Übersicht
Für die Auswahl einer individuellen, krankheitsadaptierten systemischen Therapie sind
folgende Fragen ausschlaggebend:
-
Ist die Erkrankung symptomatisch?
-
Ist eine schnelle oder langsame Progression zu erwarten?
-
Wie groß sind die Ansprechraten, die progressionsfreie Zeit und das Gesamtüberleben
durch die gewählte Therapie?
-
Welche Nebenwirkungen treten auf?
Der Menopausenstatus, die Art der vorangegangenen Therapie, das Zeitintervall zwischen
Ende der Primärtherapie und Diagnose der Metastasierung sowie verbliebene Langzeitfolgen
der vorangegangenen Therapien und Symptome der Metastasierung bestimmen die Auswahl
der Therapie. Endokrine Therapien haben eine geringe Toxizität bei hohem Wirkungsspektrum
und werden daher – und dies im Konsens nationaler und internationaler Leitlinien –
bei hormonrezeptorpositiven/HER2-negativen Formen präferiert unter Berücksichtigung
eines langsamen Ansprechens [9], [12], [13], [44], [45]. Die Ansprechraten sind mit denen einer Chemotherapie vergleichbar. Letztere kommt
als First-Line-Therapie bei deutlich erhöhtem Nebenwirkungsprofil einzig bei Notwendigkeit
der schnell beherrschbaren Symptomatik und damit hohem Remissionsdruck aufgrund eines
raschen Tumorprogresses mit lebensbedrohlicher Komplikation – akute viszerale Krise
(Definition: ago-online.de) – zum Einsatz. Aktuelle Daten weisen zudem auf die Unterlegenheit
der alleinigen Chemotherapie bei HR-Positivität und HER2-Negativität hin [42], [43]. Zudem sollten endokrin basierte Therapien und Chemotherapien nicht gleichzeitig
durchgeführt werden, da dies zu einer Erhöhung der Toxizität ohne Effektivitätssteigerung
führt [14].
Endokrin basierte Therapie
Zur endokrin basierten Therapie des metastasierten Mammakarzinoms stehen einerseits
die (anti-)endokrin wirksamen Medikamente (GnRH-Analoga, Tamoxifen, Fulvestrant, Aromatase-Inhibitoren),
und andererseits die zielgerichteten Kombinationspartner (Everolimus, Palbiciclib,
Ribociclib, Abemaciclib) zur Verfügung ([Tab. 1]).
Tab. 1 Endokrin basierte Kombinationstherapien.
Substanz
|
Dosierung
|
mTOR-Inhibitor
|
|
|
10 mg p. o. täglich
|
CDK4/6-Inhibitoren (+ AI oder Fulvestrant)
|
|
|
125 mg p. o. d1–21, q28
|
|
600 mg p. o. d1–21, q28
|
In der endokrinen First-Line-Therapie haben sich bei der postmenopausalen Patientin
neben Tamoxifen vor allem die Aromataseinhibitoren bewährt [15]. Bei Hormonrezeptorpositivität besteht eine überlegene Effektivität von Fulvestrant
(FALCON-Studie), wenn in der Dosierung mit 500 mg verabreicht [16].
Seit Einführung der CDK4/6-Inhibitoren kündigt sich ein Paradigmenwechsel an. Das
Besondere des Wirkmechanismus der CDK4/6-Inhibitoren ist das direkte Eingreifen in
den Zellzyklus und die Erzielung synergistischer Effekte in Kombination mit einer
endokrinen Therapie, die nicht nur einer Erhöhung der Wirksamkeit bewirkt, sondern
auch im Sinne einer Wiederherstellung der endokrinen Sensitivität die endokrine Resistenz
überwinden lässt [17]. CDK4/6-Inhibitoren hemmen überaktivierte CDK4/6-Kinasen und erzielen eine Dephosphorylierung.
Der Tumorsuppressor (Retinoblastom-Protein, das den Checkpoint reguliert, den Übergang
von G1- in die S-Phase kontrolliert und verhindert, dass die Transition ohne mitogenes
Signal stattfindet) wird aktiv und verhindert die unkontrollierte Transition von der
G1- zur S-Phase. Es kommt zum Zellzyklusarrest mit Verhinderung der Proliferation
der Tumorzellen [18].
Mit der Zulassung des ersten CDK4/6-Inhibitors wurde aufgrund konsistenter Effektivitäts-
und Sicherheitsdaten der Zulassungsstudien die Substanzklasse neuer Standard. Es wurde
eine Verdoppelung des Ansprechens durch die Kombinationstherapie im Vergleich zur
alleinigen antihormonellen Therapie erreicht. Palbociclib ist der erste in Deutschland
zugelassene CDK4/6-Inhibitor. In der PALOMA-1-Studie konnte bei postmenopausalen Patientinnen
in der Erstlinientherapie ein Vorteil des PFS (Progression-free Survival) von 20,2
in der Kombination des Aromatasehemmers Letrozol vs. 10,2 Monate mit Letrozol alleine
gezeigt werden (HR: 0,488; 95%-KI 0,32 – 0,75, p = 0,0004) [19]. Diese Daten konnten in der PALOMA-2-Studie (First-Line) bestätigt werden mit einem
Vorteil für ein medianes PFS von 24,8 vs. 14,4 Monaten. Darüber hinaus wurde die gesundheitsbezogene
Lebensqualität (Qol) aufrechterhalten. Eine Verschlechterung letzterer wurde lediglich
im Fall der Progression beobachtet. In der PALOMA-3-Studie wurde statt des Aromataseinhibitors
Fulvestrant eingesetzt nach Vorbehandlung mit einem Aromataseinhibitor (nach Versagen
einer endokrinen Vortherapie als Second-Line für das fortgeschrittene oder metastasierte
hormonrezeptorpositive, HER2-negative Mammakarzinom). Auch hier zeigte sich ein PFS-Vorteil
der Kombinationstherapie (9,2 vs. 3,8 Monate, HR: 0,42, 95%-KI: 0,318 – 0,56; p < 0,000001;
ORR (objektive Ansprechrate): 19 vs. 9%; OR (Odds Ratio): 2,247; p = 0,0019). Insgesamt
profitierten fast zwei Drittel der Patientinnen im Kombinationsarm (CBR [Clinical
Benefit Rate]: 67 vs. 40%; OR 3,05; p < 0,0001). Es bestand bei 21% ein prämenopausaler
Status, sodass zusätzlich Goserelin appliziert wurde. Der Therapieeffekt war hier
auch auf die prämenopausale Situation übertragbar [20]. Es zeigte sich für die Kombination im Gesamtkollektiv ein nicht signifikanter Trend
zur Verlängerung des Gesamtüberlebens mit 34,9 vs. 28 Monaten (HR: 0,81, 95%-KI: 0,64 – 1,03)
[21]. Bei der Untergruppe der Patienten, die eine endokrine Sensitivität aufwiesen, wurde
das Gesamtüberleben in der Kombination mit Palbociclib statistisch signifikant verlängert:
39,7 vs. 29,7 Monate (HR: 0,72; 95%-KI: 0,55 – 0,94). Die Lebensqualitätsanalyse ergab
im Vergleich zur alleinigen endokrinen Therapie keine Verschlechterung, sondern zeigte
sogar eine signifikante Verbesserung (p = 0,0011). Die erneute Verschlechterung der
Lebensqualität und der Schmerzsituation wurde signifikant verzögert (p < 0,025 und
p < 0,001).
Als 2. CDK4/6-Inhibitor bewirkte auch Ribociclib in der MONALEESA-2-Studie als Erstlinientherapie
eine Verlängerung des PFS (HR: 0,56, 95%-KI: 0,43 – 0,72; p < 0,0001), nach 18 Monaten
waren noch 63% der Patientinnen progressionsfrei vs. 42,2% im Kontrollarm. Die ORR
lag bei 52,7% für die Patientinnen mit klinisch messbarer Erkrankung vs. 37,1% unter
Letrozol alleine [22]. In der MONALEESA-3-Studie [23] konnte bei 776 postmenopausalen Patientinnen mit Ribociclib in der Kombination mit
Fulvestrant als First- oder Second-Line-Therapie das PFS signifikant von 12,8 auf
20,5 Monate in der Postmenopause verlängert werden (HR: 0,593, 95%-KI: 0,480 – 0,732,
p < 0,001). Bei messbaren Läsionen bestand eine Ansprechrate der Kombinationstherapie
von 40,9% gegenüber 28,7% der alleinigen Fulvestranttherapie (+ Placebo).
Der 3. CDK4/6-Inhibitor, Abemaciclib, zeigte ebenfalls einen deutlichen Vorteil in
Kombination mit einem nicht steroidalen Aromataseinhibitor (HR: 0,54, 95%-KI: 0,41 – 0,72,
p = 0,00021) in der MONARCH-3-Studie [24] als First-Line-Therapie oder mit Fulvestrant in der MONARCH-2-Studie als First-
oder Second-Line-Therapie mit maximal einer endokrinen und keiner Chemotherapie zur
Behandlung der Metastasierung (relative Risikoreduktion PFS um 44,7% mit 16,4 vs.
9,3 Monaten; HR: 0,553; p < 0,000001) nach endokrin vorbehandelter Metastasierung
in der prä- oder postmenopausalen Situation [25].
Zusammenfassend zeigten 5 randomisierte, davon 1 Phase-II- und 4 Phase-III-Studien
mit endokrin basierten CDK4/6-Kombinationstherapien Evidenz für das Vorliegen eines
verlängerten PFS. Die letzte Interimsanalyse der Phase-III-Studien demonstrierte für
die Kombination (mit Aromataseinhibitor) eine medianes PFS zwischen 25,3 und 27,6
Monaten (das mediane PFS in der MONARCH 3 war mit einem medianen Follow-up von 17,8
Monaten nicht erreicht), dies deutlich überlegen im Vergleich zur endokrinen Monotherapie
mit 13,0 bis 16,0 Monaten. Die Vorteile galten dabei auch für die Untergruppen der
älteren Patientinnen und unabhängig von Metastasierungsmuster (viszeral vs. ossär)
und Vorbehandlung. Bei nicht viszeraler Metastasierung kann analog zur FALCON-Studie
mit einem deutlich längeren medianen PFS von 22,3 Monaten bei Fulvestrant im Vergleich
zu Anastrozol mit 13,8 Monaten ggf. der Kombination mit Fulvestrant der Vorzug gegeben
werden [26].
Die AGO (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie) Mamma hat daher die endokrin
basierte CDK4/6-Kombinationstherapie als Therapieoption für Patientinnen mit HR+ HER2−
metastasiertem Mammakarzinom mit einer Empfehlung „++“ bewertet (LoE: 1b, GR: B).
Die folgende Übersicht gibt eine Zusammenfassung der einzelnen verfügbaren Studien
([Abb. 2] und [Tab. 2]).
Tab. 2 CDK4/6-Inhibition: Vergleich der Studien (Erst- und Zweitlinientherapie).
Studie
|
Therapie
|
Fallzahl
|
mPFS/TTP
|
p-Wert
|
FALCON [16]
|
Fulvestrant
|
230
|
16,6
|
0,0486
|
vs.
|
|
|
Anastrozol
|
232
|
13,8
|
FACT [27]
|
Fulvestrant + Anastrozol
|
256
|
10,8
|
0,91
|
vs.
|
|
|
Fulvestrant
|
258
|
10,2
|
SWOG [28]
|
Fulvestrant + Anatsrozol
|
349
|
15
|
0,007
|
vs.
|
|
|
Anastrozol
|
345
|
13,5
|
PALOMA 1 (1st-Line) [19]
|
Palbociclib + Letrozol
|
84
|
20,2
|
0,0004
|
vs.
|
|
|
Letrozol + Placebo
|
81
|
10,2
|
PALOMA 2 (1st-Line) [29]
|
Palbociclib + Letrozol
|
444
|
24,8
|
< 0,000001
|
vs.
|
|
|
Letrozol + Placebo
|
222
|
14,5
|
PALOMA 3 (2nd-Line) [30]
|
Palbociclib + Fulvestrant
|
347
|
9,2
|
< 0,000001
|
vs.
|
|
|
Fulvestrant +Placebo
|
174
|
3,8
|
MONALEESA 2 (1st-Line) [22]
|
Ricociclib + Letrozol
|
334
|
25,3
|
9,63 × 10−8
|
vs.
|
|
|
Letrozol + Placebo
|
334
|
16
|
MONALEESA 7 (prämenopausal, 1st-Line) [31]
|
Tamoxifen oder NSAI + Ribociclib + Goserelin
|
335
|
23,8
|
0,0000000983
|
vs.
|
|
|
Tamoxifen oder NSAI + Placebo + Goserelin
|
337
|
13
|
MONALEESA 3 (2nd-Line) [23]
|
Ribociclib + Fulvestrant
|
440
|
20,5
|
0,0000041
|
vs.
|
|
|
Fulvestrant + Placebo
|
229
|
12,8
|
MONARCH 2 (2nd-Line) [25]
|
Abemaciclib + Fulvestrant
|
446
|
16,4
|
< 0,000001
|
vs.
|
|
|
Fulvestrant
|
223
|
9,3
|
MONARCH 3 (1st-Line) [24]
|
Abemaciclib + NSAI
|
328
|
medianes PFS nicht erreicht
|
0,00021
|
vs.
|
|
|
NSAI
|
165
|
14,8
|
Abb. 2 Effektivität endokrin basierter Therapien in der Erst- und Zweitlinienbehandlung
bei HR-positivem/HER2-negativem Mammakarzinom. (Die Studiengruppen sind in heller,
die Kontrollgruppen in dunkler Farbe dargestellt; rein endokrin basierte Studien sind
FALCON, FACT und SWOG, alle anderen sind Kombinationstherapien; Literaturhinweise
zu der jeweiligen Studie sind unter [Tab. 2] gelistet.)
Prämenopause
Da sich die meisten Studien in der Metastasierung und bei endokriner Sensibilität
des Tumors mit gleichzeitiger HER2-Negativität meist auf postmenopausale Fälle beziehen
und prämenopausale Fälle ausgeschlossen haben, sind statistisch valide Aussagen zur
prämenopausalen Situation nur sehr gering verfügbar.
Die prämenopausale Situation beinhaltet die dauerhafte ovarielle Suppression (Ovarektomie/GnRH-Analoga)
zusätzlich zu Tamoxifen, einem Aromataseinhibitor oder Fulvestrant. Metaanalysen zum
Vergleich von GnRH-Analoga alleine vs. in Kombination mit Tamoxifen bestätigten die
Vorzüge der primären Kombination [32]. Kürzere Beobachtungszeiten liegen zu Kombinationstherapien von GnRH und Aromataseinhibitoren
vor und zeigen nach Versagen einer Tamoxifen-haltigen Therapie eine gute Wirksamkeit
und Verträglichkeit. Die Therapiewahl wird auch hier in Abhängigkeit der adjuvanten
Therapie, deren Dauer und Zeit bis zur Progression entschieden.
In der PALOMA-3-Studie wurden erstmals prämenopausale Patientinnen mit einbezogen
und mit Fulvestrant, GnRH-Analoga und Palbociclib behandelt. Bei endokriner Vorbehandlung
konnte eine Verbesserung des PFS für die Kombination vs. Fulvestrant und GnRH-Analogon
ohne CDK4/6-Blockade nachgewiesen werden (9,5 vs. 5,6 Monate; HR: 0,5; 95%-KI: 0,29 – 0,87).
Ähnlich vorteilhafte Ergebnisse zeigten sich mit der Kombination von Fulvestrant,
GnRH-Analogon und dem CDK4/6-Inhibitor Abemaciclib (16,4 vs. 9,3 Monate; HR: 0,553,
95%-KI: 0,449 – 0,681). In einer weiteren Phase-III-Studie (MONALEESA-7-Studie) erhielten
ausschließlich prämenopausale Patientinnen in der First-Line entweder Tamoxifen oder
Aromataseinhibitoren in Kombination mit GnRH-Analoga mit oder ohne Ribociclib [31]. Auch hier bestätigten sich die Vorteile im PFS durch die Kombination mit dem CDK4/6-Inhibitor
(23,8 vs. 13 Monate; HR: 0,55, 95%-KI: 0,44 – 0,69). Drüber hinaus wurden die ersten
positiven Überlebensdaten zu einem CDK4/6-Inhibitor in der prämenopausalen Situation
aktuell auf dem ASCO-Kongress präsentiert. Nach einem medianen Follow-up von 34,6
Monaten zeigte sich die Kombination mit Ribociclib gegenüber der alleinigen endokrinen
Therapie im Gesamtüberleben deutlich überlegen (HR: 0,712, 95%-KI: 0,54 – 0,95; p = 0,00973)
[33].
Weitere Therapiemöglichkeiten
Primäre oder erworbene Resistenzen limitieren beim metastasierten Mammakarzinom oft
die Fortführung der antihormonellen Therapie und erfordern einen Wechsel zur deutlich
nebenwirkungsreicheren Chemotherapie.
Das „Mammalian Target of Rapamycin“ (mTOR) ist ein bedeutendes Schlüsselprotein im
PI3K/AKT/mTOR-Signaltransduktionsweg. Dieser Signalweg ist in 70% aller Brustkrebserkrankungen
dysreguliert und macht mTOR-Inhibitoren wie Everolimus und Temserolimus zu einem interessanten
Ansatz gegen sekundäre Resistenzen [34]. Beim endokrin responsiven metastasierten Mammakarzinom (HER2neu−) wurden in einer
Phase-II-Studie Effekt und Verträglichkeit der Kombination aus Tamoxifen und Everolimus
evaluiert und nach primärer und sekundärer Resistenz stratifiziert [35]. Die Kombination Tamoxifen plus Everolimus führte gegenüber Tamoxifen allein zu
einer Verbesserung der Rate des klinischen Benefits von 19% (61 vs. 42%), einer Erhöhung
der Zeit bis zur Tumorprogression um 4,1 Monate (8,6 vs. 4,5 Monate; p = 0,0021) und
einer Senkung des Mortalitätsrisikos (p = 0,007). Interessanterweise ergab eine Subgruppenanalyse,
dass nur Patientinnen mit sekundärer endokriner Resistenz von Everolimus profitierten.
Patientinnen mit ER+/HER2neu− metastasierten Mammakarzinomen profitieren nach Vorbehandlung
mit nicht steroidalen Aromatasehemmern von einem Wechsel zur Kombination eines mTOR-Inhibitors
(Everolimus) mit einem steroidalen Aromatasehemmer (Exemestan), wie die BOLERO-3-Studie
ergab. Das PFS verlängerte sich von 4,1 Monaten unter Exemestan allein auf 10,6 Monate
bei Kombination (p < 0,001) [36]. Die Kombination ist für die Therapie beim hormonrezeptorpositiven MBC nach Vorbehandlung
mit einem nicht steroidalen Aromatasehemmer zugelassen, aufgrund der stärkeren Nebenwirkungen
aber erst sekundär eingesetzt. Das Nebenwirkungsprofil von Everolimus beinhaltet Stomatitis,
Fatigue, nicht infektiöse Pneumonitis und Hyperglykämie. Die Therapieführung sollte
daher in Analogie zu derjenigen unter Chemotherapie erfolgen. Dies beinhaltet auch
engmaschige Kontrollen in den ersten 4 – 6 Wochen.
Weitere endokrin basierte Kombinationstherapien wie z. B. mit Bevacizumab erzielten
keine eindeutigen Vorteile gegenüber der endokrinen Monotherapie und werden daher
nicht empfohlen.
Die Wirkung von PIK3-Inhibitoren muss noch weiter evaluiert werden und findet daher
noch keinen Einzug in Routineempfehlungen.
Bei Progredienz unter endokriner Mono- oder kombinierter (CDK4/6-)Erstlinientherapie
kann auf Exemestan und Everolimus umgestellt werden, nach endokriner Monotherapie
auch auf die Kombination mit CDK4/6-Inhibitor. Kommt es zur weiteren Progredienz oder
herrscht ein hoher Remissionsdruck, ist die Umstellung auf Chemotherapeutika ggf.
vorzuziehen.
Nebenwirkungsprofil
Das Nebenwirkungsprofil von Tamoxifen ist durch das erhöhte Risiko thrombembolischer
Ereignisse und eine mögliche Induktion eines Endometriumkarzinoms gekennzeichnet.
Eine Erhöhung der Mortalität ist durch diese Nebenwirkungen aber nicht gegeben [37]. Bei Aromataseinhibitoren stehen vor allem Gelenk- und Knochenschmerzen und Osteoporose
im Vordergrund [38], seltener eine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten. Für Fulvestrant sind
Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwächegefühl, Reaktionen an den Injektionsstellen und
erhöhte Leberenzymwerte beschrieben.
Hinsichtlich des Nebenwirkungsprofils ist die endokrine Monotherapie erwartungsgemäß
den Kombinationstherapien überlegen.
Hauptnebenwirkungen der Kombinationstherapie mit dem mTOR-Inhibitor Everolimus, welche
im Vergleich zur alleinigen endokrinen Therapie signifikant häufiger vorkommen (BOLERO 2)
sind Stomatitis, Hyperglykämien, Fatigue, Pneumonitiden und Lipidveränderungen. Daher
muss hier ein engmaschiges Monitoring der Nebenwirkungen erfolgen, das ggf. eine rechtzeitige
Dosisreduktion oder Therapieunterbrechung ermöglicht.
Vergleicht man die jeweiligen Kombinationstherapien, so schneiden die CDK4/6-Kombinationen
verglichen mit den mTOR-Kombinationen, aber auch der Chemotherapie, am besten ab.
Das Eingreifen der CDK4/6-Inhibitoren in den Zellzyklus erklärt neben dem Wirkmechanismus
auch das Nebenwirkungsprofil. Wie bei allen CDK4/6-Inhibitoren ähnlich fokussiert
das Nebenwirkungsspektrum auf Neutropenien mit einer Gesamtinzidenz aller Grade von
bis zu 80% und Leukopenien über einen hemmenden Einfluss auf die Proliferationsaktivität
der Leukozyten. Es treten gehäuft Grad-3-Neutropenien (in bis zu etwa 50%, z. B. bei
Ribociclib) und Leukopenien (in über 10%) auf, in seltenen Fällen bis zu Grad 4 (über
5 bis ca. 10%). In der Regel sind diese – und im Gegensatz zu denjenigen bei Chemotherapien
– nicht mit Fieber oder klinisch relevanten Infektionen vergesellschaftet, werden
daher von den Patientinnen kaum wahrgenommen und lassen sich im klinischen Alltag,
z. B. über Dosisreduktionen gut handhaben. Aufgrund dieser wurde eine anfangs 14-tägige
BB-Kontrolle eingeführt. Zusätzlich kann es zu einer (aber selten höhergradigen) Fatigue
kommen. Es wurde keine klinisch relevante QT-Zeit oder kumulative bzw. verspätete
Toxizität nachgewiesen [39], [40]. Die Verträglichkeit wurde auch speziell bei älteren Patientinnen in einer gepoolten
Analyse bestätigt.
Im Fall von Ribociclib führten die Nebenwirkungen bei 7,5 vs. 2,1% im Placeboarm zu
Therapieabbrüchen [22]. Das Nebenwirkungsprofil wurde wie bei Palbociclib von Neutropenien (59,3%) und
Leukopenie (21%) dominiert, nimmt im Therapieverlauf ab und ist komplett reversibel.
Vorbeschriebene hepatische (Transaminasenanstieg) und kardiale Toxizitäten (Verlängerung
der QT-Zeit) bedürfen allerdings engmaschiger Kontrollen und einem EKG-Monitoring.
Für Abemaciclib, das sich in der Molekülstruktur von Palbo- und Ribociclib unterscheidet,
selektiv an CDK4 und CDK6 sowie zusätzlich noch CDK9 bindet, ergibt sich daher ein
teilweise differentes Nebenwirkungsspektrum mit geringerer Myelotoxizität, aber häufiger
auftretenden gastrointestinalen Beschwerden wie Diarrhöen [25]. Als Folge der geringen Myelotoxizität ist Abemaciclib kontinuierlich und ohne Therapiepause
einsetzbar. Zusätzlich kann es die Blut-Hirn-Schranke passieren und könnte damit Wirkung
bei Hirnmetastasen zeigen [41].
Für alle CDK4/6-Inhibitoren gilt ein gleichbleibender, teilweise sogar deutlich positiver
Einfluss auf die Lebensqualität für die endokrin basierte Kombinationstherapie, die
unbeeinflusst gut von den jeweiligen Toxizitäten bleibt.