Handchir Mikrochir Plast Chir 2019; 51(05): 403
DOI: 10.1055/a-0987-0298
Bericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Women in Handsurgery

Eva-Maria Baur
,
Nicola Borisch
,
Wiebke Hülsemann
,
Isabella Mehling
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 October 2019 (online)

Zoom Image

Auf dem diesjährigen Kongress der IFSSH in Berlin fand erstmals die Session „Women in Hand Surgery“ statt. Handchirurginnen aus der ganzen Welt stellten in Kurzpräsentationen ihren persönlichen beruflichen Werdegang, z. T. auch den privaten Lebensweg vor und gaben Einblick in das Fachgebiet der Handchirurgie in ihrem Heimatland, auch bezüglich des Frauenanteils in ihren Fachgesellschaften.

Rednerinnen waren:

  • Eva-Maria Baur, Deutschland, Organisatorin

  • Nicola Borisch, Deutschland

  • Caroline Leclercq, Frankreich

  • Violeta Levy, Argentinien

  • Ann Van Heest, USA

  • Jin Zhu, China

  • Miryam Obdeijn, Niederlande

  • Mireia Esplugas, Spanien

  • Roshanak Moradi, Iran

  • Margareta Arianni, Indonesia

  • Josephine Wing-Yuk Ip, Hong Kong

  • Avanthi Mandaleson, Australien

  • Ann Nachemson, Schweden

Nicola Borisch wies gleich eingangs auf den Gender Gap in der deutschen Hochschulmedizin hin. Bei mittlerweile fast 70 % weiblichen Studierenden der Humanmedizin sind unter dem Professorenanteil in der Medizin nur 20 % Professorinnen. In den chirurgischen Fächern ist dieser Anteil noch einmal deutlich geringer. Wo verschwinden diese Ärztinnen? Die sogenannte „Leaky pipeline“ hat das größte Leck an den Übergängen zur Habilitation und zur Professur. Da in Deutschland die akademische Qualifikation eng mit dem Erreichen von Führungspositionen verbunden ist, finden sich entsprechend wenige Frauen als Chefärztinnen oder Klinikleiterinnen wieder. Dieses Phänomen wurde auch von anderen Rednerinnen angesprochen. Caroline Leclercq wies in ihrem Vortrag über die Geschichte der Frauen in der Chirurgie die z. T. abenteuerlichen Berufs- und Lebenswege der frühen Chirurginnen auf.

Zoom Image
(Quelle: Intercongress)

Einen hochinteressanten Beitrag leistete Avanthi Mandaleson, Vizepräsidentin der Australian Orthopaedic Association, AOA, die das erstaunlich wegweisende Konzept ihrer Fachgesellschaft, vorstellte: einen 2018 begonnen „Strategic Diversity Plan“, dessen Ziele bis 2023 umgesetzt sein sollen. Die Gesellschaft bekennt sich hierin dazu, eine Kultur der Inklusion zu schaffen, die es allen Menschen ermöglicht, den Beruf der orthopädischen Chirurgie zu ergreifen und sie in ihrer Berufsbildung zum Wohl der australischen Bevölkerung fördert.

Am Ende der Präsentationen führte die Moderatorin, Sabine Schicke, die Diskussionsrunde. Sabine Schicke ist Journalistin und als Dozentin für den BDC tätig, für den sie Führungsseminare für Medizinerinnen, vor allem für Chirurginnen entwickelt hat.

Die Kommentare und Fragen aus dem Auditorium waren sehr vielfältig, zum einen sehr positiv und auch neugierig bzgl. der Session, aber auch kritisch. Grundsätzlich kann diese Bandbreite als sehr positive Resonanz gewertet werden, die auch verdeutlichte, dass die Initiative nicht primär feministisch ausgerichtet ist, sondern viel mehr das Ziel hat, die Handchirurgie geschlechtsneutral international weiter zu entwickeln und Frauen zu ermutigen, sich in diesem anspruchsvollen Fachgebiet zu betätigen. Ein Networking wurde angestoßen „WISH – Woman in Surgery of the Hand“.

Fazit: Eine sehr kompetente und interessante Runde erfolgreicher Handchirurginnen, die Einblicke in Ihren beruflichen Werdegang und ihr geografisches Umfeld gaben. Das auch von männlichen Kollegen gut besuchte Auditorium und die positiven, konstruktiven, aber auch kritischen Beiträge im Rahmen der Diskussionsrunde weisen klar darauf hin, dass nicht nur Diskussions- sondern auch Handlungsbedarf besteht. Die DGH erhielt im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung, die während des Kongresses stattfand, von einem weiblichen Mitglied den Auftrag eben diese Diskussion in die Gesellschaft zu tragen. Wir nehmen diesen Auftrag gerne an!