physiopraxis 2020; 18(03): 1
DOI: 10.1055/a-1103-3410
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Potenziale ausschöpfen

Claudia Kemper
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Publication Date:
17 March 2020 (online)

Manchmal haben Krankenkassen und Politiker richtig gute Ideen – Achtung: keine Ironie! In Köln gibt es seit 2015 das Unternehmen „Radbonus“. Mit jedem Kilometer auf dem Fahrrad werden Bonuspunkte erstrampelt, die man für Prämien rund um die Gesundheit einlösen kann. So werden – von Krankenkassen gefördert – Anreize für gesundheitsbewusstes Verhalten geschaffen. Ein Politiker, der dieses Unternehmen kürzlich besuchte, schreibt dazu: „Das Fahrrad bietet ganzjährig noch viel Potenzial …“

„Lasst uns einen Gang hochschalten und lauter werden!“

Vielleicht sollte ich in die Fahrradbranche wechseln, damit ich mein Potenzial mal ausschöpfen kann. Denn das Potenzial der Physiotherapie schlummert noch mit unverhohlener Unzufriedenheit. Mit „1a“-Referenten und einer Menge engagierter Kollegen hat zum Beispiel der physiokongress Anfang Februar in Stuttgart wieder einmal gezeigt, was Physiotherapie in Deutschland „drauf hat“. Diesen Eindruck kann man gerne noch mit Studien belegen, die aufzeigen, welchen auch wirtschaftlichen Nutzen die Physiotherapie hat. Doch wenn man uns von Seiten der Krankenkassen mehr mit Misstrauen wegen vermeintlich fehlerhafter Abrechnungen als mit Respekt begegnet und die Politik mit notwendigen Ausbildungsreformen auf sich warten lässt, fühlt man sich bestenfalls ausgebremst.

Der Erfinder der Peanuts Charles M. Schulz sagte: „Das Leben ist wie ein Fahrrad mit Gangschaltung. Die meisten von uns haben Gänge, die sie niemals benutzen.“ Vielleicht müssen wir „Physios“ noch den ein oder anderen Gang hochschalten, lauter und besser werden, damit unser Potenzial erkannt wird. Aber erst mal gehe ich Fahrrad fahren ...

Herzlichst

Ihre

Claudia Kemper