Neonatologie Scan 2019; 08(02): 110-111
DOI: 10.1055/a-0893-3148
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Stillen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mit Stillen assoziierte Faktoren identifiziert und evaluiert

Cohen SS. et al.
Factors Associated with Breastfeeding Initiation and Continuation: A Meta-Analysis.

J Pediatr 2018;
203: 190-196
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Publication History

Publication Date:
24 June 2019 (online)

 

    Muttermilch bietet ideale Voraussetzungen, um Neugeborene mit Nährstoffen zu versorgen. Allerdings nehmen die Stillraten – trotz der offensichtlichen gesundheitlichen Vorteile – bereits kurz nach der Geburt deutlich ab. S. S. Cohen et al. haben nun im Rahmen einer Metaanalyse die Rolle von 6 Einflussfaktoren bei der Initiierung und Fortführung der Brusternährung untersucht.


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    Bei diesen Faktoren handelte es sich um das Rauchen, die Art der Entbindung, die Parität, die Separierung von Mutter und Kind, den Bildungsstand der Mutter sowie deren Wissensstand im Zusammenhang mit dem Stillen. Die Autoren führten innerhalb von PubMed and CINAHL eine systematische Literaturrecherche durch (bis März 2016). Ziel war es, innerhalb entwickelter Länder relevante, englischsprachige Observationsstudien zu identifizieren, die die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und dem Beginn und der Fortführung des Stillens untersucht hatten. 2 Autoren gingen dabei arbeitsteilig vor. Ein Autor extrahierte die Daten aus den Datenbanken, während ein weiterer Autor diese unabhängig überprüfte.

    Ergebnisse Rauchen wurde in insgesamt 39 Artikeln thematisiert, der Geburtsmodus in 47 Artikeln, die Parität in 31 Artikeln, die Separierung von Mutter und Kind in 17 Artikeln, der mütterliche Bildungsstand in 62 Artikeln und das Wissen der Mutter zum Thema Stillen in 32 Artikeln. Nichtraucherinnen zeigten gegenüber Raucherinnen eine verstärkte Initiierung und Fortführung der Brusternährung. Dasselbe galt für die Vaginal- im Vergleich zu Kaiserschnittgeburten. Parität: Hier war in Bezug auf die Initiierung der Brusternährung eine große Variabilität zu verzeichnen und das relative Risiko (RR) bei einem Vergleich zwischen Mehr- und Erstgebärenden nicht signifikant. Hinsichtlich einer Fortführung des Stillens erwiesen sich die Ergebnisse als konsistenter. Bei einem überwiegenden Teil der Studien ermittelten die Autoren einen positiven Zusammenhang zwischen Multiparität und einer Fortführung des Stillens. Es bestand eine Assoziation zwischen einem Zusammenbleiben von Mutter und Kind und einer verstärkten Initiierung und Fortführung der Brusternährung. Dies traf ebenso auf Mütter mit einem hohen vs. niedrigen Bildungsstand zu und auf solche mit einem größeren vs. geringeren Wissen über das Stillen. Innerhalb von Random-Effects-Modellen erwiesen sich die RRs für eine Initiierung des Stillens am höchsten im Fall eines hohen vs. niedrigen Bildungsstandes der Mutter (RR 2,28), eines Zusammenbleibens von Mutter und Kind vs. einer Trennung (RR 2,01) sowie eines mütterlichen Nichtrauchens vs. Rauchens (RR 1,76). Für die Fortführung des Stillens ermittelten die Autoren vergleichbare Ergebnisse.

    Fazit

    Im Rahmen der Studie wurden 6 unterschiedliche Faktoren evaluiert, die das Stillverhalten von Müttern beeinflussen. Einige dieser Faktoren sind modifizierbar. Aus diesem Grund sollten nach Meinung der Autoren zielgerichtete Bildungs- und Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden, um die Stillquoten zu erhöhen.

    Dr. Frank Lichert, Weilburg


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