Baber JT.
et al.
Impact of provider characteristics on use of endovenous ablation procedures in Medicare
beneficiaries.
J Vasc Surg 2019;
7: 203-209
doi:10.1016/j.jvs.2018.09.012
Die Möglichkeit der minimal invasiven Behandlung von Refluxkrankheiten der unteren
Extremität (EVT) hat die US-amerikanischen Behandlungszahlen in die Höhe schnellen
lassen. Der Shift zu katheterbasierten Techniken hat auch nicht chirurgisch tätigen
Ärzten ein neues Behandlungsfeld eröffnet. Die fehlende Übersicht über die
ambulant ausgeführten Eingriffe veranlassten Baber et al. zu einer Analyse der Versorgungslandschaft.
Im Mittelpunkt standen dabei nicht die
Patientencharakteristika, sondern die Anbieter, ihre Nutzungsintensität und regionale
Unterschiede. Die Autoren meinen: Bei der vergleichsweise hohen Vergütung für
EVT wäre es naiv zu glauben, dass die Unterschiede in der Anwendung nicht finanziell
motiviert sind. Zu dieser provokanten Aussage kommt die Arbeitsgruppe nach dem
überraschenden Kernergebnis. Fast ein Drittel der EVT erfolgten nicht durch die klassischen
Spezialisten. Für die Untersuchung standen Medicare-Daten aus 2012–2014
zur Verfügung. Die Nutzungsintensität jeden Anbieters von Laser- und Radiofrequenzablationen
definierte der Utilitätsindex (durchschnittliche Zahl der EVT pro
behandeltem Patient und Jahr; UI).
Insgesamt 6599 Anbieter führten 405.232 EVT durch. Im Beobachtungszeitraum nahmen
die jährlichen EVT um etwa 30.000 Fälle auf zuletzt 149.102 in 2014 zu. 94 % der
Eingriffe erfolgten ambulant. Die höchste Zahl der Ärzte (44,1 %) und Interventionen
(51,2 %) betrafen den Süden der USA. Die regionalen Unterschiede waren
erheblich, aber die meisten Bezirke kamen auf < 60 EVT/Jahr. Die Variationen waren
nicht mit dem Versicherungsstatus assoziiert. Differenziert nach der
Spezialisierung führten 22,6 % der Gefäßchirurgen, 19,3 % der Kardiologen und 13,5 %
der Radiologen EVT durch. Die übrigen Anwender hatten Ausbildungen, die
traditionell nicht mit Gefäßinterventionen in Verbindung gebracht werden (z. B. Dermatologie),
aber mit 29,7 % die insgesamt größte Anbietergruppe darstellten.
26,4 % der EVT erfolgten durch Ärzte mit einem nicht klassischen Hintergrund. Gleichzeitig
wiesen sie mit 1,8 den höchsten UI auf (Gefäßchirurgen 1,32). Die
multivariate Regressionsanalyse ergab signifikante, patientenunabhängige Einflussfaktoren
für den UI. Ein ambulantes Setting (Odds Ratio 2,62;
95 %-Konfidenzintervall KI 1,97–3,47), eine nicht-interventionelle Fachrichtung (OR
3,35; 95 %-KI 2,74–4,09) und die Häufigkeit der jährlichen EVT (OR 8,68; 95 %-KI
7,59–9,91) waren mit einem UI > 1,8 (Top 25 %) assoziiert.
Dr. med. Susanne Krome, Melle