De Sadeleer LJ.
et al.
Impact of BAL lymphocytosis and presence of honeycombing on corticosteroid treatment
effect in Fibrotic Hypersensitivity Pneumonitis: a retrospective cohort study.
Eur Respir J 2020;
DOI:
10.1183/13993003.01983-2019
Der Gruppe um De Sadeleer ging es darum festzustellen, ob die Kortikosteroidwirkung
durch eine bestehende BAL-Lymphozytose (BAL = bronchoalveoläre Lavage) oder durch
Honigwabenbildung beeinflusst wird. BAL-Lymphozytosen galten bei > 20 % Lymphozytenprozentsatz
als stark ausgeprägt und bei ≤ 20 % als gering ausgeprägt. Die Auswirkungen auf die
Lungenfunktion wurden anhand der Veränderung auf die forcierte Vitalkapazität als
Prozentsatz des vorhergesagten Normalwerts (FVC %) und der CO-Diffusionskapazität
als Prozentsatz vom Sollwert (DLCO %) bewertet.
Ergebnisse
Die retrospektive Auswertung von Daten aus den Jahren 2005 – 2016 umfasste insgesamt
91 HP-Patienten mit Fibrose. Ihr Alter lag im Durchschnitt bei 64,6, Jahren, und 35,2 %
waren Frauen. Die Ausgangsmittelwerte für FVC % und DLCO % betrugen 73,6 % bzw. 46,7 %.
Die Mehrheit der Patienten (73,6 %) wurde mit Kortikosteroiden behandelt, und 21,9 %
erhielten begleitend Immunsuppressiva. Die Anteile an Patienten mit gering bzw. stark
ausgeprägter BAL-Lymphozytose lagen bei 60 % bzw. 40 %. Eine Honigwabenbildung ließ
sich in 36 % der Fälle nachweisen. Bei gering ausgeprägter BAL-Lymphozytose kam es
häufiger zu einer Honigwabenbildung: gering vs. stark ausgeprägte BAL-Lymphozytose = 50,9 %
vs. 13,9 %. Umgekehrt war die Honigwabenbildung mit gering ausgeprägt BAL-Lymphozytose
und niedrigerer DLCO % assoziiert.
Kein Einfluss auf Lungenfunktionswerte
Das Risikoverhältnis (Hazard Ratio, HR) für eine niedrige 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit
erreichte bei gering ausgeprägter BAL-Lymphozytose 2,66 und bei bestehender Honigwabenbildung
3,80. Nach dem Beginn der Kortikoidbehandlung kam es bei Patienten mit stark ausgeprägter
BAL-Lymphozytose zu einem FVC %-Anstieg von 5,66 %. Doch die FVC %-Abnahme unterschied
sich mit – 6,6 %/Jahr vor Beginn und – 5,3 %/Jahr nach Beginn der Kortikoidbehandlung
nicht signifikant (p = 0,77). In dieser Patientengruppe hatten Kortikosteroide keinen
Einfluss auf die DLCO %. Bei Patienten mit gering ausgeprägter BAL-Lymphozytose sowie
fehlender oder nachgewiesener Honigwabenbildung konnte kein wesentlicher Effekt der
Kortikoidbehandlung auf FVC % und DLCO % festgestellt werden.
Bei den hier untersuchten HP-Patienten mit Fibrose ergab die Kortikoidtherapie im
Fall von stark ausgeprägter BAL-Lymphozytose oder fehlender Honigwabenbildung einen
initial geringen FVC-Anstieg. Bei gering ausgeprägter BAL-Lymphozytose und bestehender
Honigwabenbildung blieb ein Kortikoideffekt aus. Nach Ansicht der Autoren wird durch
die Daten eine Langzeitbehandlung mit Kortikosteroiden nicht unterstützt.
Matthias Manych, Berlin
Literatur
[1] Wijsenbeek M et al. Progressive fibrosing interstitial lung disease: current practice
in diagnosis and management. Curt Med Res Open 2019; 35: 2015–2024