Key words
heart - MR-imaging - cardiac function - myocardial relaxation time mapping - myocardial
perfusion - pitfalls
Einleitung
Die kardiale Magnetresonanztomografie (MRT) stellt heute sowohl in der Beurteilung
des Herzens in seiner Funktion als auch zur nichtinvasiven Gewebsanalyse des Myokards
in vielen klinischen Fragestellungen die Referenz-Standard-Methode dar [1]
[2]
[3]. Die Quantifizierung kardialer und myokardialer, funktioneller und morphologischer
Parameter spielt dabei eine immer zentralere diagnostische und differenzialdiagnostische
Rolle: Während aus volumetrischen und Blutfluss-basierten Herz-MRT-Parametern ventrikuläre
und atriale Funktion, myokardiale Hypertrophie und Dysfunktion sowie Shunt- und Herzklappen-Regurgitationsvolumen
definiert werden können [4]
[5], erlauben Relaxationszeit-Kartierungstechniken eine quantitative morphologische
Differenzierung globaler und regionaler myokardialer Veränderungen, z. B. im Rahmen
einer Myokarditis, kardialer Amyloidose, Anderson-Fabry-Krankheit oder kardialer Eisenspeichererkrankungen
[6]. Zunehmend etabliert sich darüber hinaus die Quantifizierung der myokardialen Perfusion,
welche vor allem zur Diagnostik von Multigefäß- und nichtobstruktiven Koronargefäßerkrankungen
beitragen könnte [7]
[8].
Im vorliegenden Review sollen etablierte und neue quantitative Routine-Herz-MRT-Parameter
zusammengefasst sowie ihre Bedeutung und ihre Zusammenhänge beschrieben werden. Eine
große Herausforderung bei der Interpretation quantitativer Herz-MRT-Parameter liegt
in der Definition ihrer Normalwerte, welche typischerweise sowohl von der Aufnahmetechnik
als auch vom Auswertealgorithmus abhängen [9]. Während zu aufnahmetechnischen Grundlagen der Herz-MRT-Bildgebung nur kursorisch
eingegangen wird und auf ausführliche Übersichtsarbeiten (u. a. [10]
[11]
[12]
[13]
[14]) verwiesen wird, sollen substanzielle Einflussfaktoren auf quantitative Herz-MRT-Parameter
detaillierter dargestellt werden.
Cine-Bildgebung
Cine-Bildgebung bezeichnet die zeitaufgelöste Darstellung einzelner kardialer Phasen
während des Herzschlags. Als Standardtechnik zur Akquisition von Cine-Serien hat sich
die k-Raum-segmentierte balanced-steady-state-free-precession (bSSFP)-Sequenz etabliert.
Für Patienten mit metallischen kardialen Implantaten (Herzklappen, Herzschrittmacher,
implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren etc.) stellt die k-Raum-segmentierte Flash
(fast low-angle shot) -Sequenz eine weniger Suszeptibilitätsartefakt-anfällige, alternative
Aufnahmetechnik dar [13]
[15]. Cine-Bildgebung bei nichtrhythmischem Herzschlag und/oder unter Atmung kann mit
Echtzeit-Cine-Protokollen (cine-real-time) durchgeführt werden. Unter Verwendung von
neuen Compressed-Sensing-Algorithmen können damit ähnliche zeitliche Auflösungen (≤ 45 ms
[1]) und räumliche Auflösungen wie bei k-Raum-segmentierten Standard-Sequenzen erzielt
werden [16].
Volumetrische Funktionsparameter
Die Herz-MRT gilt als Referenz-Standard-Methode zur Bestimmung volumetrischer ventrikulärer
Funktionsparameter. In der klinischen Routine werden standardmäßig das linksventrikuläre
(fragestellungsspezifisch auch das rechtsventrikuläre) enddiastolische (EDV) und endsystolische
Volumen (ESV), das Schlagvolumen (SV), das Herzzeitvolumen (CO), die Auswurffraktion
(EF) und die myokardiale Muskelmasse ausgewertet [1]
[2]. Volumetrische Größen werden als Absolutwerte oder auf die Körperoberfläche normalisiert
angegeben. Sie stellen aufgrund ihrer hohen Reproduzierbarkeit und Genauigkeit wichtige
Parameter in der kardialen Diagnostik sowie für Therapie- und Verlaufskontrollen dar.
Es sei darauf hingewiesen, dass sich volumetrische Herz-MRT-Funktionsparameter methodisch
von gleichnamigen echokardiografischen, computertomografischen oder Einzelphotonen-Emissions-computertomografischen
(SPECT) Funktionsparametern unterscheiden und daher mit diesen nur eingeschränkt vergleichbar
sind [17]
[18]
[19].
Neben der Abhängigkeit volumetrischer Herz-MRT-Funktionsparameter von Geschlecht und
Alter müssen bei der Interpretation der Daten und dem Vergleich mit Normalwerten sowohl
die Aufnahmetechnik (bSSFP oder Flash) als auch die Auswertestrategie (manuelle, semiautomatische
oder automatische Segmentierung, Ein- oder Ausschluss von Papillarmuskel, Art der
Basisebenen-Definition) berücksichtigt werden ([Abb. 1]). Entsprechend den Leitlinien zur standardisierten Herz-MRT-Auswertung wird empfohlen,
myokardiale Trabekel und Papillarmuskel zur Quantifizierung der Muskelmasse zum Myokard
zu segmentieren, für die Bestimmung der Auswurffraktion und des ventrikulären Schlagvolumens
hingegen diese dem Blutvolumen zuzuordnen [4]
[9].
Abb. 1 Einfluss der Aufnahmetechnik und des Auswertealgorithmus auf linksventrikuläre volumetrische
Funktionsparameter und Muskelmasse. a bSSFP im Vergleich zur Flash-Aufnahme. b Segmentierung der Trabekel und Papillarmuskel zum Myokard (Trab+) im Vergleich zur
Segmentierung der Trabekel und Papillarmuskel zum Blutvolumen (Trab–).
Mit der Implementierung stabiler automatischer Segmentier-Algorithmen können routinemäßig
alle kardialen Phasen volumetrisch ausgewertet und aus der ventrikulären Volumen-Zeit-Kurve
sowie ihrer zeitlichen Ableitung (dV/dt) neue Funktionsparameter abgeleitet werden
([Abb. 2]): dV/dt-Kurven stellen ventrikuläre Blutflussraten dar, in denen das systolische
Minimum als maximale Auswurfrate (peak-ejection-rate, PER) und die diastolischen Maxima
als früh- und spätdiastolische maximale Füllraten (early peak-filling-rate, PFRE; peak filling rate at atrial contraction, PFRA) bezeichnet werden. Die maximalen Füllraten, deren Verhältnisse (PFRE/PFRA) und die auf das enddiastolische Volumen normalisierten Füllraten (PFRE/EDV, PFRA/EDV) haben Potenzial, ohne zusätzliche Messungen die diastolische ventrikuläre Funktion
zu charakterisieren und die diastolische Dysfunktion zu klassifizieren [20]
[21]. Während ventrikuläre Funktionsparameter üblicherweise aus dem den Ventrikel abdeckenden
Cine-Kurzachsen-Schnittbildstapel ausgewertet werden, benötigt man zur volumetrischen
Evaluierung der links- und rechts-atrialen Funktion zusätzliche Cine-Serien in Kurz-
oder Langachsenorientierung ([Abb. 2]). Aus dem biphasischen atrialen Volumen-Zeit-Verlauf können maximale und minimale
atriale Volumina ausgewertet sowie die gesamte (TEF), die passive (PEF) und die kontraktile
(CEF) atriale Auswurffraktion berechnet werden [22]. Atriale Funktionsparameter können – analog zur Echokardiografie – auch aus biplanaren
Flächen-Längen-Messungen abgeschätzt werden, wobei atriale Volumina und Auswurffraktionen
im Vergleich zur volumetrischen Auswertung überschätzt werden [9].
Abb. 2 Schematische Darstellung ventrikulärer und atrialer Volumen-Zeit-Kurven. a Ventrikuläre Volumen-Zeit-Kurve (roter Graph) und deren zeitliche Ableitung dV/dt
(blauer Graph) zusammen mit den maximalen ventrikulären Entleerungs- (PER) und Füllraten
(PFRE, PFRA). b Atriale Volumen-Zeit-Kurve zur Bestimmung der totalen, passiven und kontraktilen
atrialen Auswurffraktionen aus dem maximalen, minimalen und dem Volumen vor der atrialen
Kontraktion. ED = ventrikuläre Enddiastole; ES = ventrikuläre Endsystole.
Eine methodische Limitation aller volumetrischen Herz-MRT-Funktionsparameter stellt
der unregelmäßige Herzschlag dar. Wenngleich Echtzeit-Bildgebung unabhängig von Atmung
oder Herzrhythmus eine weitestgehend Bewegungsartefakt-freie Akquisition von Cine-Serien
erlaubt, unterscheiden sich Herzkammer-Volumina bei unrhythmischem Herzschlag generisch
Herzschlag-spezifisch. In Studien wurden zur Evaluierung volumetrischer Funktionsparameter
bei unrhythmischem Herzschlag Echtzeit-Cine-Serien über mehrere Herzschläge akquiriert
und zur Auswertung vergleichbare Herzschläge ausgewählt [23]
[24].
Myokardiale Funktionsparameter
Zusammen mit der myokardialen Masse können aus der Segmentierung des Myokards myokardiale
Wanddicken zur Diagnose von Myokardhypertrophie und -vitalität sowie systolisch-zu-diastolische
Wanddickenänderungen zur Beurteilung globaler und regionaler Myokardkinetik gewonnen
werden [4]. Regionale Parameter werden dabei typischerweise dem American-Heart-Association
(AHA) -17-Segmentmodell entsprechend angegeben. Bei der Auswertung der Wanddicke muss
darauf geachtet werden, dass Papillarmuskel und Trabekel nicht zum Myokard segmentiert
werden und der aortale Ausflusstrakt die Wanddicke des basalen anterior septalen Myokardsegments
nicht verfälscht.
Zur Analyse ventrikulärer Wanddeformationen (longitudinale, radiale und zirkumferentielle
Strains) und Deformationsraten (Strain-Raten) gilt die Cine-Tagging-Bildgebung als
Referenz-Standard-Methode [25]. Feature-Tracking ermöglicht die Auswertung ventrikulärer und atrialer Strains und
Strain-Raten aus gewöhnlichen Cine-Serien, wodurch myokardiale Wanddeformationen ohne
zusätzliche Messungen im Rahmen der Routine-Bildgebung erfasst werden können ([Abb. 3]). Strains und Strain-Raten variieren allerdings sowohl regional (basal/mittmyokardial/apikal,
endokardial/epikardial) als auch in Abhängigkeit von der Aufnahmetechnik (Feature-Tracking,
displacement-encoding-with-stimulated-echoes (DENSE) -Bildgebung, Cine-Tagging). Im
Gegensatz zu den volumetrischen Funktionsparametern unterscheiden sich Strains und
Strain-Raten Auswertesoftware-spezifisch, was die Interpretation myokardialer Strains
in der klinischen Routine und deren Vergleich mit publizierten Normalwerten maßgeblich
limitiert [26]
[27].
Abb. 3 Ventrikuläre Strains und Strain-Raten. a Schematische Darstellung der Definition myokardialer zirkumferentieller, radialer
und longitudinaler Strains. b Bei der Tagging-Analyse wird die Deformation aus der Nachverfolgung eines initial
aufgeprägten Gitters (gelbe Linien) bestimmt. c Feature-Tracking verwendet gewöhnliche Cine-Serien zur Modellierung der Verschiebung
myokardialer Bildpunkte im Herzzyklus. d Typischer Verlauf globaler linksventrikulärer Strains (rote Graphen) und deren zeitliche
Ableitung (Strain-Raten, blaue Graphen).
Herzklappenfunktion
Durch Herzklappenstenosen oder -insuffizienzen bedingte Jets werden in Cine-Serien
als Signalauslöschungen visualisiert, wobei ihr Erscheinungsbild maßgeblich von den
Parametern der Aufnahmesequenz (vor allem der Echozeit) und der turbulenten Natur
des Blutflusses im Jet abhängt. Daher kann dieses Phänomen nicht zur Quantifizierung
von Herzklappenstenosen oder -insuffizienzen herangezogen werden. Aus Cine-Serien
in den Klappenebenen können allerdings durch planimetrische Auswertung Klappenöffnungsflächen
bestimmt und Klappenstenosen in guter Übereinstimmung zur Referenz-Standard-Methode
Echokardiografie graduiert werden [28]
[29].
Phasenkontrastbildgebung
Die Phasenkontrasttechnik erlaubt die Quantifizierung von Blutfluss- und Myokardgeschwindigkeiten
in beliebigen Raumrichtungen [30]
[31]. In der Herz-MRT wird die Technik typisch als Cine-Technik mit unidirektionaler
Geschwindigkeitskodierung senkrecht zur Aufnahmeebene (through-plane) verwendet. Man
spricht von 2D-Flussmessungen, wobei sich die 2 Dimensionen auf Zeitauflösung und
unidirektionale Geschwindigkeitsmessung beziehen. Unter Verwendung von Beschleunigungstechniken
wird die Durchführung von 4D-Flussmessungen, d. h. die Aufnahme des zeitlich aufgelösten
tridirektionalen Geschwindigkeitsfeldes in einem Volumen, für die klinische Routine
attraktiv [32].
2D-Flussmessungen werden typisch orthogonal zur angenommenen Hauptströmungsrichtung
durch einen interessierenden Querschnitt (z. B. orthogonal zu einem Gefäß oder parallel
zu atrio-ventrikulären Herzklappenebenen) aufgenommen. Daraus lassen sich die zeitlichen
Veränderungen der Querschnittsfläche, der Maximalgeschwindigkeit, der mittleren Geschwindigkeit
und des Blutflusses durch den Querschnitt sowie das korrespondierende zeitlich integrale
Flussvolumen im Herzintervall ermitteln. Analoge Größen können aus 4D-Flussmessungen
für jeden Querschnitt innerhalb des aufgenommenen Volumens durch multiplanare Rekonstruktion
bestimmt werden ([Abb. 4]). Beide Methoden haben unterschiedliche Vor- und Nachteile: Vorteile der 2D- gegenüber
der 4D-Flussmessung sind kurze Aufnahmezeiten (sodass Daten unter Atemanhalten akquiriert
werden können) sowie die Möglichkeit der Optimierung der Geschwindigkeitskodierung
(VENC, so klein als möglich, um Geschwindigkeits-Rauschverhältnis zu maximieren, aber
größer als Maximalgeschwindigkeiten, um Aliasing und damit potenzielle Fehler bei
der Auswertung zu vermeiden [30]
[31]
[33]). 4D-Flussmessungen zeichnen sich hingegen im Vergleich zu 2D-Flussmessungen durch
einfache Planung und a-posteriori-Analysierbarkeit beliebiger interessierender Messebenen
aus einem Datensatz aus [32].
Abb. 4 Phasenkontrastparameter dargestellt anhand einer 2D- und 4D-Flussmessung in der Aorta
ascendens. a Segmentierung der Aortenquerschnittsfläche (gelbe Linie) in einer 2D-Flussmessung
in einer orthogonal zum Gefäß ausgerichteter Messebene. b In einer die Aorta ascendens überdeckenden 4D-Flussmessung kann, vergleichbar zur
2D-Flussmessung, der aortale Blutfluss a-posteriori mittels multiplanarer Rekonstruktion
der Messebene (rote Ebene) ausgewertet werden. Das visualisierte Geschwindigkeitsfeld
über dem Querschnitt (Vektoren) erlaubt insbesondere die Ausrichtung der Auswerteebene
orthogonal zum Blutfluss. c Typische Verläufe der segmentierten Querschnittsfläche, der mittleren und der maximalen
through-plane-Geschwindigkeit durch die Querschnittsfläche sowie des berechneten Blutflusses
durch die Querschnittsfläche.
Quantifizierung von Blutflussvolumina
Die zentrale Anwendung der Phasenkontrastmethode in der Routine-Herz-MRT ist die Quantifizierung
aortaler (QA) und pulmonaler Blutflussvolumina (QP) über den Herzschlag. In Abwesenheit kardialer/kardiovaskulärer Shunts und/oder Herzklappeninsuffizienzen
entsprechen QA und QP dem links- und rechtsventrikulären Schlagvolumen [5]
[34]. Durch Vergleich der Blutflussvolumina untereinander (QP/QA-Verhältnis) sowie mit den volumetrischen ventrikulären Schlagvolumina können einerseits
Shuntvolumina, andererseits Regurgitationsvolumina der atrio-ventrikulären Klappen
abgeschätzt werden ([Abb. 5]). Regurgitationsvolumina semilunarer Klappen können direkt aus dem Zeitverlauf aortaler
und pulmonaler Phasenkontrastmessungen bestimmt werden: Während sich nach dem endsystolischen
Klappenschluss effektiv kein Blutfluss durch den Gefäßquerschnitt feststellen lässt,
bedingen Klappeninsuffizienzen ein diastolisches Rückflussvolumen ([Abb. 6]).
Abb. 5 Interpretationsschemas zur kombinierten Auswertung volumetrischer Schlagvolumina
und Phasenkontrast-Flussvolumina a in Abwesenheit kardialer/kardiovaskulärer Shunts und Insuffizienzen der atrio-ventrikulären
Klappen, b bei Insuffizienz der atrio-ventrikulären Klappen in Abwesenheit kardialer/kardiovaskulärer
Shunts, c bei kardialen/kardiovaskulären Shunts. d Zusammenhänge zwischen volumetrischen Schlagvolumina und Phasenkontrast-Flussvolumina.
LA/RA = linker/rechter Vorhof; PV = Pulmonalvenen; VC = Hohlvenen; MINS/TRINS = Mitral-/Trikuspidalinsuffizienz;
PVF = Pulmonalvenenfehlmündung; ASD = Atriumseptumdefekt; VSD = Ventrikelseptumdefekt;
PDA = persistierender Duktus arteriosus; LVSV/RVSV = links-/rechtsventrikuläres Schlagvolumen;
QA = aortales Blutflussvolumen pro Herzschlag; QP = pulmonales Blutflussvolumen pro Herzschlag; QP,R/QP,L = Blutflussvolumen durch die rechte/linke Pulmonalarterie pro Herzschlag.
Abb. 6 Bestimmung des Regurgitationsvolumens bei Aortenklappeninsuffizienz. a Verlauf des durch den Aortenquerschnitt hindurchtretenden Blutflussvolumens bei Abwesenheit
einer Aorteninsuffizienz. Das nach dem systolischen Klappenschluss hindurchgetretene
Vorwärtsvolumen entspricht QA. b Verlauf des durch den Aortenquerschnitt hindurchtretenden Blutflussvolumens bei Aortenklappeninsuffizienz.
Nach dem systolischen Klappenschluss fließt Blut effektiv rückwärts durch den Aortenquerschnitt.
Das Regurgitationsvolumen berechnet sich als Differenz zwischen Vorwärtsvolumen und
QA.
Die vergleichende Interpretation volumetrischer und phasenkontrastbasierter Blutflussvolumina
wird entscheidend von der Genauigkeit der volumetrischen Auswertung, der Genauigkeit
der Phasenkontrastmessung und physiologischen Variationen zwischen den Messungen bestimmt.
Zur Kontrolle volumetrischer ventrikulärer Schlagvolumina kann das durch die atrio-ventrikulären
Klappen gemessene (diastolische) Einstromvolumen herangezogen werden [35]. Die Genauigkeit der Ergebnisse von Phasenkontrastmessungen wird neben der Segmentierung
und der Wahl der Messebene (exakte Orthogonalität zum Gefäß spielt dabei eine untergeordnete
Rolle, da die dabei auftretende Unterschätzung der Geschwindigkeit durch die Überschätzung
der Querschnittsfläche kompensiert wird) durch möglicherweise auftretende, räumlich
variable Hintergrundphasen limitiert. Minimieren lassen sich Hintergrundphasen durch
Messung nahe des Isozentrums sowie durch adäquate Korrektur mittels Post-Processing
[30]
[31]. 4D-Flussmessungen haben Potenzial, die Genauigkeit von Phasenkontrastmessungen
weiter zu verbessern, da physiologische Variationen zwischen einzelnen 2D-Phasenkontrastmessungen
entfallen und (Klappen-) Ebenen im Zeitverlauf entsprechend angepasst werden können
[32].
Maximal- und Spitzengeschwindigkeiten
Die Messung von Maximal- und Spitzengeschwindigkeiten spielt einerseits in der Schweregradbestimmung
von Klappenstenosen, andererseits in der Beurteilung der diastolischen Herzfunktion
eine wichtige Rolle.
Spitzengeschwindigkeiten in durch Klappenstenosen bedingten Jets lassen sich in guter
Übereinstimmung mit der Referenz-Standard-Methode Echokardiografie ermitteln. Voraussetzung
dafür ist allerdings, dass bei der Phasenkontrastmessung kurze Echozeiten sowie adäquate
zeitliche und räumliche Auflösung gewählt werden, die 2D-Phasenkontrastebene in der
vena contracta orthogonal zur Geschwindigkeit ausgerichtet ist und Geschwindigkeiten
ohne Mittelwertbildung aus einzelnen Pixeln ausgewertet werden [4]
[30]
[31]
[36].
Aus den früh- (E) und spätdiastolischen (A) Spitzengeschwindigkeiten der Blutflussprofile
über den atrio-ventrikulären Klappen kann – analog zur Echokardiografie – das transmitrale
bzw. transtrikuspidale E/A-Verhältnis als Parameter der ventrikulären diastolischen
Funktion ermittelt werden ([Abb. 7]). Weitere Phasenkontrastparameter der diastolischen Funktion sind [37]
[38]
[39]: die systolische (S) und frühdiastolische (D) Pulmonalvenen-Spitzengeschwindigkeit
sowie das S/D-Verhältnis zur Graduierung der diastolischen Dysfunktion, die frühdiastolische
Spitzengeschwindigkeit des Myokards (e') und das E/e'-Verhältnis zur Abschätzung des
linksventrikulären Füllungsdrucks. Wenngleich Studien eine gute Korrelation dieser
Parameter zur Echokardiografie zeigen [39], werden diastolische Funktionsparameter aufgrund zusätzlich notwendiger Messungen
und der fehlenden Standardisierung entsprechender Akquisitionsprotokolle routinemäßig
nicht evaluiert. Es sei darauf hingewiesen, dass in Studien zur Evaluierung diastolischer
Funktionsparameter Phasenkontrastprotokolle mit höherer zeitlicher Auflösung (15–20 ms
[37]
[39]) und adaptierten VENCs (100–180 cm/s für transmitrale, 10–30 cm/s für myokardiale
Messungen [37]) verwendet wurden. Mit der fortschreitenden Implementierung von 4D-Flussmessungen
könnte sich die Auswertung der diastolischen Funktion ohne zusätzliche Messungen in
der klinischen Routine durchsetzen [32].
Abb. 7 Bestimmung diastolischer Funktionsparameter aus einer transmitralen 2D-Flussmessung.
a Verlauf der transmitralen Blutfluss-Maximalgeschwindigkeit (roter Graph) mit den
früh- (E) und spätdiastolischen (A) Spitzengeschwindigkeiten. b Verlauf der myokardialen Maximalgeschwindigkeit (roter Graph) mit der frühdiastolischen
Spitzengeschwindigkeit e'.
Perfusionsbildgebung
Bei der Herz-MRT-Perfusionsbildgebung wird das Anfluten von intravenös appliziertem,
Gadolinium-haltigem Kontrastmittel im Myokard mittels Sättigungspuls-präparierten
Einzelschuss (single-shot)-Gradientenecho (GRE)-Sequenzen (Flash-, bSSFP-, und GRE-EPI
Hybridsequenzen, wobei erstere aufgrund der geringsten Artefakt-Suszeptibilität am
häufigsten verwendet wird [40]) unter pharmakologischem Stress und/oder Ruhebedingungen analysiert. Zur Abdeckung
möglichst aller 17 AHA-Segmente werden Perfusionsserien typischerweise in drei Kurzachsen-
und einer Langachsenebene aufgenommen. Die Interpretation regional verzögerter Kontrastmittelanflutung
in Perfusionsserien erfolgt zurzeit in der Routine primär qualitativ. Zur Differenzierung
zwischen Myokardischämie und dem einen subendokardialen Perfusionsdefekt vortäuschenden
dark-rim-Artefakt werden Stress- und Ruheperfusionsserien vergleichend analysiert
[41]
[42].
Quantitative Perfusionsmaße bieten neben dem Potenzial einer objektiven Erfassung
regionaler Perfusionsdefizite die Möglichkeit, auch globale oder diffuse myokardiale
Perfusionsänderungen, wie z. B. in nichtobstruktiven koronaren Herzerkrankungen, zu
erfassen [7]
[8]
[43]. Der derzeit etablierteste Herz-MRT-Perfusionsparameter ist der myokardiale Perfusionsreserve-Index
(MPRI). Der MPRI ergibt sich aus dem Quotienten der Steigungen (upslopes) der myokardialen
Signalintensitätsverläufe während des Kontrastmittelanflutens unter Stress und Ruhe
([Abb. 8]). Die Rationale dieses semiquantitativen Parameters ist, dass Steigungen ein Maß
für die Myokardperfusion darstellen, sodass ihr Quotient als nichtinvasives Korrelat
zur koronaren fraktionellen Flussreserve (FFR) interpretiert werden kann [44]
[45]
[46]. Eine maßgebliche Limitation des Index liegt – trotz seiner konzeptionellen Einfachheit
– in der Abhängigkeit der Größe von Protokollparametern (z. B. Kontrastmittelmenge,
Sequenzparameter, Zeit zwischen Stress und Ruheperfusionsaufnahme) und der verwendeten
Auswertesoftware [47].
Abb. 8 Bestimmung des myokardialen Perfusionsreserve-Index (MPRI). Aus den (bewegungskorrigierten)
Perfusionsserien (links) können pixelweise Signalintensitätsverläufe bestimmt werden
(Mitte). Die Steigungen während des Kontrastmittelanflutens lassen sich in Steigungs-Karten
darstellen und regional/segmental auswerten (rechts). Der Stress-zu-Ruhe-Quotient
definiert den MPRI, der im ischämischen AHA-Segment 10 im Vergleich zum nichtischämischen
Segment 7 reduziert ist.
Eine universellere absolute Quantifizierung der myokardialen Perfusion benötigt die
Umrechnung von Signalintensitätsverläufen im Myokard und im linksventrikulären Blut
in entsprechende Kontrastmittelkonzentrationsverläufe [8]. Dabei ergeben sich spezielle Anforderungen an Datenakquisition und/oder Kontrastmittelapplikation.
Wenngleich die Machbarkeit einer sogar pixelweisen Perfusionsquantifizierung gezeigt
wurde [44], ist diese Methode noch nicht klinisch etabliert [48].
Relaxationszeit-Kartierung
Relaxationszeit-Kartierung
Myokardiale Relaxationszeit-Kartierung (Mapping) bezeichnet die pixelweise Abschätzung
magnetischer Relaxationszeiten (T1, T2, T2*) des Myokards. In Relaxationszeit-Karten
werden – analog zu T1-, T2- oder T2*-gewichteten Bildern – regionale myokardiale Veränderungen
in Form regional unterschiedlicher Relaxationszeiten dargestellt. Ihr Potenzial liegt
aber vor allem darin, dass durch Segmentierung des Myokards oder myokardialer Auswertebereiche
mittlere myokardiale Relaxationszeiten bestimmt und mit Normalwerten verglichen werden
können [6]
[9]. Dadurch werden neben regionalen auch diffuse und globale myokardiale Veränderungen
erfassbar ([Abb. 9]).
Abb. 9 Myokardiale Relaxationszeit-Karten. a Native T1-, T2- und T2*-Karte sowie T1-Karte nach Kontrastmittelapplikation (T1-post)
und die aus nativen und post-Kontrast-T1-Karten berechnete ECV-Karte. b Regionale T1-, T2- und ECV-Veränderungen im Rahmen einer akuten Myokarditis. T1-,
T2- und ECV-Werte in der betroffenen Lateralwand sind im Vergleich zu nicht involvierten
Myokardsegmenten erhöht und, wie in der T2-gewichteten und Late-Enhancement-Bildgebung,
sichtbar. c Globale T1- und ECV-Veränderungen im Rahmen einer kardialen Amyloidose. Die im Vergleich
zum Normalwert stark erhöhten globalen T1- und ECV-Werte bei Abwesenheit von Myokardödem
(normale T2-Werte) sind – über das häufige Erscheinungsbild im Late Enhancement hinaus
– typisch für kardiale Amyloidose.
Kardiale Relaxationszeit-Karten werden aus Bildserien mit einem variierenden Sequenzparameter
über bekannte Zusammenhänge zwischen Relaxationszeiten und Signalintensitäten berechnet.
Moderne Kartierungsmethoden erlauben die Aufnahme der Bildserien innerhalb eines Atemanhalte-Intervalls.
Für T1-Kartierungen stellt die Modified Look-Locker-Inversion-Recovery (MOLLI) -Sequenz
die etablierteste Methode dar, wobei T1-Werte aus Einzelschuss-bSSFP-Bilderserien
mit variierender Inversionszeit ermittelt werden [49]
[50]
[51]. Zur Abschätzung myokardialer T2-Zeiten werden beispielsweise Einzelschuss-GRE-Bildserien
mit variierender T2-Präparationszeit eingesetzt [51]
[52] und T2*-Zeiten werden schlussendlich aus segmentierten Multiecho-GRE-Bildern mit
unterschiedlichen Echozeiten berechnet [6]
[52].
T1- und T2-Kartierung
Während in nativen myokardialen T1-Karten Myokardfibrose und Myokardödem mit erhöhten
T1-Werten assoziiert sind, stellen sich in T1-Karten nach Kontrastmittelapplikation
(post-Kontrast-T1-Karten) Bereiche mit vergrößertem extrazellulärem Raum in Myokardfibrose
oder -nekrose entsprechend des höheren Kontrastmittelverteilungsvolumens mit erniedrigten
T1-Werten dar [49]
[53]. Post-Kontrast-T1-Werte werden neben der morphologischen Veränderung des Myokards
maßgeblich von der applizierten Kontrastmittelmenge, der Zeit nach Kontrastmittelapplikation
und dem Kontrastmittelauswaschverhalten des Myokards bestimmt. Es ist daher üblich,
die von der Kontrastmittelkinetik weitestgehend unabhängige extrazelluläre Volumenfraktion
(ECV) zu berechnen [50]
[54], welche das relative Verteilungsvolumen des Kontrastmittels im Myokard widerspiegelt
([Abb. 9]). Zumal ein Myokardödem den Zusammenhang zwischen erhöhten nativen T1- bzw. ECV-Werten
mit myokardialer Fibrose maßgeblich limitiert, empfiehlt es sich, T1- und ECV-Karten
gemeinsam mit zusätzlich aufgenommenen T2-Karten zu interpretieren, in denen sich
das Myokardödem mit erhöhter T2-Zeit darstellt [55]. Wenngleich myokardiale T1- und T2-Zeit-Veränderungen nicht spezifisch sind, wurde
gezeigt, dass durch sie die Herz-MRT-basierte diagnostische Genauigkeit bei Myokarditis,
Amyloidose, Anderson-Fabry-Erkrankung und kardialen Eisenspeichererkrankungen erhöht
wird [6]
[56].
Obwohl die Akquisition und Auswertung myokardialer Relaxationszeit-Karten einfach
ist, müssen Aufnahmetechnik und Auswertung in der Interpretation der Werte berücksichtigt
werden ([Abb. 10]): Pixelweise ermittelte Relaxationszeiten hängen maßgeblich von gewählten Sequenz-
und Protokollparametern ab und regionale Relaxationszeitmittelwerte können durch Partialvolumeneffekte
von den an das Myokard angrenzenden Strukturen (Blut, Fett, Perikardflüssigkeit) verfälscht
werden [57]
[58]. Entsprechend müssen Normalwerte identisch zu klinischen Routine-Kartierungsprotokollen
gewonnen werden, wobei Akquisition und Auswertung standardisiert durchgeführt werden
müssen [6]
[50]. Ist die pixelweise Überlagerung der Bildserien durch (Bewegungs-) Artefakte limitiert,
müssen betroffene myokardiale Segmente erkannt und aus der Auswertung ausgeschlossen
werden.
Abb. 10 Technisch bedingte Schwierigkeiten bei der Interpretation und Auswertung von Relaxationszeit-Karten.
a Bewegung in der zur Relaxationszeit-Karten-Berechnung aufgenommenen Bildserie. Die
Bildserien werden zwar vor der Berechnung der Karten bewegungskorrigiert, jedoch muss
dies nicht notwendigerweise zu einer perfekten Überdeckung der Einzelbilder führen
(links). Als Konsequenz ergeben sich Artefakte in den Relaxationszeit-Karten, die
häufig schwer als solche zu identifizieren sind, in den bewegungskorrigierten Einzelbildern
jedoch gut erkannt werden können (gelber Rahmen). b Der Einschluss von myokardialen Randpixeln kann durch Partialvolumen von Blut, Fett
oder Perikardflüssigkeit die mittlere myokardiale Relaxationszeit in einem myokardialen
Auswertebereich verfälschen [57]. Zum Vergleich mit Normalwerten sollte das Auswerteprozedere daher standardisiert
sein. c Pixel, die Fett- und Myokard enthalten, können in T1-Karten artifizielle T1-Werte
ergeben [58]. Im dargestellten Fall der lipomatösen Metaplasie (Pfeile) zeigen Regionen mit prädominantem
Fett lateral – wie erwartet – geringe native T1-Werte, während septal und in den Randbereichen
lateral artifiziell hohe T1-Werte auftreten. * markiert ein Bewegungsartefakt wie
in a beschrieben (siehe im Vergleich T1-post).
T2*-Kartierung
Reduzierte septale myokardiale T2*-Zeiten bei 1,5 T stellen die Referenz-Standard-Methode
zur nichtinvasiven Diagnose und Graduierung kardialer Hämochromatose dar [6]
[49]. Zur Schweregradeinteilung myokardialer Eisenspeicherung mittels T2*-Kartierung
werden 1,5T-T2*-Zeiten des basalen Septums über 20 ms als normal, Werte kleiner als
10 ms als Zeichen einer schwerwiegenden myokardialen Eisenspeicherung interpretiert
[6]
[60]
[61]. Die Artefakt-Anfälligkeit der Methode und die fehlenden Referenzwerte für 3 T könnten
dazu beitragen, die durch kardiale Eisenspeicherkrankheiten bedingte Reduktion myokardialer
T1- und T2-Werte als neue diagnostische Marker zu etablieren [6].
Fazit
Funktionelle, Phasenkontrast- und Perfusionsbildgebung sowie Relaxationszeit-Kartierung
ermöglichen die Erfassung einer Vielzahl quantitativer Herz-MRT-Parameter. Diese erlauben
eine über die visuelle Beurteilung von Herz-MRT-Bildern hinausgehende Charakterisierung
von Funktion, Morphologie und Perfusion des Herzens, sei es im Vergleich zu Normalwerten
oder im Therapieverlauf. Bei der Interpretation ausgewerteter Parameter in der klinischen
Routine muss allerdings sowohl in der Bildakquisition als auch der Auswertung zunehmend
auf Standardisierung geachtet werden, da Aufnahmetechniken und Auswertealgorithmen
quantitative Ergebnisse maßgeblich – jedoch mitunter nicht unmittelbar erkennbar –
beeinflussen können.