Der Klinikarzt 2019; 48(10): 402-406
DOI: 10.1055/a-1013-3868
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung und koronare Herzkrankheit

Kardiale Komorbiditäten mit komplexen pathogenetischen Interaktionen
Matthias Leschke
1   Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Klinikum Esslingen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen
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21 October 2019 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Patienten mit COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) wird häufig verspätet gestellt, da Symptome wie Dyspnoe, thorakale Schmerzen und Palpitationen sowie Herzrhythmusstörungen auf die zugrunde liegende COPD bezogen werden. Nach verschiedenen Studien ist die COPD durch ein bis zu 3-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko gegenüber Nicht-COPD-Patienten belastet. Nach einer aktuellen Studie sind 69 % der COPD-Patienten kardiovaskulär erkrankt. So fand sich eine um 2,33 höhere Wahrscheinlichkeit einer stationären Aufnahme wegen einer kardiovaskulären Genese gegenüber Nicht-COPD-Patienten. Wesentlich dürfte dafür eine systemische Inflammation sein, die in Beziehung mit dem Ausmaß der bronchialen Obstruktion und der Air-Flow-Limitation steht und sich laborchemisch durch einen Anstieg des hochsensitiven CRP (C-reaktives Protein), aber auch der Fibrinogenkonzentration insbesondere bei akuten Exazerbationen zeigt. COPD-Patienten haben signifikant erhöhte Troponinkonzentrationen infolge eines Typ-2-Myokardinfarktes aufgrund von Hypoxie und Tachykardie, einer damit sekundären stressbedingten Myokardischämie. Demnach müssen COPD-Patienten sorgfältig bezüglich kardiovaskulärer Risikofaktoren untersucht und kardiale Komorbiditäten diagnostiziert werden.