Einführung
Pilze suchen – was hilft? Bisher sind die etablierten Methoden in der Diagnostik von
Pilzen die Mikroskopie des Präparats, die Pilzkultur, PCR oder Histologie mit der
PAS-Färbung [1 ]
[2 ]. Alle diese Techniken haben gemeinsam, dass ein großer Aufwand sowie zum Teil hohe
Kosten nötig sind und v. a. bis zur endgültigen Diagnose viel Zeit vergeht. Aus diesem
Grund sind nichtinvasive Geräte zur Diagnostik in Echtzeit und in vivo wie die konfokale
Lasermikroskopie (KLM) und die (dynamische) optische Kohärenztomografie ([D]-OCT),
die bereits routinemäßig zur Diagnostik von melanozytärem und nichtmelanozytärem Hautkrebs
eingesetzt werden, eine große Hilfe bei der Detektion der Pilze und der mit ihnen
einhergehenden Entzündung [3 ]
[4 ]. Markus et al. war der Erste, der die typischen Merkmale der Tinea in der KLM beschrieben
hat [5 ]. Es gibt ein paar wenige Studien, die bereits verschiedene Mykosen mit der OCT und/oder
KLM untersuchten, und manche von ihnen konnten auch Entzündungsinfiltrate nachweisen
[6 ]
[7 ]
[8 ].
Ziel der Studie
Das Ziel der Studie war die nichtinvasive Demonstration der durch die verschiedenen
Pilze hervorgerufenen Entzündung in vivo mittels Dermatoskopie, konfokaler Lasermikroskopie,
optischer Kohärenztomografie und dynamischer optischer Kohärenztomografie und – wenn
möglich – auch die Darstellung ihrer Erreger.
Methodik
Es wurden 5 Patienten mit einer Tinea pedum, 3 Patienten mit einer Candida-Intertrigo,
1 Patient mit einer Pityriasis versicolor klinisch, dermatoskopisch sowie mit KLM,
OCT und D-OCT vor Therapie und in 5 Fällen auch nach Therapie untersucht. Gleichzeitig
erfolgte eine mykologische Diagnostik.
Ergebnisse
Candida-Intertrigo
In [Abb. 1 ] ist eine Infektion der Bauchfalte mit Candida albicans dargestellt. Im klinischen
Bild ([Abb. 1 a ]) erkennt man ein scharf begrenztes, peripher schuppendes Erythem, mit z. T. papulovesikulösen
bis pustulösen Satelliten in der Umgebung. Dermatoskopisch fallen in [Abb. 1 c ] ein Erythem mit Schuppung und auch kleine, punktförmige Gefäße auf (weiße Pfeile).
Infektionen mit Candida albicans sind in der KLM schwer festzustellen, da sie sich
am ehesten als signalreiche, helle, kleine, punktförmige Strukturen (rote Pfeile)
präsentieren, die v. a. im Bereich der Hornschicht anzutreffen sind ([Abb. 1 f ]). Sie sind daher wenig von den ebenfalls hyperreflektiven Entzündungszellen zu unterscheiden.
Bei Kandidosen sind in vertikalen Bildern der OCT außerdem Pusteln in der Epidermis
zu finden. Diese sind an den meist kuppelförmigen Vorwölbungen mit signalreichem,
hellem, kugeligem Material zu erkennen ([Abb. 1 g ]). Ebenso lässt sich eine Hyperkeratose mit einem unregelmäßig breiten, doppelten,
sehr hellen Eintrittssignal (orangener Balken) und eine Akanthose der Epidermis (Epidermis = gelber
Balken) sowie eine deutlich signalärmere Dermis mit erweiterten Blutgefäßen (grüne
Pfeile) im Vergleich mit gesunder Haut feststellen ([Abb. 1 h ] vs. [Abb. 1 i ]). In der horizontalen D-OCT-Aufnahme zeigen sich analog zum dermatoskopischen Bild
bei Befall mit Candida ausgeprägte punktförmige Blutgefäße. Der Rückgang der Entzündungsreaktion
mit der zuvor deutlichen Hypervaskularisation ist sowohl klinisch ([Abb. 1 a ] vs. [Abb. 1 b ]) als auch in der D-OCT ([Abb. 1 d ] vs. [Abb. 1 e ]) nach einwöchiger topischer Behandlung mit einem antimykotischen (Miconazol) und
glukokortikoidhaltigen (Fluprednidenacetat) Kombinationspräparat sichtbar.
Abb. 1 Candida-Intertrigo vor und nach Therapie. Klinisches Bild der Kandidose als Erythem
mit peripherer Schuppung und Satelliten vor und nach kombinierter Behandlung mit topischem
Antimykotikum (Miconazol) und Glukokortikoid (Fluprednidenacetat) mit deutlicher Abblassung
der Rötung (a vs. b ). Dermatoskopie (10 mm × 10 mm) der Infektion mit Candida albicans: schuppiges Erythem
und kleine, punktförmige Gefäße (weiße Pfeile) (c ). Horizontale D-OCT-Aufnahme (Tiefe 300 µm, 6 mm × 6 mm) der Candida-Infektion mit
punktförmigen Blutgefäßen vor und nach Behandlung (d vs. e ). KLM-Bild auf Höhe der Hornschicht (500 µm × 500 µm) mit signalreichen kleinen Punkten
als Korrelat für die Kandidose (f ). Die vertikale OCT-Aufnahme (6 mm × 2 mm) zeigt eine Pustel mit signalreicher kugeliger
Form in der Epidermis bei Candida-Infektion (g ). Verglichen mit gesunder Haut treten in der OCT bei der Kandidose eine Hyperkeratose
(orangener Balken), Akanthose der Epidermis (Epidermis = gelber Balken) sowie eine
deutlich signalärmere Dermis mit erweiterten Blutgefäßen (grüne Pfeile) auf (h vs. i ).
Tinea pedum
In [Abb. 2 ] ist ein Patient mit dem klinischen Bild einer Tinea pedum zu erkennen. Eine Infektion
mit Trichophyton mentagrophytes konnte nachgewiesen werden. Vor Behandlung treten
klinisch scharf abgegrenzte, z. T. herdförmig weißlich-gelblich schuppende, trockene,
z. T. gerötete Plaques auf ([Abb. 2 a ]). Nach eineinhalbwöchiger Therapie mit einem antimykotischen Präparat (Miconazol)
mit zusätzlichem Glukokortikoid (Fluprednidenacetat) zeigt sich ein Abklingen der
Entzündung, was anhand der nachlassenden Rötung und einer Abnahme der ausgeprägten
weißlichen Schuppung zu sehen ist ([Abb. 2 b ]).
Abb. 2 Tinea pedum plantar links vor und nach Therapie. Klinisch zeigen sich plantar links
vor Behandlung scharf abgrenzbare, weißlich-gelblich schuppende, trockene, z. T. gerötete
Plaques (a ) und nach eineinhalbwöchiger Behandlung mit einem antimykotischen Präparat (Miconazol)
mit zusätzlichem Glukokortikoid (Fluprednidenacetat) eine geringere Rötung und Schuppung
als Zeichen der Abnahme der Entzündungsaktivität (b ). Dermatoskopisch (10 mm × 10 mm) erkennt man eine Schuppung mit wenigen punktförmig
gruppierten Gefäßen (weiße Pfeile) (l ). In der KLM (500 µm × 500 µm) sind feine, faserartige, signalreiche Gebilde, die
Hyphen, zu sehen (grüne Pfeile) (j ) und helle, Sporen-ähnliche Aggregate (oranger Pfeil) (k ). Im vertikalen OCT-Bild (6 mm × 2 mm) (g ) sind Hyperkeratosen (gelber Balken), längliche, parallel angeordnete, signalreiche
Strukturen sichtbar (rote Pfeile), die in behandelter Haut abnehmen (h ) und in gesunder Haut (i ) nicht vorhanden sind. Im horizontalen OCT-Bild (Tiefe 150 µm, 6 mm × 6 mm) fallen
schollige, unebene Strukturen (e ) verglichen mit der gleichmäßigen gesunden Haut auf (f ). In der D-OCT (Tiefe 300 µm, 6 mm × 6 mm) findet sich eine Hypervaskularisation
bei Tinea pedum (c ) im Vergleich zu gesunder Haut (d ).
Dermatoskopisch imponiert v. a. eine Schuppung auf gering erythematösem Grund mit
wenigen punktförmig gruppierten Gefäßen (weiße Pfeile) ([Abb. 2 l ]). In der KLM fallen die typischen Kriterien von Dermatophyten auf. Es finden sich
längliche, dünne, faserartige Strukturen mit heller Reflektion und Hyphenform (grüne
Pfeile) ([Abb. 2 j ]). Außerdem sind neben den hyphenartigen Gebilden auch signalreiche, Sporen-ähnliche
Aggregate (oranger Pfeil), wie sie auch in der Histopathologie auftreten, sichtbar
([Abb. 2 k ]).
In der Querschnittsaufnahme der OCT ([Abb. 2 g ]) sind Hyperkeratosen (gelber Balken), aber auch längliche, parallel angeordnete,
stark reflektierende Strukturen sichtbar (rote Pfeile), die in behandelter Haut weniger
werden ([Abb. 2 h ]) und in gesunder Haut ([Abb. 2 i ]) nicht auftreten. In der Aufsichtsaufnahme der OCT hingegen zeigen sich schollige,
unebene Strukturen ([Abb. 2 e ]) verglichen mit dem regelmäßigen Aspekt gesunder Haut ([Abb. 2 f ]). In der D-OCT ist ebenfalls eine deutliche Hypervaskularisation als Zeichen der
Entzündung ([Abb. 2 c ]) im Kontrast zu gesunder Haut ([Abb. 2 d ]) zu sehen.
Pityriasis versicolor
Auch bei einer Infektion mit Malassezia furfur, Pityriasis versicolor (alba), wie
in [Abb. 3 ] anhand der z. T. bräunlichen, z. T. hypopigmentierten, hellerythematösen Maculae
(roter Kreis) nach UV-Strahlung dargestellt, lassen sich mit nichtinvasiven diagnostischen
Methoden zusätzliche Informationen erwerben ([Abb. 3 a ]). Dermatoskopisch fallen unscharf begrenzte, milchige, wolkige Areale (grüne Pfeile)
auf, mit darüber liegender feiner Schuppung und einige punktförmige, rote Gefäße (weiße
Pfeile) ([Abb. 3 b ]). Auch in der D-OCT sind die gruppiert stehenden Gefäße in Punktform prominent ([Abb. 3 c ]). Die KLM lässt die typischen Merkmale von Malassezia furfur, „Spaghetti and meat
balls“, nur erahnen. Es finden sich eher kürzere, feinere, girlandenförmige Fasern
als bei den Dermatophyten, womöglich passend zu den fadenförmigen Hyphen (hellgrüne
Pfeile) und rundliche, signalreiche, gruppiert stehende Strukturen, am ehesten den
Hefen entsprechend (rote Kreise) ([Abb. 3 d ]). Auffallend sind jedoch die vermehrten und erweiterten Gefäße (gelbe Pfeile) ([Abb. 3 d ]). Ebenso treten die Gefäße in der Querschnittsaufnahme der D-OCT hervor verglichen
mit der Haut nach Behandlung ([Abb. 3 g ] vs. [Abb. 3 h ]). Die kurzen Gefäße sind auch in der strukturellen vertikalen OCT-Aufnahme dilatiert
und in höherer Anzahl vorhanden als in gesunder Haut (gelbe Pfeile) ([Abb. 3 e ] vs. [Abb. 3 f ]). Im Vergleich mit gesunder Haut ([Abb. 3 f ]) sind bei Betrachtung des vertikalen OCT-Bildes von Pityriasis versicolor in der
Epidermis hyperreflektive, z. T. scharf abgrenzbare, rundliche bis ovale Areale zu
erkennen (rote Pfeile, [Abb. 3 e ]), die mit der Infektion durch Malassezia furfur vereinbar sind und in der D-OCT-Aufnahme
von Blutgefäßen umgeben werden (gelbe Kreise) ([Abb. 3 g ]).
Abb. 3 Pityriasis versicolor (alba) der rechten Schulter. Klinisch fallen an der rechten
Schulter z. T. bräunliche, z. T. hypopigmentierte hellerythematöse Maculae (roter
Kreis) nach UV-Strahlung auf (a ). Dermatoskopisch (10 mm × 10 mm) zeigen sich unscharf begrenzte, milchige, wolkige
Bereiche (grüne Pfeile) mit feiner Schuppung und punktförmige Gefäße (weiße Pfeile)
(b ). Punktförmige Gefäße finden sich auch in der D-OCT (Tiefe 150 µm, 6 mm × 6 mm) (c ). In der KLM (500 µm × 500 µm) sind kurze, feine, girlandenförmige Strukturen womöglich
passend zu den fadenförmigen Hyphen (hellgrüne Pfeile) und rundliche, signalreiche,
gruppiert stehende Gebilde entsprechen am ehesten den Hefen (rote Kreise) (d ). Vermehrte und erweiterte Gefäße treten sowohl in der KLM (gelbe Pfeile) (d ), in der vertikalen strukturellen (gelbe Pfeile) (e ) als auch dynamischen OCT (6 mm × 2 mm) auf verglichen mit gesunder Haut (g vs. h ). Im Vergleich mit gesunder Haut (f ) zeigen sich bei von Pityrasis versicolor betroffener Haut in der vertikalen OCT
(6 mm × 2 mm) in der Epidermis hyperreflektive, z. T. scharf abgrenzbare rundliche
bis ovale Areale (rote Pfeile) (e ), die mit der Infektion durch Malassezia furfur vereinbar sind und die im D-OCT-Bild
zudem von Blutgefäßen umgeben werden (gelbe Kreise) (g ).
Diskussion
Hautmykosen zeigen häufig entzündliche Veränderungen. Die Ausprägung der Entzündungsreaktion
kann dabei klinisch von nur geringem Erythem und Schuppung mit Juckreiz bis hin zu
Pusteln, Vesikeln und Abszedierungen, abhängig vom Erreger und der Immunlage des Wirts,
reichen [9 ]
[10 ].
Der Nachweis der Erreger mittels nichtinvasiver diagnostischer Geräte in vivo konnte
bisher in nur wenigen Studien gezeigt werden. Hui et al. wiesen mit der KLM im Vergleich
zur konventionellen Mikroskopie typische Hyphen von Dermatophyten bei Tinea manus
und pedis sowie bei Tinea cruris mit großem Erfolg nach [7 ]. Außerdem fanden sich in 7 von 22 Fällen der Patienten mit Tinea manus und pedis
Entzündungsinfiltrate im Stratum corneum, genauso wie bei 12 von 23 Patienten mit
Tinea cruris [7 ]. Dies ist ein relevanter Aspekt, da der Nachweis einer Entzündungsreaktion bedeutsam
für die Behandlung von Pilzinfektionen ist [7 ]
[8 ]
[9 ]. Die Inflammation, z. B. bei der Malassezia-Follikulitis anhand von Pusteln, konnte
sowohl mit der OCT als auch der KLM bereits von Andersen et al. demonstriert werden
[6 ]. Pusteln bei Pilzinfektionen weisen morphologisch ähnliche Merkmale wie Pusteln
bei Akne auf [6 ]
[11 ]
[12 ]. Der Unterschied bestand darin, dass mykotische superfizielle Pusteln typischerweise
eine linsenähnliche Form zeigten [6 ]. Die Ergebnisse dieser Studien von Andersen et al. und Hui et al. korrelieren mit
unseren Befunden [6 ]
[7 ]. Auch in unseren Einzelfällen konnte die Entzündung in allen 3 Pilzinfektionen nachgewiesen
werden, selbst in den meist weniger entzündlichen Mykosen wie bei Pityriasis versicolor
und Tinea pedum im Vergleich zur Candida intertrigo. An allen 3 Beispielen (von 5
Patienten mit Aufnahmen vor und nach Behandlung) konnte weiterhin gezeigt werden,
dass durch die topische Kombinationstherapie aus Breitspektrumantimykotikum (Miconazol)
und Glukokortikoid (Fluprednidenacetat) eine Reduktion in Erythem, Schuppung und Infiltration
nachweisbar war. Dies haben Weitgasser et al. bereits 1979 sowohl anhand der schnelleren
Symptombesserung als auch anhand der rascheren negativen mykologischen Kultur bewiesen
[13 ]. Eine lokale Therapie scheint dabei außerdem zur Suppression der starken Immunreaktion
effektiver zu sein als eine systemische Behandlung und wird auch in den Leitlinien
empfohlen [14 ]
[15 ]. Der Glukokortikoidzusatz im Präparat führt darüber hinaus zu einer 2- bis 3-fach
stärkeren örtlichen antimykotischen Wirkung, da durch den vasokonstriktiven Effekt
der Glukokortikoide eine schnellere Elimination über die Blutgefäße und damit Verringerung
der lokalen Antimykotika-Konzentration vermieden wird [9 ]
[16 ]
[17 ]. Außerdem fällt in unseren Einzelberichten auf, dass es schwer ist, die Erreger
von Kandidosen und anderen Hefepilz-Infektionen wie bei Pityriasis versicolor in der
KLM nachzuweisen. Andersen et al. konnten ebenfalls bei ihrer Studie über Malassezia-Follikulitis
in der KLM und OCT keine Nester von Malassezia furfur nachweisen, während es Meyer
et al. gelang, Malassezia-Nester, jedoch mit einem fluoreszierenden konfokalen Lasermikroskop,
darzustellen [6 ]
[18 ].
Schlussfolgerung
Die KLM eignet sich zum unspezifischen Erregernachweis, v. a. bei Tinea pedum. Die
Erreger von Kandidosen und andere Hefepilz-Infektionen lassen sich insgesamt weniger
gut darstellen. Die Pilzhyphen und Sporen von Dermatophyten imponieren als hyperreflektive
Strukturen mit typischer Morphologie. Kandidosen hingegen gehen häufig bereits mit
einer klinisch sichtbaren Entzündung einher. Mittels (D)-OCT ist das entzündliche
Geschehen auch bei Dermatophytosen eindeutig nachweisbar. Zur Reduktion der Entzündungsreaktion,
Regeneration der Hautbarriere und zum Schutz der Adnexe vor bleibenden Schäden ist
eine Herabsetzung der Immunantwort bei gleichzeitiger Erregerelimination sinnvoll.
Dies lässt sich durch die initiale kombinierte Behandlung der Mykose mit einem Antimykotikum
plus entzündungshemmendem Kortikosteroid erreichen.
Anmerkung
Diese Untersuchung wurde von der Firma Almirall Hermal unterstützt.