Notaufnahme up2date 2020; 2(03): 263-286
DOI: 10.1055/a-0991-1152
Trauma, Rücken und Extremitäten

Basics der Wundversorgung

Andreas Hüfner
,
Sylvia Pemmerl

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Andreas Hüfner, Regensburg.
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Traumatisch entstandene Wunden sind ein häufiger Vorstellungsgrund von Patienten in der Notaufnahme. In über 90 % dieser Fälle erfolgt eine ambulante Behandlung. Für das Management akuter Wunden ist chirurgisches Basiswissen erforderlich, welches eine Grundvoraussetzung für die interdisziplinäre Arbeit in der klinischen Akut- und Notfallmedizin ist.

Kernaussagen
  • Das Ziel der Akutversorgung von Wunden ist der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Funktion der betroffenen Körperregion sowie die Abheilung der Wunde bei minimiertem Infektionsrisiko und möglichst optimalem kosmetischem Ergebnis.

  • Bei allen Verletzungen muss stets der Tetanus-Impfstatus geprüft werden – bei nicht ausreichendem Impfschutz sollte innerhalb von 24 Stunden die Auffrischimpfung erfolgen.

  • Bei jeder Wunde ist eine suffiziente Wundbeurteilung zum Ausschluss von Fremdkörpern und Begleitverletzungen unentbehrlich. Hierzu sind auch eine ausreichende Schmerztherapie, Blutstillung und Exposition der Wunde erforderlich.

  • Zum Wundverschluss stehen verschiedene Techniken zur Verfügung; bei infektionsgefährdeten Wunden ist eine offene Wundbehandlung ggf. mit verzögerter Primärnaht anzustreben

  • Ein erhöhtes Infektionsrisiko liegt bei Wunden vor, die erst nach über 12 Stunden einer Versorgung zugeführt werden, bei Rissquetschwunden, mit Speichel, Faeces, Erde oder Fremdkörpern kontaminierten Wunden sowie bei Schusswunden mit Hochgeschwindigkeitsprojektilen. Wunden mit einem hohen Infektionsrisiko sollten nicht primär verschlossen werden.

  • Die effektivste Maßnahme zur Verringerung des Infektionsrisikos ist die ausgiebige Wundspülung mit sterilen, antiseptischen Lösungen.

  • Antibiotika sind für tiefgreifende Wunden im Mundraum, Katzen-, Menschen- und ggf. Hundebisse, Stichverletzungen an der Fußsohle und Wunden mit freiliegenden Sehnen oder eröffneter Gelenkkapsel sowie bei starker Verschmutzung indiziert.

  • Jeder Patient muss über das Vorgehen aufgeklärt und über Verhaltensempfehlungen und erforderliche Kontrolluntersuchungen nach der Wundversorgung informiert werden.



Publication History

Article published online:
16 July 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York