Rofo 2019; 191(07): 670-671
DOI: 10.1055/a-0875-7395
Beitrag des BDR
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Radiologie-Update Ulm 2019

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Publication Date:
26 June 2019 (online)

 

    Das Radiologie-Update am 22./23. März 2019 verzeichnete bei bestem Frühlingswetter erneut einen Zuwachs der Teilnehmerzahl. Wie in den Vorjahren eröffneten die beiden Sitzungen zur „Neuroradiologie“ den Kongress. Professor Bernd Schmitz aus Ulm stellte neue Möglichkeiten der Darstellung intrakranieller Druckverhältnisse sowie von Radionomics-Anwendungen zur Tumorklassifikation vor. Professor Mirko Pham aus Würzburg fasste im zweiten Vortrag den aktuellen Stand der MR-Neurografie zusammen. Die dafür notwendige Darstellungstechnik erfordert eine hohe Expertise, bietet jedoch eine wesentliche Grundlage in der Behandlung peripherer Neuropathien.

    Im zweiten Themenblock „Leber, Pankreas und GIT“ referierte zunächst Professor Max Seidensticker aus München die aktuelle Studienlage zur Diagnostik des hepatozellulären Karzinoms. Neben der Bedeutung leberspezifischer MR-Kontrastmittel wurden neue Radionomics-Ansätze vorgestellt. Professor Markus Juchems aus Konstanz bereitete die Studienlage zur Pankreatitis auf. Die Weiterentwicklung der NCCN-Guidelines für das Pankreaskarzinom war ein weiterer Schwerpunkt. Zudem wurden Weiterentwicklungen im präoperativen Management – inklusive der Lokaltherapie – bei metastasiertem kolorektalem Karzinom vorgestellt.

    Die zweite Hälfte des ersten Kongresstages eröffnete Professor Jörn Sandstede aus Hamburg mit einer Übersicht der aktuellen Studienlage zu Herz-CT und Herz-MRT. Differenzierte Plaque-Diagnostik, perikoronare Inflammation und Prädiktion sind Top-Themen beim Herz-CT. Das Herz-CT entwickelt sich zu einem game-changer. Für das Kardio-MRT waren die Erfassung funktioneller Veränderungen bei KHK sowie die Analyse von Inflammationsprozessen die Hauptthemen. Professor Michael Uder aus Erlangen fasste die Neuerungen in der Uroradiologie zusammen. Multiparametrische Untersuchungen spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Klassifizierung von Nebennierenraumforderungen. Das Top Thema der Uroradiologie ist sicher die Prostata-MRT; zu diesem Thema ergab sich auch eine lebhafte Diskussion. Die Differenzialdiagnose von Nierentumoren stellt unverändert eine Herausforderung dar.

    Im zweiten Block fasste Rechtsanwalt Markus Henkel vom Berufsverband der Deutschen Radiologen die Implikationen des TSVG-Gesetzes für die Radiologie zusammen. Spannend referierte er über die politischen Abläufe im Abstimmungsprozess zur Gesetzgebung und fokussierte insbesondere auf den Zeithorizont der vorgegebenen Änderungen. Zusätzlich umfasste seine Darstellung geänderte Bewertungsmaßstäbe im EBM, die aktuelle Lage zur Prostatografie und zur Bedeutung einer organspezifischen Qualifizierung der Radiologinnen und Radiologen. Professor Michael Forsting aus Essen führte in einem hochspannenden Mix von Fallberichten und Ausblicken in die IT-getriebene Zukunft der Radiologie unterschiedliche Aspekte zusammen. Die mit moderner IT mögliche Trennung zwischen Untersuchung/Befundung wirft neue Möglichkeiten wie auch Herausforderungen bezüglich der Abläufe in der Radiologie zukünftig auf. Die Präsentationen neuroradiologischer Fälle umfasste Gefäßveränderungen, Tumorerkrankungen und entzündliche Erkrankungen.

    Der zweite Kongresstag führte in der Eröffnungssitzung 2 ganz unterschiedliche Aspekte der Radiologie zusammen. Auf der einen Seite die Gefäßdiagnostik mit vor allem Gefäßinterventionen, zusammengefasst in ihren Neuerungen von Professor Götz Richter aus Stuttgart sowie auf der anderen Seite die Änderungen in der Mamma-Diagnostik, zusammengefasst von Professor Rüdiger Schulz-Wendtland aus Erlangen. Der Übertrag von Planungsbildern im Sinne einer virtuellen Realität in die Interventionssuite mit 2D- und 3D-Fusion stellt die Basis dar, um hochkomplexe, individuell angepasste interventionelle Gefäßrekanalisierungen durchzuführen. Für die Mamma-Diagnostik stellt die neue S3-Leitlinie „Mammakarzinom“ eine umfassende neue Basis dar. Neue Ansätze wie kontrastverstärkte Mammografie und Verbesserungen der MRT-Diffusionswichtung sowie die Brust-CT werden das diagnostische Verfahren wesentlich verändern.

    Im zweiten Block des Vormittags fasste Frau Privatdozentin Dr. Julia Ley-Zaporozhan aus München den aktuellen Stand zur Lungendiagnostik zusammen. Die Einteilung idiopathisch fibrotischer Lungenerkrankungen, insbesondere in der CT-Diagnostik, hat eine hohe Praxisrelevanz. Ein zweiter Schwerpunkt war die im letzten Jahr veröffentlichte S3-Leitlinie zum Pneumothorax. Radionomics ist auch im Bereich des onkologischen Stagings der Lunge von zunehmender Bedeutung. Professor Meinrad Beer aus Ulm stellte die aktuelle Studienlage für die Kinderradiologie dar. Neben der ZNS-Diagnostik waren Strahlenexposition und deren Verringerung oder Vermeidung ein wichtiges Thema 2018. Einen weiteren Schwerpunkt stellte die muskuloskelettale Diagnostik im Kindes- und jugendlichen Alter dar.

    Anschließend fasste Dr. Wolfgang Fischer aus Augsburg in bewährter exzellenter Weise den aktuellen Stand zur muskuloskelettalen Diagnostik dar. Neben technischen Neuerungen wie der SWI- und DIR-Technik für die Rheumadiagnostik umfasste seine Aufarbeitung der aktuellen Literatur die Schulter-Diagnostik, die Osteomyelitis-Diagnostik inkl. des diabetischen Fußes, Muskelläsionen, die Spondylarthropathie, Meniskustraumata und zuletzt Verletzungen rund um das vordere Kreuzband. Abschließend fasste Professor Heinz Schlemmer aus Heidelberg den aktuellen Stand zur Gadolinium-Diskussion zusammen. Das Entscheidende – auch jenseits der Gadolinium-Diskussion – fasste er in einem kurzen Satz zusammen: Die Radiologie steht auf der Seite der Patientinnen und Patienten.

    Ich würde mich sehr freuen, Sie 2020, diesmal vom 27.03. bis 28.03., wiederum zum Radiologie-Update in Ulm begrüßen zu dürfen.


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    Prof. Dr. Meinrad Beer, Ulm

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