Dr. Johannes – unter diesem Namen betreibt der Arzt Dr. Johannes Wimmer seinen YouTube-Kanal.
Mit über 1,6 Mio. Aufrufen und mehr als 13.000 Abonnenten gibt er nach eigener Aussage
Antworten auf jede medizinische Frage und Einblicke in den Arztalltag. Er begann seine
Nebenkarriere als Influencer in der wöchentlich im NDR ausgestrahlten Sendung „Visite“
und ist zudem Buchautor. Bis heute hatte er zahlreiche Fernsehauftritte, beispielsweise
2016 bei Markus Lanz. Der charismatische Arzt, der auf Facebook, Twitter und YouTube
aktiv ist, stellte also 2016 für seinen damaligen Arbeitgeber, das UKE Hamburg, den
perfekten Corporate-Influencer dar. Und das im klassischen Sinne: Der Botschafter
ist per se schon bekannt und hat auf seinen diversen Social-Media-Kanälen eine Reichweite
und Authentizität, die für das Klinikum in diesem Fall interessant war. Das UKE durfte
sich über einen positiven Imagetransfer freuen. Und auch der Fachbereich der Dermatologie,
in dem Dr. Wimmer dort tätig war, hat durch ihn und seine Reichweite on- und offline,
sprich in seinen Social-Media-Kanälen und bei Fernsehauftritten und Vorträgen, an
Bekanntheit gewonnen.
Healthcare Influencer aus den eigenen Reihen
Healthcare Influencer aus den eigenen Reihen
Früher war das Gesicht nach außen oft der leitende Therapeut oder Praxisinhaber. Heute
kann er das schon aus zeitlichen Gründen gar nicht mehr alleine leisten. Denn welcher
Therapeut in einer Führungsposition bedient mit Leichtigkeit Facebook, Twitter, Instagram,
schreibt einen Blog und broadcastet gekonnt mittels Facebook live – und das neben
seinem eigentlichen Tagesgeschäft? Der Tag hat schließlich für jeden nur 24 Stunden.
Daher kann es sinnvoll sein, mit Corporate-Influencern die traditionellen Tools des
Marketings zu ergänzen.
Gerade im Gesundheitswesen lässt sich das Thema Glaubwürdigkeit jedoch am besten mit
Influencern besetzen, die einen Bezug zur Praxis haben. Warum also nicht einen Influencer
aus den eigenen Reihen aufbauen oder sich zunutze machen? Schließlich haben diese
im besten Falle eine hohe Identität mit der Praxis. Die Mitarbeiterzufriedenheit sollte
dabei gewährleistet sein, denn nur durch Authentizität kann man eine positive Resonanz
erwarten.
Via Facebook & Co. Fachkräfte gewinnen
Via Facebook & Co. Fachkräfte gewinnen
Ein Beispiel für die Nutzung sozialer Netzwerke zu Marketingzwecken ist die Karriere-Fanpage
der K&S-Seniorenresidenz auf Facebook. Vorreiter auf anderen Web-Kanälen wie YouTube
sind die Kursana-Residenzen, die mit einem emotionalen Recruitingfilm (YouTube: Kursana.mp4)
zum einen das Unternehmen präsentieren, zum anderen eine Tür, nicht nur zu potenziellen
Bewerbern, öffnen.
76%
der Pressesprecher in Deutschland sind der Meinung, dass Influencer-PR an Bedeutung
gewinnt. Dennoch gehört dieser Bereich noch lange nicht zum Tagesgeschäft, nur 40
% der PR-Profis setzen in der eigenen Arbeit bislang auf Influencer.
PR-Trendmonitor
74%
der deutschen Internetnutzer sind auf YouTube aktiv. Facebook belegt nur noch Platz
drei (69 %) und liegt damit noch hinter WhatsApp (71 %).
Social Media Atlas 2019
Ebenso wagen sich Krankenhäuser bereits auf digitales Terrain, wie man am Blog des
Rotkreuzklinikums München sehen kann. Das Klinikum Dortmund gGmbH geht mit seiner
Ausbildungsoffensive #GameChanger und seinem Imagefilm neue Wege. So auch das Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf mit der Plattform „jukebox“. In allen genannten Fällen übernehmen
Klinikmitarbeiter die Rolle der Corporate-Influencer, stellen Teile des Leistungsspektrums
ihrer Arbeitsstätten vor, zeigen, was sie ausmacht und wie sie arbeiten, und erläutern
authentisch und emotional ihren Arbeitsbereich und ihre Aufgaben.
Hierfür ist es aber immens wichtig, sowohl im Binnen- als auch im Außenauftritt konsistent
eine Arbeitgebermarke zu leben. Das nach außen getragene Bild sollte daher auch der
Innenansicht neuer Arbeitnehmer standhalten – sonst sind diese schnell wieder weg.
Hat hier ein Umdenken stattgefunden, ist der erste Schritt, zu analysieren, über welche
Kanäle die „richtigen“ Bewerber zur Einrichtung finden. Denn es reicht nicht, einfach
eine Stellenanzeige auch noch bei Facebook einzustellen.
Influencer in Therapieeinrichtungen
Influencer in Therapieeinrichtungen
Viele Therapiepraxen haben sich spezialisiert. Um ihre Schwerpunkte nach außen zu
kommunizieren, können sie neben traditionellen Marketingstrategien auch auf soziale
Netzwerke setzen. Das macht die Einrichtung sowohl bei Patienten als auch in der Fachwelt
bekannt. Für die Aufgabe geeignet sind Mitarbeiter, die Freude daran haben, ihren
Arbeitsalltag auf sozialen Netzwerken zu teilen. Zum Beispiel berichten sie von aktuellen
Fortbildungen, posten Bilder vom gemeinsamen Teamausflug und stellen die neuen Praxisräume
vor. Denkbar wäre es auch, Erfolgsgeschichten zu präsentieren, sofern der jeweilige
Patient einverstanden ist. Wen würde es nicht berühren, ein Foto von einer Patientin
zu sehen, die trotz ihrer Hemiplegie mit ihrem Partner tanzt, oder einen Boulderer
zu bestaunen, der nach einem knöchernen Sehnenausriss das erste Mal wieder am Felsen
hängt.
Vertrauen ist das A und O
Vertrauen ist das A und O
Sagt Ihnen Magdalena Rogl etwas? Sie ist die wohl erfolgreichste Markenbotschafterin
hierzulande und das Gesicht von Microsoft Deutschland. Und sie findet, dass prinzipiell
jeder Influencer werden kann. In einem Interview mit dem Magazin „PR Report“ weist
sie aber darauf hin, dass ein Corporate-Influencer nur dann interessant und erfolgreich
sei, wenn er mit der persönlichen Meinung nicht hinterm Berg halte und dem Leser das
Gefühl gebe, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen. Das setze jedoch einiges
an Vertrauen auf beiden Seiten voraus: in die Mitarbeiter und umgekehrt ins Unternehmen.
Dennoch sollten Voraussetzungen für Corporate-Influencer geschaffen werden, zum Beispiel
durch Unternehmens-Guidelines, die Sicherheit vermitteln. Denn: Jeder muss wissen,
woran er ist, wenn er in seinen Social-Media-Kanälen auch für seinen Arbeitgeber unterwegs
ist. Dafür ist es wichtig, dass sich der leitende Therapeut oder der Praxisinhaber
klar positioniert – am besten mit positivem Beispiel vorangeht und eine Vorbildrolle
einnimmt, indem er online sichtbar ist.
Der Influencer sollte Geschichten erzählen, die emotional berühren.
Was Einrichtungen beachten sollten
Was Einrichtungen beachten sollten
Folgende Punkte können hilfreich für den Einsatz von Corporate-Influencern in Therapieeinrichtungen
sein.
-
Aus den eigenen Reihen rekrutieren: Corporate-Influencer wie Patienten oder Mitarbeiter
wirken glaubwürdiger als „gekaufte Influencer“, die ihre Dienste anbieten. Man fährt
besser mit Influencern, die dies in erster Linie aus Überzeugung und intrinsischen
Beweggründen tun.
-
Am Anfang steht die gründliche Recherche: Influencer geben viel über sich preis. Sie
nutzen ihre privaten Netzwerke, um ab und an auch mal ein Jobthema zu posten. Daher
sollte man unbedingt überprüfen, ob die Zielgruppe der Follower des Influencers auch
die ist, die man erreichen will.
-
Planung ist die halbe Miete, in diesem Fall sogar die ganze: Mal schnell eine Aktion
mit einem Corporate-Influencer zu realisieren, ergibt keinen Sinn, wenn man strategische
Ziele verfolgt. Erst die Theorie, dann die Praxis. Oder es besser lassen.
-
Reichweite, Reichweite, Reichweite: Sie ist sicherlich wichtig und gerade im klassischen
Sinn ausschlaggebend bei der Entscheidung für einen Corporate-Influencer. Aber es
geht auch anders. Follower, Abonnenten und Likes sind kein Garant für einen Erfolg;
das Storytelling ist wichtig. Der Influencer sollte Geschichten erzählen, die die
Zielgruppe emotional berühren und authentisch informieren, beispielsweise Erfolgsgeschichten
aus dem Therapiealltag
-
Content-Mix: Corporate Influencer sollten der Öffentlichkeit neben schönen Geschichten
auch konkrete Informationen anbieten. Dazu könnten sie über innovative Projekte, interne
Fortbildungen oder Arbeitsmethoden berichten.
Fazit
Corporate-Influencer sind spannende Persönlichkeiten. Sie tragen ihre Botschaft nach
außen. Sie können eine sinnvolle Ergänzung des Marketings sein, da sie einen neuen,
authentischen Zugang zu den Inhalten einer Therapieeinrichtung ermöglichen. Aber:
Ein gewisser Kontrollverlust seitens der Einrichtung ist unverzichtbar, um die Authentizität
der Botschafter zu bewahren. Darüber hinaus sollten sich Corporate-Influencer sowohl
an Vorbildern aus der Führungsebene orientieren können als auch einen festen Ansprechpartner
und Social-Media-Guidelines haben, die den groben Rahmen feststecken. Dann kann der
Einsatz von Corporate-Influencern zu einer Win-win-Situation für beide Seiten werden.
Eigenschaften – Das sollte ein Markenbotschafter mitbringen
Eigenschaften – Das sollte ein Markenbotschafter mitbringen
Engagement
Auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten
Authentizität und Nahbarkeit
Er spricht in seiner Sprache und bespielt seine Kanäle nur in geringen Dosen mit Arbeitsthemen.
Ansonsten steht er mit beiden Beinen im Leben.
Lust und Talent für Kommunikation
Ohne geht's nicht.
Kompetenz
Er treibt seine Themen aus der fachlichen Expertise heraus und ist somit glaubwürdig
und relevant für seine Zielgruppe.
Vernetzung und Reichweite
Im besten Falle. Manchmal geht es aber auch ohne.
Begeisterung für Social Media Dabei sollte er nur auf Plattformen eingesetzt werden, auf denen er aktiv ist bzw.
die zu seinem Typ und seinen Themen passen.
Offenheit
Grundsätzlich sollte er sich wohlfühlen, wenn er unter Menschen ist und zum Beispiel
auf Bühnen im Mittelpunkt steht.