Nuklearmedizin 2019; 58(05): 405-406
DOI: 10.1055/a-0998-0473
Nachruf
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Nachruf Ernst Moser

Ernst Moser – Urgestein der Nuklearmedizin
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Publication Date:
19 September 2019 (online)

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Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Ernst Moser

Ein Urgestein und Distinguished Pioneer der Nuklearmedizin ist gestorben, Ernst Moser, Professor für Nuklearmedizin und ehemaliger ärztlicher Direktor der Abteilung Nuklearmedizin an der Universität Freiburg. Ernst Moser hat national und international Brücken in der Strahlenmedizin gebaut, gelegentlich begleitet von klaren und eindeutigen Worten, geprägt durch Ernsthaftigkeit. Dieses wurde und wird rezipiert und gewürdigt.

Nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium und dem folgenden Wehrdienst studierte Ernst Moser von 1961 bis 1967 Physik an den Universitäten in Würzburg und München (LMU). Das Studium der Humanmedizin mit Medizinalassistentenzeit absolvierte er von 1970 bis 1977. 1981 erfolgte die Anerkennung als Arzt für Nuklearmedizin.

Zum Dr. rer. nat. wurde er 1973 promoviert, bei Prof. Erwin Hartmann im Institut für medizinische Optik an der LMU, mit einer Arbeit zur Refraktion beim Frosch. Prof. Ulrich Büll war Betreuer seiner Dissertation zu einem Thema der Nierenszintigraphie, die 1980 zum Titel eines Dr. med. an der LMU führte. Die Habilitation für Klinische Radiologie, speziell Nuklearmedizin, 1985, über die Wertigkeit der Thyreoglobulin (hTG)-Bestimmung zur Nachsorge des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms war für seine weitere ärztliche Tätigkeit wegweisend. Aus einer C2-Professur in München heraus erhielt er den Ruf auf die Professur für Nuklearmedizin an der Universität Freiburg und wurde zum ärztlichen Direktor der Abteilung Nuklearmedizin ernannt. Diese Funktionen übte er von 1988 bis 2007 aus. Ebenda war er von 1999 bis 2006 geschäftsführender Direktor der radiologischen Universitätsklinik.

Als herausragend zu nennen sind sein Einsatz, seine Rezeption und seine Würdigung in der Nuklearmedizin: von 1995 bis 2000 als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, 2002 als deren Kongresspräsident, seit 2008 als Ehrenmitglied und nicht zuletzt als Vorsitzender der Jury des Georg von Hevesy-Preises seit dessen Gründung. Welch ein Hinweis auf die Freiburger Wurzeln dieses großartigen Forschers und Nobelpreisträgers!

Zu den Schwerpunkten der endokrinologisch geprägten wissenschaftlichen Arbeit von Ernst Moser zählen: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms, Radiojodtherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen und die klinische Anwendung von SPECT und PET.

Als Mitglied der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie hat Ernst Moser interdisziplinäre Brücken gebaut und gepflegt. Nuklearmedizin, Endokrinologie, Chirurgie und Pathologie begegnen sich regelmäßig mit anderen Fächern auf höchstem Niveau, publizieren und tun dieses weiterhin.

Der Brückenbauer Ernst Moser wurde 1992 korrespondierendes Mitglied der Schweizer Gesellschaft für medizinische Radiologie, war zwei Jahrzehnte lang aktiv in der German Japanese Radiological Affiliation tätig und hat mit dem Radiologen Günter Kauffmann, Heidelberg, und dem Strahlentherapeuten Rolf Sauer, Erlangen, seit 2005 drei Auflagen des weiterhin fortgeführten Lehrbuches Radiologie bei Urban & Fischer, jetzt Elsevier, herausgegeben. Im Normenausschuss Radiologie (NAR) hat er als Vorsitzender für sein Fach in der Kooperation von Forschung, Klinik und Industrie ehrenamtlich und unabhängig souverän gewirkt.

Sein Wirken über die Fach- und Landesgrenzen hinaus wurde deutlich in seiner Tätigkeit als Prodekan und Auslandsbeauftragter der medizinischen Fakultät Freiburg und der Universitätsklinik Freiburg von 2003 bis 2006. Eine besondere Würdigung hat dieses Wirken erfahren durch das Ehrendoktorat (Dr. h. c.) der Universität Iasis, Rumänien.

Sein Engagement, ja seine Liebe zu Lehre und Weiterbildung, hat Ausdruck gefunden in der Wahl zum Beauftragten für die Akademischen Lehrkrankenhäuser der Universität Freiburg durch die medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum. Dieses Amt hatte er von 1999 bis 2006 inne. Seine besonderen Verdienste um die in Ausbildung befindlichen Studenten sowie die Fort- und Weiterbildung der Wissenschaftlichen Assistenten wurden auch von der Bezirksärztekammer Südbaden als Stärkung der Kooperation zur Universitätsklinik Freiburg mit der Verleihung der Albert-Fraenkel-Plakette im Jahr 2006 gewürdigt.

Die Wirkungen geringer Strahlenexpositionen in der Biologie und insbesondere im Menschen, beim Patienten, waren ein Thema, für das er bis zuletzt stand. Die Hormesis, gerade zur Stärkung des Immunsystems, hat er im hochkarätig besetzten und von ihm als Vorsitzender geleiteten wissenschaftlichen Beirat des Radon Vital Bad Menschenschwand, St. Blasien, vertreten.

In St. Blasien mit seinem weltweit bekannten Kolleg hat er lange Jahre dem Förderverein vorgestanden. Einrichtung wie auch Unterstützung des Jesuiten-Kollegs waren ihm mehr als ein Anliegen.

Neben seinen dankbaren Weggefährten und den zahlreichen Schülern seien unter diesen Prof. Egbert Nietzsche, Basel/Aarau, Prof. Thomas Krause, Bern und Prof. Ingo Brink, Potsdam, genannt.

Ernst Moser war nicht nur nicht humanistisch im engen Sinne gebildet. Er wusste um die Endlichkeit der Menschen wie der Technik, er liebte beide gleichwohl. In besonderer Erinnerung mag seine Liebe zur Eisenbahn und der zugehörigen Logistik wie den Fahrplänen bleiben.

In Süchteln (Viersen) am Niederrhein wurde Ernst Moser am 26. Oktober 1940 geboren, am 25. Juli 2019 verstarb er in Sellin auf Rügen, an der Ostsee. Sein Leben in Würzburg, München, Freiburg, Luzern (Schweiz) und Göttingen hat uns mit ihm verbunden. Den Mittelpunkt des Lebens bildeten seine vor einem halben Jahr verstorbene von ihm so sehr geliebte Ehefrau Margitta, die Familie seiner Tochter Verena mit den innigst geliebten Enkeln Laura und Justus und seine drei Geschwister. Ihnen gilt unsere besondere Zuwendung.

Wir hatten eine Beziehung zu ihm; mit seinem Tode sind auch wir nicht mehr diejenigen, die wir waren. Ernst Moser ging nicht von uns, er ging vor uns.

Otmar Schober, Münster, Harald Schicha, Köln und Christoph Reiners, Würzburg

(Photo Quelle: Dr. Hans-Herbert Weyer)