Fuß und Sprunggelenk
Prof. Dr. Ralph Gaulke
Liebe Leserinnen und Leser,
kaum ein Teilgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie hat in den vergangenen 20 Jahren
solch eine rasante Entwicklung genommen wie die Fußchirurgie. Aus diesem Anlass habe
ich Ihnen dieses Themenheft zusammengestellt. Neben der operativen Behandlung degenerativer
Fußdeformitäten werden, wie Sie es von Ihrer „arthritis + rheuma“ gewohnt sind, auch
die rheumatischen Fußdeformitäten ausführlich behandelt. Aufgrund der zunehmend besseren
Beherrschung der Autoinflammation durch die weiter in großer Zahl auf den Markt drängenden
Biologika kommen heute bei immer mehr Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen
Operationsmethoden zur Anwendung, die früher degenerativen und posttraumatischen Fußfehlstellungen
vorbehalten waren.
Um das ganze Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie in der Fußchirurgie abzubilden,
habe ich einen Artikel von Dr. Wiebking aus Hannover zur Bedeutung der fibulotibialen
Syndesmosenverletzung bei der häufigen Weber-B-Fraktur mit aufgenommen. Die Ergebnisse
dieser Studie sind von großer Bedeutung in Zeiten, in denen gering und undislozierte,
stabile Weber-B-Frakturen zunehmend konservativ behandelt werden.
Da der Gelenkerhalt insbesondere am oberen Sprunggelenk eine besonders große Bedeutung
für das physiologische Abrollverhalten des Fußes beim Gehen und Laufen hat, werden
in einem weiteren Artikel von Dr. Winkelmann aus der gleichen Hannoveraner Arbeitsgruppe
die Möglichkeiten und Grenzen arthroskopischer Therapien am oberen Sprunggelenk bei
septischen und autoimmunologischen Arthritiden, Arthrose, osteochondralen Läsionen
sowie der synovialen Chondromatose beleuchtet.
Dem scheinbar ewig jungen Thema der Endoprothetik am oberen Sprunggelenk widmet sich
die Frankfurter Arbeitsgruppe von Prof. Rehart seit vielen Jahren sehr ausführlich.
Deren Erkenntnisse schildert Dr. Hoffmann reich bebildert und sehr anschaulich. Besonders
der Abgrenzung zur Arthrodese wird der notwendige Raum eingeräumt.
Der Bedeutung der Vorfußdeformitäten angemessen beschäftigen sich zwei Artikel mit
den zahlreichen Entitäten, die die Mobilität und Lebensqualität sehr vieler Menschen
einschränken. Dr. Arnold aus Bremen erläutert sehr einprägsam, warum sich die Vorfußchirurgie
beim Rheumatiker bei guter Entzündungsbeherrschung der des arthrotischen Vorfußes
annähert. Der Trend geht hier zu gelenkerhaltenden Eingriffen, die die Kraftübertragung
auf die Zehen postoperativ erhalten und damit ein dynamischeres und ergonomischeres
Gangbild ermöglichen.
Im zweiten Beitrag zum Vorfuß beleuchtet Frau Dr. Heinze aus Reinbek die verschiedenen
Therapieoptionen des Hallux valgus. Fußbelastungsröntgenaufnahmen im Stand und eine
gründliche klinische Untersuchung aller Fußgelenke sind unabdingbare Voraussetzung
für eine korrekte Indikationsstellung und helfen, Fehlbehandlungen zu vermeiden. Diese
Befunde müssen mit fundierten Kenntnissen zur (Patho-)Biomechanik des gesamten Fußes
und der Beinstatik bewertet werden, um erfolgreich therapieren zu können. Eine isolierte
Betrachtung des Vorfußes oder gar einzelner Zehen reicht für eine nachhaltige und
erfolgreiche Therapie nicht aus.
Ich danke allen Autor(inn)en für die anschaulichen Texte und das hervorragende Bildmaterial
und wünsche Ihnen, liebe Leser(innen) zahlreiche Erkenntnisse und viel Spaß beim „Schmökern“.
Ihr