ergopraxis 2020; 13(05): 46-48
DOI: 10.1055/a-1131-2161
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Publication Date:
04 May 2020 (online)

Drei Viertel aller Cornflakes sind zu süß – Ungesunde Frühstücksflocken

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Überzuckerte Frühstücksflocken sind vor allem in bildungsferneren und finanzschwächeren Familien zu finden. Abb.: Thieme Gruppe

99 %
der Frühstücksflocken, die speziell für Kinder hergestellt werden, beinhalten pro 100 Gramm mehr als 15 Gramm Zucker.

Oft gehört sie zu einem guten Start in den Tag dazu: eine Schüssel Cornflakes oder Müsli. Was die Frühstücksflocken genau beinhalten, ist vielen Konsumenten aber nicht klar. Fast drei Viertel der Flocken weisen einen höheren Zuckergehalt auf, als die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, also mehr als 15 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Dies zeigt die AOK-Cerealienstudie, die die Krankenkasse Anfang April 2020 veröffentlichte.

Die Zunahme von Adipositas wird sich beschleunigen.

So gut wie jedes Produkt, das sich speziell an Kinder richtet, überschreitet den empfohlenen Richtwert. Diese Frühstücksflocken finden sich laut Gesellschaft für Konsumforschung, die die Studie durchgeführt hat, häufig bei Familien mit niedrigem sozialem Status. Dr. Sigrid Peter, Vizepräsidentin des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendärzte, warnt vor den Folgen: „Die Zunahme von Übergewicht und Adipositas wird sich weiter beschleunigen, insbesondere in der Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die in bildungsferneren und finanzschwächeren Familien aufwachsen.“ Auch bei anderen Nahrungsmitteln wie Fertigprodukte und Softdrinks sieht Peter Handlungsbedarf: „Unser Ziel sollte es sein, dass die Geschmackspräferenz ‚süß‘ sich nicht an Zucker oder Zuckerersatzstoffen festmacht. Wenn wir den Zuckergehalt nach und nach verringern, wird sich auch das Geschmacksempfinden auf ‚weniger süß‘ umstellen.“

Laut Dr. Kai Koplatzik, Abteilungsleiter Prävention im AOK-Bundesverband, sollte man Lebensmittelproduzenten dazu verpflichten, den Zuckergehalt schrittweise auf die von der WHO empfohlene Menge zu reduzieren. Dies sollte nicht nur für Cornflakes und Müsli, sondern für das gesamte Warensortiment gelten. Als guten ersten Schritt erkennt Kolpatzik die Einführung einer freiwilligen einheitlichen Lebensmittelkennzeichnung mit dem Nutri-Score an. Verpflichtende Regelungen müssen seiner Meinung nach aber unbedingt folgen.

Die komplette AOK-Cerealienstudie und weitere Informationen zu überzuckerten Lebensmitteln sind unter https://aok-bv.de/engagement/wenigerzucker nachzulesen.

mru