Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Die „Luftverschmutzung“ und Feinstaubdiskussion wurde von unseren lungenfachärztlichen
Kollegen erneut angestoßen. Wie aber reagiert die Haut auf aerogene Schadstoffe?
Dass Tabakrauch und UV-Strahlung Hautalterung und Tumorentstehung fördern, ist bekannt.
Studien aus Dieselruß-belasteten Regionen im Vergleich zu weniger belasteten Regionen
haben gezeigt [1], dass eine vermehrte Pigmentierung in der Stirnregion bei den Bewohnern auftritt,
bei denen höhere Rußpartikel-Konzentrationen gemessen wurden. Lentigines wurden bei
Probanden dieser Wohnregionen vermehrt gefunden. Vor allem an der Stirn zeigte sich
dieses fleckige und unerwünschte Pigmentbild. Eine andere Studie hat vermehrte Pigmentierung
in der Wangenregion nach erhöhter NOx-Belastung im Vergleich zu gering belasteten
Regionen gezeigt. Der Rezeptor (Arylhydrokarbonrezeptor) ist auf allen Zellen der
Haut vorhanden und wurde als Bindungsstelle für Schadstoffe definiert. Menschen mit
Lentigines werden in der Alterseinschätzung üblicherweise 10 Jahre älter eingestuft
als Menschen ohne diese fleckig erscheinende Pigmentierung [2]
[3].
Zur Zunahme der Allergien gibt es bekanntlich verschiedene Theorien. Eine davon ist
die Schadstoff-Hypothese. Evidenz-basiert ist, dass Pollen, die mit Schadstoffen an
der Oberfläche belastet sind, Defekte in ihrer Hülle entwickeln. Dadurch kann antigenes
Material aus dem Inneren der Pollen nach außen präsentiert werden. Elektronenmikroskopisch
konnte das belegt werden. Unser Immunsystem kennt diese nun an der Oberfläche liegenden
Eiweißbestandteile nicht und startet eine immunologische Abwehr – eine IgE-vermittelte
Allergie. In der Pollenflugsaison tritt nicht nur allergische Rhinitis, Konjunktivitis
und Asthma bronchiale auf, sondern auch Schübe der Neurodermitis. Vor allem in der
empfindlichen Augenregion und in den Beugen zeigte sich in der Pollenflugsaison eine
deutliche Verschlechterung der Neurodermitis bei Pollen-sensibilisierten Patienten
[4].
Was folgt nun für das tägliche Leben direkt daraus, abgesehen von einem Dermatologenbesuch/Allergologenbesuch
und den Maßnahmen für die Umwelt? Es wäre doch nahe liegend, sich intensiv an den
luftexponierten Körperstellen wie Gesicht und Händen zu waschen nach einem Spaziergang
im Freien, um die Partikel und Pollen zu entfernen. Ist also kräftiges Schrubben die
Lösung? Leider führt intensives Bürsten an der Haut dazu, dass die Partikel in tiefere
Hautschichten gelangen. Bleibt also nur die vorsichtige und zarte Reinigung an der
Hautoberfläche, unbedingt täglich abends, nicht mit Seife, sondern mit einem milden
hautphysiologischen Syndet. Anschließend sollte eine Rückfettung erfolgen, damit kein
Austrocknen auftritt, keine Irritation der Haut entsteht und die Hautbarriere erhalten
bleibt; denn auch die schützt.
Christiane Bayerl, Wiesbaden