Der Klinikarzt 2019; 48(03): 68-72
DOI: 10.1055/a-0858-1915
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Thrombose und Antikoagulation bei Tumorpatienten

Sind direkte orale Antikoagulantien (DOAK) eine Therapieoption?
Barbara Zydek
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien (CCB), Frankfurt a.M.
,
Edelgard Lindhoff-Last
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Publication Date:
01 April 2019 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Bei bis zu 20 % aller Krebspatienten treten venöse Thromboembolien im Krankheitsverlauf auf. Patienten mit aktiver Krebserkrankung, die eine venöse Thrombose erleiden, weisen ein besonders hohes Rezidivthromboserisiko auf und benötigen daher bereits nach dem ersten venösen Thromboseereignis eine langfristige Antikoagulation. Neben dem erhöhten Erst- und Rezidivthromboserisiko besteht jedoch auch gleichzeitig ein erhöhtes Blutungsrisiko unter Antikoagulation. Aktuelle Leitlinien empfehlen niedermolekulare Heparine (NMH) für 3–6 Monate nach Auftreten einer venösen Thrombose bei Patienten mit aktiver Krebserkrankung, da diese bei vergleichbarem Blutungsrisiko zu niedrigeren Rezidivthromboseraten im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten führen. In 2 aktuell publizierten Studien wurde erstmals untersucht, inwiefern direkte orale Antikoagulantien (DOAK) anstelle der NMH eine Therapieoption bei Malignompatienten mit venösen Thrombosen darstellen könnten. Während Thromboserezidive unter DOAK-Therapie seltener auftraten als unter Therapie mit niedermolekularen Heparinen, kam es unter DOAK-Therapie häufiger zu schweren Blutungen, insbesondere gastrointestinalen Blutungen. DOAK stellen daher inzwischen eine neue Alternative zum bisherigen Goldstandard NMH in der Antikoagulation dar, sollten jedoch bei gastrointestinalen Tumoren mit Zurückhaltung und nur nach eingehender Aufklärung des Patienten eingesetzt werden.