Aktuelle Dermatologie 2019; 45(11): 500
DOI: 10.1055/a-1013-7288
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zahlen zur Hidradenitis suppurativa in Deutschland vorgelegt

Kirsten N. et al.
Epidemiology of hidradenitis suppurativa in Germany – An observational cohort study based on a multisource approach.

JEADV 2019;
DOI: 10.1111/jdv.15940.
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Publication History

Publication Date:
13 November 2019 (online)

 

Bei der Hidradenitis suppurativa handelt es sich um eine chronische, entzündliche Hautkrankheit, welche die Haarfollikel betrifft. Durch wiederkehrende Noduli, Fistelbildung sowie Vernarbungen leidet die Lebensqualität der Betroffenen. N. Kirsten et al. haben nun das Auftreten der Hidradenitis suppurativa bei ambulanten und stationären Patienten in Deutschland untersucht.


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Laut Literaturangaben bewegt sich die Prävalenz der Hidradenitis suppurativa zwischen 0,03 und 4,0 %. Allerdings ergeben sich Unterschiede, je nachdem, welche Datenbank bzw. Methode herangezogen wird. Die populationsbasierte Kohortenstudie basierte auf Daten der gesetzlichen Krankenkassen DAK-Gesundheit und Barmer GEK sowie des Statistischen Bundesamtes. Die Autoren konzentrierten sich dabei auf die Zeitspanne zwischen 2010 und 2015. Dabei wurden die Prävalenz, die Inzidenz sowie das fallbezogene Auftreten der Hidradenitis suppurativa ermittelt. Ebenfalls von Interesse waren die Prävalenzen von Fehldiagnosen.

Ergebnisse

Der ICD-10-Code L73 umfasst neben der Hidradenitis suppurativa noch weitere Erkrankungen der Haarfollikel. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes hat die absolute Zahl von hospitalisierten Fällen mit einer L73-Diagnose zwischen 2010 und 2015 von 4761 auf 6188 zugenommen. Um gezielt Patienten mit einer Hidradenitis suppurativa zu identifizieren (ICD-10-Code L73.2), wurden Daten der DAK-Gesundheit und Barmer GEK herangezogen. Eine repräsentative Auswahl von 2 319 584 Versicherten der DAK-Gesundheit (5,9 Millionen Versicherte insgesamt) stellte die Grundlage für die weitere Analyse dar. Der Frauenanteil betrug hier 60,0 %, und der überwiegende Teil der Versicherten war zwischen 40 und 80 Jahre alt. 791 Individuen waren 2010 an einer Hidradenitis suppurativa erkrankt. Dies entsprach einer Prävalenz von 0,03 %. Die Ergebnisse erwiesen sich als vergleichbar mit denjenigen der Barmer GEK (9 Millionen Versicherte insgesamt). Nach Adjustierung für Alter und Geschlecht innerhalb der deutschen Gesamtbevölkerung im Jahr 2012 betrug die Prävalenz 0,04 %. Frauen (0,04 %) wiesen laut DAK-Gesundheit eine höhere Prävalenz auf als Männer (0,03 %). Die höchste Prävalenz für eine Hidradenitis suppurativa war unter den 30 – 39-Jährigen (0,08 %) feststellbar, gefolgt von den 40 – 49-Jährigen (0,07 %). Die Autoren ermittelten einen signifikanten Rückgang der Erkrankungshäufigkeit von 791 Hidradenitis-suppurativa-Fällen im Jahr 2010 auf 168 im Jahr 2011 sowie 49 im Jahr 2015. Von den Patienten, die 2015 eine Hidradenitis-suppurativa-Diagnose erhalten hatten, waren 2014 mindestens 34,7 % bereits 1-mal potenziell falsch diagnostiziert worden.

Fazit

Die Prävalenz der Hidradenitis suppurativa in Deutschland war mit 0,03 % niedriger als von den Autoren erwartet. Aufgrund der nicht unerheblichen Rate von möglichen Fehldiagnosen kann es zu einer generellen Unterdiagnostizierung der Hidradenitis suppurativa kommen. Nach Meinung der Studienautoren unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit für zukünftige Strategien, um diese Hauterkrankung rasch und valide feststellen zu können.

Dr. Frank Lichert, Weilburg


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