Grundlagen
Larynxmasken gehören zur Gruppe der supraglottischen Atemwegshilfen, die einen Beatmungszugang
durch die Platzierung oberhalb der Stimmbandebene gewährleisten. Sie wurden 1983 durch
den Anästhesisten Archie Brain eingeführt [1]. Heute werden sie im OP regelhaft anstelle der Maskenbeatmung eingesetzt, und zunehmend
auch als Alternative zur endotrachealen Intubation.
Larynxmasken erlauben einen, im Vergleich zur endotrachealen Intubation, einfacheren
Zugang zu den Atemwegen. Da keine Manipulation an den Stimmbändern notwendig ist,
besteht bei korrekter Positionierung und Cuff-Druck-Kontrolle ein insgesamt niedrigeres
Risiko für Verletzungen der oberen Atemwege. Für kürzere Eingriffe im OP oder bei
schwierigen Intubationsverhältnissen lassen sich Larynxmasken daher als Alternative
zur Intubation nutzen, damit eine maschinelle Beatmung über einen limitierten Zeitraum
sichergestellt ist.
Larynxmaske vs. endotracheale Intubation
Vorteile der Larynxmaske:
-
keine Muskelrelaxation, schnellere Ein- und Ausleitung mit entsprechender Kostenreduktion
-
einfache Platzierung ohne Hilfsmittel
-
geringeres Risiko einer Atemwegsverletzung bei korrekter Lage und Cuff-Druck
-
keine einseitige oder ösophageale Fehllage möglich
Nachteile der Larynxmaske:
Die wesentlichen Risiken der Larynxmaske sind der eingeschränkte Schutz vor Aspiration
und eine mögliche Undichtigkeit mit Luftleckage nach außen oder in den Magen.
Wann Larynxmaske – wann nicht?
Entsprechend der Vor- und Nachteile eignet sich die Larynxmaske zur kurzzeitigen maschinellen
Beatmung, wenn kein erhöhtes Aspirationsrisiko besteht und keine Beatmungsprobleme
zu erwarten sind. Aufgrund der geringen Evidenz lassen sich hier jedoch keine sicheren
Grenzen definieren. Der Gebrauch in den Kliniken variiert daher sehr.
Der Einsatz im Bereich der Intensivmedizin ist bislang wenigen Indikationen vorbehalten:
Hier findet die Larynxmaske allein zur Beatmung während der perkutanen Dilatationstracheotomie
und als Bestandteil des Managements bei schwierigem Atemweg Anwendung – denn auch
bei schwieriger Maskenbeatmung oder frustraner Laryngoskopie kann hier eine erfolgreiche
Positionierung möglich sein [2]
[3]. In diesem Sinne findet die Larynxmaske auch in der Notfallmedizin Anwendung.
Beim Management des schwierigen Atemwegs hat die Larynxmaske einen festen Stellenwert.
Kontraindikationen
Kontraindikationen der Anwendung sind:
-
unmögliche Platzierung der Larynxmaske durch
-
eingeschränkte Mundöffnung
-
anatomische Besonderheiten
-
pharyngeale Raumforderungen
-
Blutungen oder Infektionen
-
erhöhtes Aspirationsrisiko
-
erhöhtes Risiko für hohe Beatmungsdrücke
-
Notwendigkeit zur Ein-Lungen-Ventilation
Welche Larynxmasken gibt es?
Heute sind viele unterschiedliche Larynxmasken verschiedener Anbieter in Gebrauch.
Die meisten sind Einweg-Larynxmasken, einige sind aber auch als Mehrwegprodukte konzipiert.
Eine Übersicht gibt [Tab. 1].
Tab. 1
Übersicht aktuell verfügbarer Larynxmasken (LM): Eine Auswahl.
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Name
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Firma
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Einweg
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Mehrweg
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Besonderheit
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Klassische LM
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LMA Classic
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Teleflex
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x
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LMA Unique
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Teleflex
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x
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Solus
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Intersurgical
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x
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Aura 40
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Ambu
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x
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Aura Once
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Ambu
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x
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LM der zweiten Generation
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LMA Proseal
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Teleflex
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x
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gastraler Zugang mit spezieller Abdichtung des oberen Ösophagussphinkters
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LMA Supreme
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Teleflex
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x
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gastraler Zugang mit spezieller Abdichtung des oberen Ösophagussphinkters; ovaler,
biegsamer Atemwegstubus; integrierter Beißschutz
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LMA Guardian
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Teleflex
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x
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gastraler Zugang; integrierter Beißschutz; Cuffpilot
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LMA Protector
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Teleflex
|
x
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gastraler Zugang mit spezieller Abdichtung des oberen Ösophagussphinkters; zweiter
Drainagekanal für pharyngeales Sekret; ovaler Atemwegstubus mit Integriertem Beißschutz;
Cuffpilot
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i-gel
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Intersurgical
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x
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gastraler Zugang; kein aufblasbarer Cuff
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Intubations-LM
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LMA Fastrach
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Teleflex
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x
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x
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Intubations-LM mit starrem Griff
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Aura-i
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Ambu
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x
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Intubations-LM
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AuraGain
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Ambu
|
x
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Intubations-LM mit gastralem Zugang
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LMA CTrach
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Teleflex
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x
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Intubations-LM mit integrierter Fiberoptik
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LM mit flexiblem Tubus
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LMA Flexible
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Teleflex
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x
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x
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flexibler Atemwegstubus
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AuraFlex
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Ambu
|
x
|
|
flexibler Atemwegstubus
|
Klassische Larynxmasken
In der klassischen Ausführung werden zum Beispiel die LMA® Classic™ und die LMA Unique™ als Mehr- bzw. Einwegprodukt von der Firma Teleflex® vertrieben. Andere klassische Larynxmasken sind beispielsweise die Aura40TM der Firma
Ambu® (Mehrwegprodukt) oder die Solus™ der Firma Intersurgical® und die AuraOnce™ der Firma Ambu (Einwegprodukte).
Larynxmasken der zweiten Generation
Die Entwicklung der letzten Jahre zielt v. a. darauf ab, durch eine bessere Abdichtung
und einen Zugang zum oberen Ösophagus-Sphinkter das Risiko für eine gastrale Luftinsufflation
und eine tracheale Aspiration von gastralem Reflux zu minimieren. Über den nun in
vielen Larynxmasken integrierten gastralen Zugang kann gastrale Reflux-Flüssigkeit
abgesaugt oder nach Anlage einer Magensonde direkt abgeleitet werden.
Solche Larynxmasken, die besser abgedichtet sind und über einen gastralen Zugang verfügen,
werden als Larynxmasken der zweiten Generation bezeichnet. Hierzu zählen zum Beispiel
die LMA Proseal™, LMA Supreme™ und LMA Guardian™ Airway von Teleflex, die AuraGain™
von Ambu sowie die i-gel® von Intersurgical, deren nicht-aufblasbarer Cuff aus einem thermoplastischen Elastomer
gefertigt ist. Mit der LMA Protector™ von Teleflex ist inzwischen eine Larynxmaske
mit einem zweiten pharyngealen Absaugkanal und Cuffpilot zur kontinuierlichen visuellen
Kontrolle des Cuff-Drucks verfügbar.
Innerhalb der Gruppen der klassischen Larynxmasken und der Larynxmasken zweiter Generation
lassen Studienergebnisse derzeit keine eindeutigen Vorteile eines bestimmten Produktes
erkennen.
Intubationslarynxmasken
Daneben wurden spezielle Intubationslarynxmasken entwickelt, wie die LMA Fastrach™
von Teleflex oder die Aura-i™ und AuraGain™ von Ambu. Sie erlauben, neben der initialen
Sicherstellung der Ventilation, eine endotracheale Intubation mit Tuben, die größer
sind, als es bei konventionellen Larynxmasken möglich ist. Auch hier finden sich in
klinischen Studien meist nur geringfügige Unterschiede zwischen den aktuell verfügbaren
Produkten. Mit der LMA CTrach von Teleflex ist seit einigen Jahren eine Larynxmaske
mit integrierter Fiberoptik zur Intubation unter Sicht erhältlich.
Larynxmasken mit flexiblem Tubus
Larynxmasken mit flexiblem Tubus bieten bei Operationen im Oropharynxbereich eine
praktikablere Tubusführung und verbessern damit den Operationszugang. Beispiele hierfür
sind die LMA Flexible™ von Teleflex oder die AuraFlex™ von Ambu.
Schritt für Schritt: Einlegen einer Larynxmaske
Das Einführen einer klassischen Larynxmaske erfolgt unter digitaler enoraler Führung.
Andere Larynxmasken, wie die Ambu Aura-i oder die I-gel, können ohne enorale Manipulation
in Position gebracht werden.
Einführen einer klassischen Larynxmaske
Schritt 1
Wählen Sie die richtige Größe der Larynxmaske aus. Präoxigenieren Sie den Patienten,
und leiten Sie die Narkose ein. Lagern Sie den Kopf des Patienten in überstreckter
Position. Die Larynxmaske wird mit Gleitmittel benetzt und so gehalten, dass der Zeigefinger
unter der Cufflippe auf dem Tubus liegt ([Abb. 1]).
Abb. 1 Halten Sie die Larynxmaske so, dass der Zeigefinger unter der Cufflippe auf dem Tubus
liegt.
Schritt 2
Öffnen Sie den Mund des Patienten, und führen Sie die Maske zunächst in Richtung des
harten Gaumens ein ([Abb. 2]).
Abb. 2 Einführen der klassischen Larynxmaske in Richtung des harten Gaumens.
Schritt 3
Schieben Sie die Larynxmaske unter digitaler enoraler Führung weiter in Richtung Kehlkopf
vor ([Abb. 3]).
Abb. 3 Weiteres Vorschieben der Larynxmaske mit enoraler Führung.
Schritt 4
Blasen Sie den Cuff entsprechend der Herstellerangabe auf ([Abb. 4]). Kontrollieren Sie die richtige Platzierung durch manuelle Ventilation unter Auskultation.
Es folgt die abschließende Kontrolle des Cuff-Drucks.
Abb. 4 Aufblasen des Cuffs.
Einführen einer Intubationslarynxmaske (Ambu Aura-i)
Schritt 1
Wählen Sie die richtige Größe der Larynxmaske aus. Präoxigenieren Sie den Patienten,
und leiten Sie die Narkose ein. Lagern Sie den Kopf des Patienten in überstreckter
Position. Die mit Gleitmittel benetzte Larynxmaske wird zunächst in Richtung des harten
Gaumens eingeführt ([Abb. 5]).
Abb. 5 Einführen der Ambu Aura-i Larynxmaske in Richtung des harten Gaumens.
Schritt 2
Schieben Sie die Maske ohne enorale Führung weiter in Richtung Kehlkopf vor ([Abb. 6]).
Abb. 6 Weiteres Vorschieben der Ambu Aura-i-Larynxmaske ohne enorale Führung.
Schritt 3
Schieben Sie die Maske so weit vor, bis ein federnder Widerstand spürbar wird. Der
Beißschutz sollte sich auf Höhe der Zahnreihe befinden ([Abb. 7]).
Abb. 7 Die Maske in finaler Position.
Einführen einer Larynxmaske zweiter Generation (Teleflex i-gel)
Schritt 1
Wählen Sie die richtige Größe der Larynxmaske aus. Präoxigenieren Sie den Patienten,
und leiten Sie die Narkose ein. Lagern Sie den Kopf des Patienten in überstreckter
Position. Tragen Sie das Gleitmittel auf die Halteschale der i-gel Larynxmaske auf
([Abb. 8]).
Abb. 8 i-gel Larynxmaske und Halteschale: Das Gleitmittel wird zunächst auf der Halteschale
aufgetragen.
Schritt 2
Benetzen Sie nun die Maskenoberseite mit dem auf die Halteschale aufgetragenen Gleitmittel
([Abb. 9]).
Abb. 9 Benetzen der Maskenoberseite mit Gleitmittel.
Schritt 3
Die so mit Gleitmittel benetzte Larynxmaske wird zunächst in Richtung des harten Gaumens
eingeführt ([Abb. 10]).
Abb. 10 Einführen der i-gel Larynxmaske.
Schritt 4
Weiteres Vorschieben der Maske in Richtung Kehlkopf ohne enorale Führung ([Abb. 11]).
Abb. 11 Die i-gel Larynxmaske wird ohne enorale Führung in Richtung Kehlkopf vorgeschoben.
Kontrolle
Obligatorisch ist die Auskultation der Lunge unter manueller Ventilation und der Ausschluss
einer offensichtlichen Leckage bei Inspiration. Daneben sind für die Larynxmasken
zweiter Generation 2 Verfahren zur Kontrolle der richtigen Positionierung der Maskenspitze
mit Abschluss des Ösophagussphinkters beschrieben:
-
„Bubble Test“: Bei Benetzung des Drainagekanals mit Gel bilden sich bei inkorrekter
Lage und entsprechender Luftleckage Bläschen an der Spitze des Drainagekanals.
-
„Supra Sternal Notch Test“: Bei richtiger Positionierung führt der Druck auf das Jugulum
zu einer Kompression des Cuffs und damit zu einer drucksynchronen Bewegung des Gels.
Eine umgeschlagene Larynxmaskenspitze kann natürlich ebenfalls durch die erfolgreiche
Einführung einer Magensonde über den Drainagekanal ausgeschlossen werden ([Abb. 12]).
Abb. 12 Drainagekanal mit Gel benetzt (Pfeil).