Aboumatar J.
et al.
Effect of a Hospital-Initiated Program Combining Transitional Care and Longterm Self-managemant
Support on Outcomes of Patients Hospitalized With Chronic Obstructive Pulmonary Disease.
A Randomized Clinical Trial.
JAMA 2019;
322: 1371-1380
Die randomisierte klinische Single-Center-Studie wurde am John Hopkins Bayview Medical
Center in Baltimore, Maryland, USA, mit stationär behandelten COPD-Patienten/-innen
durchgeführt. In der Klinik wurde ein 3-monatiges Programm (BREATHE) entwickelt, um
Patienten/-innen bei der Entlassung zu begleiten und beim Selbstmanagement der chronischen
Erkrankung zu unterstützen. Das Programm bestand aus 3 Komponenten:
-
der Sicherstellung, dass Patienten/-innen und Betreuungspersonen auf die Entlassung
vorbereitet sind und den nachfolgenden Behandlungsplan verstanden haben,
-
einem individualisierten Plan zur Unterstützung des Selbstmanagements (korrekte Medikamenteneinnahme,
Erkennung von Exazerbationen, Durchführung von Atemübungen, Raucherentwöhnung, Erhaltung
eines aktiven Lebensstils und bei Notwendigkeit Inanspruchnahme von Hilfe) und
-
erleichtertem Zugang zu Gemeindeprogrammen und Behandlungseinrichtungen.
Das Programm führten speziell ausgebildete Krankenschwestern mit dafür standardisierten
Tools durch.
Von März 2015 bis Mai 2016 wurden in die Studie 240 Patienten/-innen im mittleren
Alter von 64,9 (SD 9,8) Jahren aufgenommen und 1:1 für das BREATHE-Programm oder für
die Standardtherapie randomisiert. Die Standardversorgung bestand aus einer 30-tägigen
Übergangsbetreuung nach Entlassung zur Einhaltung des Entlassungsplans und Anbindung
an die ambulante Versorgung. Alle Patienten/-innen wurden für 6 Monate nach der Klinikentlassung
nachverfolgt. Bis auf einen höheren Anteil an Rauchern, häuslichem Sauerstoffbedarf
und der Kombination von Beta-Agonisten und Anticholinergika in der Interventionsgruppe
waren die Basischarakteristiken beider Gruppen ähnlich.
Primäres Outcome war die Anzahl durch die COPD verursachter Akutversorgungen in der
Notaufnahme oder Krankenhausaufnahmen pro Teilnehmer/-in innerhalb von 6 Monaten sowie
weiterhin die Veränderung in der jeweiligen gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach
6 Monaten, ermittelt mit dem SGRQ (St.-George’s-Respiratory-Questionnaire) auf einer
Skala von 0 – 100. Eine Veränderung um 4 Punkte galt als klinisch bedeutsam.
203/240 Patienten/-innen vollendeten die Studie. Es traten 15 Todesfälle auf, 8 in
der Interventions- und 7 in der Standardversorgungsgruppe. Während des Studienzeitraums
kam es zu 339 Krankenhausaufnahmen, 202 von ihnen in der Interventionsgruppe und 137
bei Standardversorgung. Die mittlere Anzahl von COPD-verursachten Notfallereignissen
betrug in der Interventionsgruppe pro Teilnehmer/-in innerhalb von 6 Monaten 1,40
(95 %-KI 1,01 – 1,79). In der Gruppe mit Standardversorgung waren es 0,72 pro Teilnehmer/-in
(95 %-KI 0,45 – 0,97). Damit betrug die Differenz zwischen beiden Gruppen 0,68 (95 %-KI
0,22 – 1,15). Der mittlere Ausgangswert beim SGRQ betrug in der Interventionsgruppe
62,3 (SD 18,8) und in der Gruppe mit Standardversorgung 63,6 (SD 17,4). Die mittlere
Veränderung beim SGRQ-Gesamtscore nach 6 Monaten lag bei 2,81 in der Interventionsgruppe
und bei – 2,69 bei Standardversorgung. Die adjustierte Differenz zwischen beiden Gruppen
betrug 5,18 (95 %-KI 2,15 – 12,51).
Laut den Autoren/-innen führte die Betreuung durch das BREATHE-Programm signifikant
häufiger zu Krankenhausaufnahmen und Vorstellungen in der Notaufnahme. Die gesundheitsbezogene
Lebensqualität verbesserte sich durch das Programm nicht. Zwar seien bei ihrer Single-Center-Studie
laut Aboumatar et al. einige Einschränkungen bei der Interpretation der Ergebnisse
zu berücksichtigen. Die Gründe für dieses unerwartete Ergebnis bedürften aber weiterer
Erforschung.
Dr. Gabriele Dobler, Berlin