Pädiatrie up2date 2020; 15(03): 199-215
DOI: 10.1055/a-0893-7904
Gastroenterologie

Zöliakie – Update einer altbekannten Erkrankung

Stephanie Baas

Glutenfrei ist in aller Munde – doch ist es immer eine Zöliakie? Mit dieser Frage werden viele Kinder heutzutage dem Kinderarzt vorgestellt. Der Hype um glutenfreie Ernährung in den letzten Jahren macht auch bei den Kindern nicht halt. Daher sind eine klare Abgrenzung von anderen Ursachen und eine einwandfreie Diagnostik notwendig. Der folgende Beitrag soll eine Übersicht der Erkrankung und die aktuellen Leitlinien für die Diagnostik darstellen.

Kernaussagen
  • Bei der Zöliakie handelt es sich um ein häufiges Krankheitsbild, das jedoch aufgrund seiner großen Variabilität im klinischen Erscheinungsbild oftmals spät oder gar nicht diagnostiziert wird.

  • Über ein aktives Case-Finding und Screening von Risikogruppen sollte versucht werden, möglichst viele Betroffene zu identifizieren.

  • Die Diagnostik muss unter glutenhaltiger Ernährung erfolgen und sollte zunächst serologische Parameter wie die TTG-IgA-Antikörper beinhalten, weitere Untersuchungen sollten in enger Abstimmung mit einem Kindergastroenterologen vorgenommen werden.

  • Die Entscheidung, ob eine Duodenalbiopsie notwendig ist, muss anhand gültiger Leitlinienempfehlungen zwischen den Sorgeberechtigten, Ärzten und eventuell dem Betroffenen abgestimmt werden.

  • Bei der histologischen Beurteilung sollte auf die korrekte, orthograde Ausrichtung der Biopsate geachtet werden, um eine sichere Einstufung gemäß den gängigen Marsh-Oberhuber-Kriterien vornehmen zu können.

  • Die zusätzliche genetische Testung auf HLA-DQ2 und -DQ8 kann bei schwierigen Situationen helfen, dient aber hauptsächlich zum Ausschluss der Diagnose.

  • Die strikt glutenfreie Diät ist weiterhin die einzige Therapiemöglichkeit.

  • Mit einer Ernährungsberatung sollten die Besonderheiten der glutenfreien Ernährung wie geringe Ballaststoffzufuhr, Defizite an verschiedenen Nährstoffen und die hohe Fett- und Zuckerzufuhr in Fertiglebensmitteln berücksichtigt werden.

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Antikörperwerte können die Compliance und das Ansprechen auf die glutenfreie Diät überprüfen.

  • Eine gute Aufklärung über Ernährung und Folgen der Krankheit tragen zu einer guten Compliance und damit langfristig zu einem unkomplizierten Verlauf bei.



Publication History

Article published online:
01 September 2020

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