Aktuelle Dermatologie 2019; 45(11): 498-499
DOI: 10.1055/a-1002-8492
Interview
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Mit guten Augen und viel Erfahrung lässt sich oft die richtige Diagnose stellen“

Frau Prof. Bayerl im Gespräch mit Herrn Prof. von den Driesch
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Publication Date:
13 November 2019 (online)

 
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    Prof. Peter von den Driesch ist Dermatologe mit den Zusatzbezeichnungen Dermatohistologie, Phlebologie und Allergologie. Nach seinem Medizinstudium an der RWTH Aachen war er zunächst von 1984 – 1985 als Assistenzarzt an der Dermatologischen Universitätsklinik Erlangen (Leiter: Prof. Dr. med. O. P. Hornstein) tätig, wo er auch promovierte. Danach folgte ein Aufenthalt bis 1988 am Institut für Immunologie der Universität Münster (Leitung: Prof. Dr. rer. nat. E. Kölsch), bevor er an die Dermatologische Universitätsklinik Erlangen zurückkehrte. Dort wurde er 1992 habilitiert und 1993 zum Hochschuldozenten auf Zeit ernannt. Im Jahr 2000 folgte ein Ruf an die Universität Hamburg, Hautklinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf (Direktor: Frau Prof. Dr. med. I. Moll), 2003 wurde er zum Ärztlichen Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Zentrum für Hautkrankheiten, Klinikum Stuttgart, berufen. Seit 2016 ist er Leiter des Zentrums für Hautkrankheiten am Klinikum Stuttgart.

    Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?

    Als Student hatte ich die Möglichkeit, bei einer niedergelassenen Hautärztin in Aachen zu famulieren. Dort war ich vom ersten Tag an von der Vielfalt ihrer Tätigkeiten in ihrer Praxis beeindruckt, die sich über klassische Hautpatienten, Operationen, Phlebologie und Allergologie erstreckte. Schön fand ich auch, dass man es mit allen Altersgruppen bei den Patienten zu tun hatte.

    Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?

    Ich bin sehr zufrieden, weil sich meine damaligen Erwartungen bestätigt haben. Die Dermatologie mag aus Sicht eines Studenten eine Liebe auf den zweiten Blick sein. Ich habe aber in meiner Laufbahn kaum einen Arzt kennengelernt, der – nachdem er sich einmal mit der Dermatologie beschäftigt hatte – wieder zurück auf ein anderes Fach gewechselt hat.

    Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

    Ein Patient, der mich sehr beeindruckt hat, war ein Patient mit einer ganz ungewöhnlich hartnäckigen akuten febrilen neutrophilen Dermatose (Sweet-Syndrom), bei dem erst post mortem, nachdem er an einer für dieses Krankheitsbild berüchtigten perakuten Pneumonie verstorben war, das auslösende Adenokarzinom des Kolons festgestellt wurde. Ich konnte in der Folgezeit feststellen, dass diese Erkrankung keineswegs so selten ist, wie man dachte, und habe auch einen Beitrag zur Erforschung dieses Syndroms leisten können.

    Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

    Meine beiden klinischen Lehrer waren Herr Prof. Dr. Hornstein und Herr Prof. Dr. Simon von der Hautklinik in Erlangen. Des Weiteren habe ich viel über Dermatohistologie von Herrn Prof. Dr. Schell, dem langjährig leitenden Oberarzt an der Dermatologischen Universitätsklinik Erlangen, lernen können.

    Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?

    Die derzeit entscheidende Entwicklung in der Dermatologie ist der immense Fortschritt unserer pharmakologischen Möglichkeiten. Vor allen Dingen durch den breiten Einsatz von biologischen Medikamenten verändert sich sehr viel in der Versorgung der Patienten. Diese Möglichkeiten miterleben zu können, betrachte ich als großes Privileg.

    Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?

    Besonders spannend ist bezüglich der Zukunft der Dermatologie, dass immer mehr rationale pathophysiologische Erkenntnisse Diagnose und Therapie bestimmen. Diese gehen auch einher mit konkreten Konsequenzen und der unglaublichen Möglichkeit, diese erkannten pathophysiologischen Elemente in konkrete rationale Therapie umzusetzen. Dies geht weit über die in meiner medizinischen Jugend noch vorherrschende, rein empirische Dermatotherapie hinaus.

    Was raten Sie jungen Kollegen?

    Immer noch besteht der Reiz der Dermatologie auch darin, dass man mit der Kombination aus guten Augen und viel Erfahrung in vielen Fällen unmittelbar die richtige Diagnose stellen kann und so den Patienten vor aufwendigen Untersuchungen und sinnlosen Therapien bewahren kann. Diese Mustererkennung kann man sehr wohl durch das Anschauen vieler Patienten und auch Abbildungen von Erkrankungen trainieren. Ich würde in meiner Ausbildung auch weiterhin unbedingt eine mehrjährige dermatologische Ausbildung an einer entsprechenden Hautklinik bevorzugen, da hier die Möglichkeit besteht, auch viele seltenere Erkrankungen einmal persönlich gesehen zu haben. Dies erleichtert im späteren Berufsleben das Erkennen dieser Muster ganz enorm.

    Korrespondenzadresse
    Prof. Peter von den Driesch
    Krankenhaus Bad Cannstatt
    Klinik für Dermatologie und Allergologie
    Prießnitzweg 24
    70374 Stuttgart
    PDriesch@klinikum-stuttgart.de


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