Die 41. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie
der peripheren Nerven und Gefäße (DAM) wurde vom 21. bis 23. November 2019 von der
Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie der Ludwig-Maximilians
Universität München am historischen Campus Innenstadt ausgerichtet [1 ]. Mit 211 Teilnehmern aus 6 Ländern und insgesamt 20 Ausstellern und Sponsoren konnte
die internationale Tagung erfolgreich abgeschlossen werden ([
Abb. 1
]). Die jährlich steigende Anzahl an Kongressteilnehmern ist Beleg für die weiterhin
zunehmende Bedeutung und hohe Aktualität der Mikrochirurgie und bestätigt die positive
Entwicklung des Fachgebietes Plastische Chirurgie in den letzten Jahrzehnten.
Abb. 1 211 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den USA und verschiedenen
anderen Ländern bei der internationalen 41. Jahrestagung der DAM in München.
Seit jeher zeichnen sich die Jahrestagungen der DAM durch ein ausgewähltes wissenschaftliches
Programm und intensive fachliche Interaktion eben im Sinne einer Arbeitsgemeinschaft
aus. Dieser Charakter wurde auch bei der diesjährigen Tagung beibehalten. Für die
Tagung in München wurden durch das wissenschaftliche Komitee insgesamt 78 Vorträge
zu wichtigen Forschungsthemen wie Plexus brachialis und Nervenchirurgie, Brustrekonstruktion
und Mikrochirurgie bei Lymphödem akzeptiert. Die anschließenden, konstruktiven Diskussionen
waren Beleg für die Aktualität der Themen. Zur Verbesserung des E-Learnings wurden
die Vorträge mitgeschnitten und im Mitgliederbereich der DAM zur Verfügung gestellt.
Als wesentliche Neuerung wurden an zwei Tagen insgesamt acht Instruktionskurse, die
speziell auf den Wissenstransfer an die jüngeren Mikrochirurgen zu generellen Themenkomplexen
abzielten, angeboten. In diesen, als „Early Morning Lecture“ zusätzlich zum Hauptprogramm
konzipierten, Sitzungen wurden in Gruppen von 10 bis 25 Teilnehmern konkrete Fragen
zu verschiedenen Themengebieten der Mikrochirurgie, wie z. B. Rekonstruktive Brustchirurgie,
Sarkomchirurgie oder Nervenrekonstruktion, intensiv diskutiert, was einen sehr effektiven
Wissensaustausch ermöglichte. Insbesondere aufgrund der ausgewählten nationalen wie
internationalen Kursleiter wurde das neue Format trotz der frühen Uhrzeit mit über
100 Teilnehmern sehr gut angenommen.
Das Herzstück der Jahrestagungen sind bereits seit langer Zeit die Workshops, in denen
jährlich Konsensuspapiere erarbeitet werden. Die Beschlüsse leisten einen wichtigen
Beitrag zur weiteren Standardisierung der mikrochirurgischen Routine im deutschsprachigen
Raum und werden traditionsgemäß in der vorliegenden wissenschaftlichen Zeitschrift
veröffentlicht [2 ], [3 ], [4 ]. Die Themen der diesjährigen Workshops lauteten:
„Präoperative Diagnostik bei Perforatorlappen – Duplexsonografie, CT/MR Angiografie
oder gar nichts?“ (Vorsitz: Prof. Dr. Ulrich Kneser)
„Perioperatives Management in der Mikrochirurgie“ (Vorsitz: Prof. Dr. Marcus Lehnhardt)
„Wirtschaftliche Aspekte in der Mikrochirurgie“ (Vorsitz: Prof. Dr. Steffen Eisenhardt)
Durch die Vorsitzenden und Vortragenden wurde der aktuelle Wissensstand vorgestellt,
während der folgenden Diskussion konnten wichtige Beschlüsse zu diesen aktuellen Themen
erarbeitet werden. Die Ergebnisse der Workshops erhoffen wir uns noch dieses Jahr
im Rahmen von Konsensuspapieren in der HaMiPla im Open Access lesen zu können. Darüber
hinaus sind sie über die Webseite der DAM im Download verfügbar (https://dam-mikrochirurgie.org).
Erstmals wurde weiterhin eine Gastgesellschaft zum weiteren internationalen Wissenstransfer
eingeladen. Mit der American Society of Reconstructive Microsurgery (ASRM) konnte
eine der renommiertesten nationalen Gesellschaften für Mikrochirurgie gewonnen werden.
Insbesondere Herrn Prof. Dr. Günter Germann sei an dieser Stelle gedankt. Als „Incoming
President“ der ASRM hat er wesentlich zur Organisation und zum Gelingen dieser Sitzung
beitragen können. Die „Best of ASRM“ Sitzung war ein Höhepunkt der Tagung, für die
sechs führende Mitglieder der ASRM als Vortragende gewonnen werden konnten ([
Abb. 2
]):
Prof. Dr. Paul Cederna (University of Michigan, Ann Arbor)
Prof. Dr. Ivica Ducic (The George Washington University, McLean/Washington D. C.)
Prof. Dr. Patrick Garvey (The University of Texas MD Anderson Cancer Center, Houston)
Prof. Dr. Scott Levin (University of Pennsylvania, Philadelphia)
Prof. Dr. Michael Neumeister (Southern Illinois University, Springfield)
Prof. Dr. Bauback Safa (The Buncke Clinic, San Francisco)
Abb. 2 Die Gastredner der American Society of Reconstructive Surgery (ASRM) in der „Best
of ASRM“ Sitzung. V. l. n. r.: Prof. Dr. Bauback Safa, Prof. Dr. Michael Neumeister,
Prof. Dr. Günter Germann, Prof. Dr. Paul Cederna, Prof. Dr. Patrick Garvey, Prof.
Dr. Ivica Ducic, Prof. Dr. Scott Levin und Prof. Dr. Riccardo Giunta (Tagungspräsident).
In den englischsprachigen Vorträgen wurden neueste Forschungsergebnisse und operative
Techniken der US-amerikanischen Kollegen vorgestellt, unter anderem zu Allotransplantation
von Extremitäten [5 ], [6 ], Gewebekonditionierung von Lappenplastiken [7 ], [8 ] und zur virtuellen Planung mikrochirurgischer Rekonstruktionen im Kopf-Hals-Bereich
[9 ], [10 ]. Den Kollegen sei an dieser Stelle für Ihre hervorragenden Beiträge gedankt.
Die diesjährige Ehrenvorlesung wurde von Prof. Dr. Bernd Rieck gehalten. In seinem
Vortrag gab Prof. Dr. Rieck einen Rückblick auf ein erfolgreiches Berufsleben als
rekonstruktiver Mikrochirurg und ermöglichte so insbesondere jüngeren Kollegen einen
persönlichen und umfassenden Einblick in das Fachgebiet ([
Abb. 3
]). In der Sitzung, „DAM Best Case Battle“, stellten insgesamt zehn ausgewählte Referenten
komplexe klinische Fälle vor. Der Vortrag „Die Rolle der Sparepart-Chirurgie bei primären
mikrochirurgischen Rekonstruktionen nach Verbrennungsverletzungen“ von Omid Amiri
aus Leipzig wurde als bester Beitrag dieser Sitzung ausgezeichnet. Als bester wissenschaftlicher
Vortrag der Tagung wurde der Beitrag von Dr. Florian Früh aus Zürich nominiert. Dr.
Früh stellte mit seinem Vortrag „Mikrovaskuläre Fragmente aus Fettgewebe induzieren
Lymphangiogenese in einem Lymphödemmodell am Hinterlauf der Maus” neueste Forschungsergebnisse
zur Behandlung des Lymphödems vor [11 ].
Abb. 3 Ehrenvorlesung „Mein persönlicher Rückblick auf ein Berufsleben als Rekonstruktiver
Mikrochirurg“. V. l. n. r.: Prof. Dr. Dirk Schaefer (Präsident der DAM), Prof. Dr.
Bernd Rieck und Prof. Dr. Riccardo Giunta (Tagungspräsident).
Während den Sitzungen, Workshops und Instruktionskursen sowie an den fünf bereitgestellten
mikrochirurgischen Arbeitsplätzen des „Frau Professor Schmidt-Tintemann Labors für
Mikrochirurgie der LMU München“ konnte ein überaus lebendiger wissenschaftlicher Austausch
beobachtet werden. Gerade auch die Anzahl an teilnehmenden Studenten bestätigt die
Faszination Mikrochirurgie für die Nachwuchsgenerationen.
Die hohe Teilnehmerzahl, die internationalen Referenten und Teilnehmer sowie das hochwertige
wissenschaftliche Programm der 41. Jahrestagung bestätigen die positive Entwicklung
in der Mikrochirurgie im deutschsprachigen Raum und schaffen beste Voraussetzungen
für eine erfolgreiche Tagung im November 2020 in Klagenfurt am Wörthersee. Dem gesamten
Team der Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie
der Ludwig-Maximilians Universität sei an dieser Stelle gedankt ([
Abb. 4
]).