Z Orthop Unfall 2020; 158(06): 630-640
DOI: 10.1055/a-0983-3808
Review

Einfluss der Blutsperre auf die postoperative Schmerzintensität und Funktion nach der Implantation von Knietotalendoprothesen: eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse

Article in several languages: English | deutsch
Ahmed Jawhar
Orthopaedic-Trauma Surgery Centre, University Medicine Mannheim; Medical Faculty Mannheim of the University of Heidelberg, Mannheim
,
Dania Skeirek
Orthopaedic-Trauma Surgery Centre, University Medicine Mannheim; Medical Faculty Mannheim of the University of Heidelberg, Mannheim
,
Vera Stetzelberger
Orthopaedic-Trauma Surgery Centre, University Medicine Mannheim; Medical Faculty Mannheim of the University of Heidelberg, Mannheim
,
Udo Obertacke
Orthopaedic-Trauma Surgery Centre, University Medicine Mannheim; Medical Faculty Mannheim of the University of Heidelberg, Mannheim
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Zusammenfassung

Hintergrund Der Einsatz einer Blutsperre bei der Implantation von Knietotalendoprothesen wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Bisherige Übersichtsarbeiten konzentrieren sich vor allem auf die Parameter Blutverlust und Operationszeit. Ziel der vorliegenden Metaanalyse hingegen ist es, das postoperative Ergebnis anhand der Parameter Schmerzintensität, Analgetikabedarf sowie Funktion des Kniegelenks und Komplikationsrate nach der Implantation einer Knietotalendoprothese mit und ohne Anwendung der Blutsperre zu analysieren.

Methoden Zur Erstellung dieser Arbeit wurden die PRISMA-Checklisten angewandt. Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche mithilfe der PubMed-Datenbank anhand der Suchbegriffe „tourniquet“, „total knee arthroplasty“, „TKA“ und „knee endoprosthesis“ bis einschließlich Januar 2018. Analysiert wurden insgesamt 686 Manuskripte hinsichtlich der Parameter Schmerzintensität, Analgetikabedarf, Funktion (Bewegungsausmaß, Hospital for Special Surgery Score und Knee Society Score). Bei den Komplikationen wurden das Auftreten tiefer Beinvenenthrombosen, Wundinfektionen und Lungenembolien untersucht. Zur statistischen Analyse diente das Programm Review Manager Version 5.3. Ein p-Wert von < 0,05 wurde als Signifikanzniveau festgelegt.

Ergebnisse Es konnten 18 Studien mit insgesamt 1279 Knietotalendoprothesen eingeschlossen werden, davon 646 mit und 633 ohne Anwendung einer Blutsperre. Die Analyse ergab bis zum 5. postoperativen Tag eine signifikant niedrigere Schmerzintensität (p = 0,03) und ebenfalls nach 1 – 3 Monaten (p = 0,04) bei der Implantation ohne Blutsperre. Beim Bewegungsausmaß war in den ersten 2 – 3 Tagen postoperativ ein signifikanter Unterschied (p < 0,00001) zugunsten der Operation ohne Blutsperre nachzuweisen; bei dem Knee Society Score ergab sich zu keinem Zeitpunkt eine Differenz zwischen den beiden Gruppen. Eine tiefe Beinvenenthrombose trat signifikant häufiger auf, wenn mit Blutsperre operiert wurde (p = 0,04). Bei der Häufigkeit einer Lungenembolie oder einer oberflächlichen Wundinfektion gab es keinen Unterschied.

Schlussfolgerung Eine Blutsperre bei einer Implantation von Knietotalendoprothesen zu verwenden, beeinflusst vor allem die frühen postoperativen Schmerzen und die funktionelle Rehabilitation negativ.



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Article published online:
25 September 2019

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