinom
haben Herr Prof. Dr. med. X. Baur, Berlin, und Herr Prof. Dr. med. D. Nowak, München,
von unserer Sektion die entsprechenden arbeits- und umweltmedizinischen Aspekte eingearbeitet
und deren Bedeutung herausgestellt. 9 bis 25 % der Fälle von Asthmaerkrankungen des
Erwachsenen haben arbeitsbedingte Ursachen. Bei Nichtrauchern ist die berufliche Exposition
gegenüber anorganischen Stäuben, organischen Stäuben und irritativ wirksamen Gasen
mit einem mehr als verdreifachten Risiko für die Entwicklung einer COPD verbunden.
Die berufliche Exposition gegenüber Kanzerogenen wird für ca. 9 – 15 % aller Lungenkrebsfälle
verantwortlich gemacht. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung einer sorgfältigen
arbeitsmedizinischen Anamnese bei diesen Erkrankungen.
Frau PD Dr. med. A. M. Preisser, Hamburg hat an der 2018 publizierten Empfehlung „Belastungsuntersuchungen
in der Pneumologie – Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
e. V.“ mitgearbeitet und insbesondere den korrekten Einsatz von Belastungsuntersuchungen
bei arbeits- bzw. rehabilitationsmedizinischen Fragestellungen dargestellt.
Die Neufassung der S2k-Leitlinie „Arbeitsplatzbezogener Inhalationstest (AIT)“ bearbeiten
Mitglieder unserer Sektion federführend. Grundlage hierfür ist das europäische Konsensuspapier
von Vandenplas et al. 2014. Es wird damit gerechnet, dass diese Leitlinie noch im
Jahre 2019 fertig gestellt sein wird.
Die S2k-Leitlinie „Asbestbedingte Erkrankungen: Diagnostik und Begutachtung“ aus dem
Jahr 2010 befindet sich unter Mitwirkung unserer Sektion derzeit in der Überarbeitung.
Die „Empfehlung für die Begutachtung von Quarzstaublungenerkrankungen (Silikosen)
– Bochumer Empfehlung – “ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), unter
Mitarbeit unserer Sektion, steht kurz vor der Fertigstellung.
Auch an der Überarbeitung der S2k-Leitlinie „Allgemeine Grundlagen der medizinischen
Begutachtung“ sind Mitglieder unserer Sektion mitbeteiligt.
Das Programm der DGUV „Früherkennung asbestverursachter Erkrankungen“, d. h. die nachgehende
Vorsorge betroffener Versicherter wird von Mitgliedern der Sektion wissenschaftlich
geleitet und mitgestaltet. Durch das Angebot einer jährlichen arbeitsmedizinischen
Untersuchung und Diagnostik mit einer Low-dose-Volumen-HR-Computertomografie des Thorax
bei Hochrisikopatienten (berufliche Asbestexposition über 10 Jahre und Rauchgewohnheit
von mindestens 30 pack years) soll die Diagnostik von Lungenkarzinomen bei Hochrisiko-Patienten
bereits im Frühstadium gelingen, in Anlehnung an die NSLT-Studie aus den USA (NEJM
2011).
Die Planung und Durchführung des wissenschaftlichen Programms der Jahrestagung der
DGP e. V. im März 2019 in München stellten wiederum einen weiteren Schwerpunkt der
Tätigkeit der Sektion dar. Das „Berufskrankheiten-Forum“ hat seine sehr erfolgreiche
Tradition fortgesetzt. Frau S. Palfner, DGUV Berlin, und Frau Dr. N. Kotschy-Lang,
Rodewisch, moderierten das voll besetzte Symposium. Frau PD Dr. med. A. M. Preisser,
Hamburg, legte zu Beginn die wesentlichen Punkte der in Überarbeitung befindlichen
AWMF-Leitlinie arbeitsplatzbezogener Inhalationstests dar. Über die aktuellen Entwicklungen
in der Begutachtung von Asbestose und Silikose mit ausführlichen Informationen über
die neuen Leitlinien berichtete in bewährter Weise Herr Prof. Dr. med. T. Kraus, Aachen.
Der klar strukturierte Vortag von Herrn Prof. Dr. med. J. Schneider, Gießen, zum Thema
„Asbestfaserzählung im Lungengewebe, macht das Sinn?“ führte zu einer lebhaften Diskussion.
Abgerundet wurde das BK-Forum von Herrn Dr. jur. W. Römer, Mainz, der mit seinem Vortrag
„Von der BK-Verdachtsanzeige zum Bescheid“ aus verwaltungsjuristischer Sicht über
die „Besonderheiten im Feststellungsverfahren bei Atemwegsberufskrankheiten“ informierte.
Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das klinische Symposium über „Berufsbedingte
Malignome – Aktuelles aus der Radiologie“. Frau PD. Dr. med. K. Hofmann-Preiß, Erlangen,
berichtete in ihrem Vortag „Diagnostik des berufsbedingten Lungenkarzinoms – gibt
es etwas Neues“ über die Erfahrungen aus dem Programm der DGUV „Früherkennung asbestverursachter
Erkrankungen“. Frau Dr. med. K. Ludwig, Lostau, gab uns einen aktuellen Überblick
über „Silikose und Lungenkarzinom“. In ihrem Vortrag über „State of the art-Diagnostik
Pleuramesotheliom: wann ist an ein Pleuramesotheliom zu denken“ zeigte Frau Dr. med.
B. Rehbock, Berlin, die radiologischen Differenzialdiagnosen in der CT des Thorax
auf. Herr Prof. Dr. med. U. Müller-Lisse, München, stellte in seinem Vortrag „Pleuramesotheliom:
Können MRT und PET-CT diagnostisch weiterhelfen“ die Möglichkeiten dieser Untersuchungsverfahren
bei dem sehr rasch metastasierenden Tumor vor. Der vollbesetzte Vortragssaal und die
lebhaften Diskussionen bestätigten das sehr große Interesse.
Das 2. Klinische Symposium unserer Sektion „Update Diagnostik arbeitsbedingter Atemwegs-
und Lungenkrankheiten“ stellte einen weiteren Höhepunkt dar und wurde auch am Samstagvormittag
von sehr vielen interessierten Anwesenden verfolgt und eingehend diskutiert. Im ersten
Vortrag berichtete Herr Prof. Dr. med. R. Merget, Bochum, über nichtinvasive Verfahren
bei der Diagnostik arbeitsbedingter obstruktiver Atemwegserkrankungen. Er plädierte
aufgrund einer neuesten Studie für die Bestimmung des fraktionierten exhalierten Stickstoffmonoxids
(FeNO) im Rahmen eines inhalativen arbeitsplatzbezogenen Provokationstests als weiteren
Baustein in der Diagnostik. Herr Prof. Dr. med. D. Koschel, Coswig, gab einen Überblick
über Aktuelles der exogen-allergischen Alveolitis national und international. Die
Identifikation der Exposition ist unabdingbar für die Diagnose einer berufsbedingten
exogen allergischen Alveolitis. Anschließend zeigte Frau Dr. med. B. Rehbock, Berlin,
in ihren Vorträgen „Bildgebung bei Pneumokoniosen: Asbestbedingte benigne Erkrankungen“
und „Quarzstaublungenerkrankungen“ eindrucksvolle Röntgen-Thorax- und CT-Bilder.
Der Postgraduiertenkurs zum „Einstieg in die Begutachtung von Berufskrankheiten“ unter
Vorsitz von Herrn Prof. Dr. med. D. Nowak, München, und Frau PD Dr. med. A. M. Preisser,
Hamburg, war in diesem Jahr ein voller Erfolg. Frau Dr. med. N. Kotschy-Lang, Rodewisch,
legte den „Aufbau eines freien Berufskrankheiten-Zusammenhangsgutachtens“ dar. Herr
Prof. Dr. med. T. Kraus, Aachen, Herr Prof. Dr. med. D. Nowak, München, und Frau PD
Dr. med. A. M. Preisser, Hamburg, stellten die wichtigsten berufsbedingten Lungen-
und Atemwegserkrankungen und deren Begutachtung unter Einbeziehung der aktuellen Leitlinien
und Empfehlungen vor.
In dem Postgraduiertenkurs in Zusammenarbeit mit der Deutschen Röntgengesellschaft,
AG DRauE: „Pulmonale Radiologie – strukturierte Befundung“ referierten Herr Dr. med.
J. P. Hering, Münster, und Herr Dr. med. A. Eisenkolb, Erlangen, über die Systematik
der ILO-Klassifikation in der Röntgen-Thorax-Aufnahme und die Systematik der ICOERD-Klassifikation
in der CT des Thorax. Frau Dr. med. K. Ludwig, Lostau, Frau Dr. med. B. Rehbock, Berlin,
Herr Dr. med. J. P. Hering, Münster, Herr Prof. Dr. med. T. Kraus, Aachen, und Herr
Dr. med. A. Eisenkolb, Erlangen, stellten hochspannende Fälle aus der Praxis vor,
die von den Teilnehmern des ausgebuchten Kurses sehr lebhaft diskutiert wurden.
Das Frühseminar in Zusammenarbeit mit der Deutschen Röntgengesellschaft, AG Draue,
über: „Alles nur Fibrose“ von Dr. med. A. Eisenkolb, Erlangen, war erneut sehr gut
besucht.
In der Sektionssitzung fanden dieses Jahr satzungsgemäß Neuwahlen der Sektionssprecher
statt. Als Vorsitzender der Sektion wurde Herr Dr. med. Berthold Butsch-von der Heydt,
Pneumologische Gemeinschaftspraxis Dortmund, und als stellvertretender Sprecher Herr
Dr. med. Christian Eisenhawer, Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV
Bochum, gewählt.
Für die Übernahme der Ämter wünschen wir ihnen viel Erfolg!
Kolleginnen und Kollegen, die Interesse an der Umweltmedizin haben, laden wir herzlich
zur Mitarbeit in unserer Sektion ein.
Ausdrücklich möchte ich mich bei allen Mitgliedern und Freunden der Sektion für ihre
aktive Unterstützung während meiner langjährigen Tätigkeit als Sektionssprecherin
sehr herzlich bedanken!
Dr. med. Nicola Kotschy-Lang, Rodewisch