PSYCH up2date 2022; 16(04): 285-304
DOI: 10.1055/a-1145-0920
Schizophrenien und andere psychotische Störungen

Katatonie im Wandel der Zeit – von Kahlbaum bis zum ICD-11

Sebastian Walther
1   Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bern, Schweiz
,
Florian Weiss
1   Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bern, Schweiz
› Author Affiliations

Das psychomotorische Syndrom der Katatonie galt über Jahrzehnte ausschließlich als Subtyp der Schizophrenie. Der Einsatz von Antipsychotika und Veränderungen der Lehrinhalte in der Weiterbildung von Psychiatern führten dazu, dass Katatonien kaum noch erkannt wurden. Dabei ist die Katatonie prinzipiell gut behandelbar. Der neue Status in der ICD-11 ermöglicht uns wahrscheinlich, die Katatonie künftig besser zu lehren, zu erkennen und zu behandeln.

Kernaussagen
  • Die Katatonie ist ein komplexes psychomotorisches Syndrom, das drohte, in Vergessenheit zu geraten.

  • Die Diagnose der Katatonie erfordert klinische Beobachtung, Interaktion und körperliche Untersuchung.

  • Grundsätzlich ist die Katatonie gut behandelbar.

  • In den letzten Jahren konnten einige pathophysiologische Zusammenhänge verstanden werden, z.B. die spezifischen Veränderungen im zerebralen motorischen System.

  • Die Katatonie kann bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen (nicht nur Schizophrenie) sowie im Kontext von somatischen Erkrankungen und von Substanzkonsum bzw. Medikamenten auftreten.

  • Die Neuerungen in den Klassifikationssystemen DSM-5 und ICD-11 ermöglichen, die Katatonie genauer zu definieren und den Zusammenhang mit komorbiden Störungen herzustellen.

  • Der neue Status als unabhängiges Syndrom in der ICD-11 ermöglicht uns wahrscheinlich, die Katatonie künftig besser zu lehren, zu erkennen und zu behandeln.



Publication History

Article published online:
18 July 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany