Zusammenfassung
Einleitung Die endoprothetische Versorgung von Patienten mit einer hohen Hüftluxation stellt
ein chirurgisch anspruchsvolles Verfahren dar. Dies ist bedingt durch die angeborene
Reifungsstörung des Hüftgelenks und die daraus resultierenden anatomischen Besonderheiten.
Ziel der endoprothetischen Versorgung ist die Implantation der Pfanne im originären
Rotationszentrum sowie die gleichzeitige Korrektur femoraler Fehlstellungen und die
Möglichkeit der Reposition des Hüftgelenkes.
Indikationen Zu den Indikationen zählen eine fortgeschrittene Arthrose in der Sekundärpfanne,
eine bestehende Instabilität, schwere Kontrakturen sowie sekundäre Begleitveränderungen
der angrenzenden Gelenke.
Kontraindikationen Zu den Kontraindikationen zählen zerebrospinale Funktionsstörungen mit eingeschränkter
Koordinationsfähigkeit, Muskeldystrophien, manifeste Störung des Knochenmetabolismus
sowie das vollständige oder nahezu vollständige Fehlen der hüftgelenksstabilisierenden
Muskulatur.
Operationstechnik Die Durchführung der Operation erfolgt bevorzugt in Rückenlage über einen anterolateralen
Zugang oder in Seitlage über einen posterolateralen Zugang. Entscheidend für das funktionelle
Outcome ist die Schonung der pelvitrochantären Muskulatur. Die Darstellung des ursprünglichen
Azetabulums ist für die korrekte und sichere Positionierung der Pfannenkomponente
maßgeblich. Eine geplante femorale Verkürzungsosteotomie führen wir bei Patienten
ohne Voroperation ab einer Verlängerung von mehr als 3,0 cm und bei voroperierten
Patienten in Abhängigkeit vom intraoperativen Befund durch. Als Faustregel gilt, dass
das zu entnehmende Knochenfragment ca. 60% der Distanz zwischen der geplanten und
der präoperativen Position der Trochanterspitze betragen sollte. Nur bei fehlender
Primärstabilität zwischen den durch die Osteotomie getrennten Femuranteilen muss eine
zusätzliche Osteosynthese durchgeführt werden.
Nachbehandlung Die Nachbehandlung ist bei diesen Patienten individuell nach der Operation in Abhängigkeit
von der Stabilität der Pfannenverankerung, der Knochenqualität, der Rotationsstabilität
der Prothese in beiden Femurabschnitten nach der Osteotomie, den vorliegenden Weichteilkontrakturen
und vom postoperativ resultierenden Beinlängenunterschied festzulegen.
Komplikationen Die häufigsten Komplikationen sind Nervenläsionen, Femurfrakturen, Fehlpositionierung
der Komponenten, ausbleibende Integration der Komponenten (meist durch ungenügende
Primärstabilität), die Instabilität des Gelenkes durch Schädigung der pelvitrochantären
Muskulatur und damit einer erhöhten Luxationsrate, die Pseudarthrose der Femurosteotomie
sowie der erhöhte perioperative Blutverlust durch eine verlängerte Operationszeit.
Ergebnisse Die gegenwärtig publizierten Ergebnisse zeigen, dass eine subtrochantäre Verkürzungsosteotomie
bei Patienten mit einer hohen Hüftluxation, bei anatomischer Rekonstruktion des ursprünglichen
Rotationszentrums, gute funktionelle Ergebnisse bei unwesentlich erhöhten 10-Jahres-Lockerungsraten
im Vergleich zur Standardversorgung einer primären Koxarthrose liefert.
Schlüsselwörter
Hüftendoprothetik - hohe Hüftluxation - Dysplasie - subtrochantäre Verkürzungsosteotomie
- Crowe IV