Madhusudhan N.
et al.
Molecular Profiling of Keratinocyte Skin Tumors Links Staphylokokkus aureus Overabundance
and Increased Human-Defensin-2-Expression to Growth Promotion of Squamous Cell Carcinoma.
Cancers 2020;
12: 541
DOI:
10.3390/cancers12030541
Plattenepithel- und Basalzellkarzinome (SCC und BC) machen 90 % aller malignen Hauttumoren
aus. Sonnenlicht ist der wichtigste Risikofaktor, aber auch andere Umgebungsfaktoren
spielen eine Rolle. Dies belegt die aktinische Keratose (AK), die als prämaligne Läsion
jahrelang stabil, aber auch rasch progredient sein kann. Weil die Inzidenz von SCC
bei immunsupprimierten Patienten gesteigert ist, wird eine Triggerung durch Mikroben
diskutiert. Das mikrobielle Habitat der Haut weist eine große, hoch individualisierte
Diversität von Bakterien, Pilzen und Viren auf, die sich während der Karzinogenese
ändert. Bakterien können auf verschiedenen Wegen neoplastische Prozesse in Gang setzen,
so z. B. durch die Produktion von Genotoxinen mit konsekutiver DNA-Schädigung oder
durch die Modulation des Mikromilieus. Die Autoren verglichen die mikrobiologischen
Profile von 88 Hauttumoren in Biopsien aus lichtexponierten Arealen. Als Kontrollen
dienten 28 Präparate ohne Neoplasie.
Semiquantitativ ergab sich verglichen mit BC und gesunder Haut für AKK und SCC eine
differente bakterielle Besiedlung. Die Mikroorganismen befanden sich nicht nur auf
der Oberfläche, sondern auch in invasiven Arealen. Bei AK waren auch Pilze leicht
vermehrt nachweisbar. Die taxonomische Komposition unterschied sich ebenfalls. SCC
und BC wiesen eine höhere Gleichheit auf als AK. Bei den 4 Probetypen lagen unterschiedliche
mikrobielle Gemeinschaften vor. Auf Gattungsniveau wurden bei AK und SCC vermehrt
Staphylokokken nachgewiesen. Andere typische Hautmikroben waren häufig vermindert (z. B. Cutibacterium acnes). Dies sprach für eine kompetitive Besiedlung. Im Vergleich zur normalen Haut war
die Gesamtbesiedlung nicht gesteigert. Bei einer chronischen Plaque-Psoriasis kamen
Staphylokokken insgesamt und Staphylokokkus aureus nicht vermehrt vor.
Die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung mit panbakteriellen und Staphylokokkus-aureus-spezifischen Tests bestätigte bei AK und SCC eine Kolonisierung von hyperkeratotischen
Oberflächenarealen und invasivem Tumorgewebe. Um eine Wechselbeziehung von mikrobieller
Kolonisation und antimikrobiellen Peptiden (AMP) zu überprüften, wurden die mRNA-Level
der AMP gemessen. Bei AK und SCC waren humanes ß-Defensin-2 (hBD-2) und hBD-3 überexprimiert. Zwischen der hBD-2-Expression und der Last an Staphylokokken sowie Staphylokokkus aureus bestand bei SCC eine signifikante positive Korrelation.
Die Analyse ergab eine mögliche Verbindung von mikrobieller Kolonisation und AMP-Expression.
Bei SCC bestand ein signifikanter Zusammenhang einer Überbesiedlung mit Staphylokokkus aureus und dem antimikrobiellen hBD-2. In Ko-Kulturen mit 2 Staphylokokkus-aureus-Stämmen zeigte sich darüber hinaus, dass mit der Überbesiedlung eine dosisabhängige
Stimulation des Tumorwachstums assoziiert war.
Dr. med. Susanne Krome, Melle