Aktuelle Dermatologie 2019; 45(12): 578-580
DOI: 10.1055/a-1020-7293
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie hoch ist das Risiko für die Entwicklung eines zweiten primären Melanoms?

Lallas A. et al.
Second primary melanomas in a cohort of 977 melanoma patients within the first 5 years of monitoring.

JAAD 2019;
DOI: 10.1016/j.jaad.2019.08.074.
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Publication History

Publication Date:
12 December 2019 (online)

 

Die Behandlung von Patienten mit einem Melanom sieht eine operative Entfernung des Primärtumors, weitere stadiumabhängige Maßnahmen und eine Nachbeobachtung vor. A. Lallas et al. haben bei Patienten mit einer Melanomvorgeschichte das Risiko für die Entwicklung eines zweiten primären Melanoms und die Effektivität einer Ganzkörperfotografie sowie digitalen dermatoskopischen Dokumentation (DDD) bei der Identifizierung solcher Melanome untersucht.


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Die Studie fand in einem griechischen Krankenhaus aus dem Bereich der Tertiärversorgung statt. Die Aufnahme der Studienteilnehmer begann im Januar 2013, und die Analyse erfolgte im September 2018. Alle Studienteilnehmer unterzogen sich einer bis zu 5-jährigen Nachbeobachtung (unter anderem mit Ganzkörperfotografie und DDD). Die Untersuchungsintervalle beliefen sich auf 4 Monate bzw. auf 6 Monate (bei Patienten mit einem früheren In-situ-Melanom). Als primären Endpunkt wählten die Autoren das jährliche bzw. kumulative Risiko für die Entwicklung eines zweiten primären Melanoms innerhalb von 5 Jahren nach der Diagnose des ersten Melanoms. Zudem identifizierten sie Risikofaktoren für ein zweites primäres Melanom.

Ergebnisse

Die Studie berücksichtigte Daten von 977 Patienten. Das Durchschnittsalter zu Studienbeginn betrug 54,69 ± 15,05 Jahre (Spanne: 15 – 89 Jahre). Das Männer-Frauen-Verhältnis belief sich auf 1,1:1. Zum Zeitpunkt der Eingangsuntersuchung waren im Durchschnitt 1,6 Monate seit der Diagnose des ersten Melanoms vergangen (Spanne: 1 – 4 Monate). Bei 756 Patienten (77,4 %) erwies sich dieses erste Melanom als invasiv, bei 220 Patienten (22,6 %) lag ein In-situ-Melanom vor. Bei 220 Patienten (22,6 %) befand sich die Erkrankung im Stadium 0, bei 143 (14,6 %) im Stadium IA, bei 182 (18,6 %) im Stadium IB, bei 79 (8,1 %) im Stadium IIA, bei 76 (7,8 %) im Stadium IIB, bei 45 (4,6 %) im Stadium IIC, bei 113 (11,6 %) im Stadium III und bei 119 (12,2 %) im Stadium IV. Das mediane Gesamtüberleben der Patienten betrug zum Zeitpunkt der Analyse 51 Monate.

Von den 977 Patienten entwickelten 46 (4,7 %) ein zweites primäres Melanom. Das Risiko für ein zweites primäres Melanom betrug innerhalb des ersten Jahres 2,46 % und während der folgenden Jahre jeweils 1,61, 1,43, 1,43 sowie 1,17 %. Das kumulative 5-Jahres-Risiko belief sich auf 8,0 %. Als starke Prädiktoren für die Bildung eines solchen Melanoms erwiesen sich eine große Zahl von Muttermalen, ein heller Hauttyp sowie eine berufsbedingte Sonnenexposition. 17,3 % aller neuen Melanome wurden im Rahmen einer klinischen bzw. dermatoskopischen Untersuchung entdeckt. Bei 48,1 % dieser Fälle war eine Ganzkörperfotografie involviert und bei 34,6 % eine DDD.

Fazit

Für Melanompatienten besteht ein 8 %iges Risiko, innerhalb von 5 Jahren ein zweites primäres Melanom zu entwickeln, so das Ergebnis der Studie. Auf dieser Basis empfehlen die Autoren ein enges klinisches und dermatoskopisches Monitoring. Sowohl die Ganzkörperfotografie als auch die DDD erwiesen sich als nützlich bei der frühen Identifizierung von weiteren primären Melanomen.

Dr. Frank Lichert, Weilburg


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