Einleitung
Mecklenburg-Vorpommern ist ein Flächenland mit ca. 1,6 Millionen Einwohnern. Im letzten
Jahr hat es Bayern als beliebtestes innerdeutsches Urlaubsland abgelöst. In den Sommermonaten
erhöht sich so durch Touristen die Bewohnerzahl um ein Vielfaches. Aber braucht es
vor dem Hintergrund einer immer mobileren Gesellschaft überhaupt eine universitäre
Hautklinik in Rostock, der mit 210 000 Einwohnern größten Stadt im Bundesland und
dessen industriellem Zentrum mit Schiffsbau-, Schifffahrts- und Übersee-Hafenindustrie?
Immerhin gibt es auch Hautkliniken in Greifswald und Schwerin und die Ballungszentren
Hamburg und Berlin sind in ca. 2 Stunden erreichbar? So würde wohl ein nüchtern kalkulierender
Gesundheitsmanager argumentieren, wenn er einen Ruf nach Rostock bekäme – und wohlmöglich
absagen.
Aber als ich damals, Anfang 2015, den Ruf auf die zu diesem Zeitpunkt kleinste universitäre
Dermatologie Deutschlands erhielt, ergaben sich bei genauerer Betrachtung der Situation
erstaunliche und äußerst reizvolle Perspektiven.
Zum einen braucht es eine universitäre Dermatologie vor Ort, um die Bevölkerung auf
aktuellstem medizinischen Niveau zu versorgen. Es ist eben gerade keine Option für
ca. 800 000 Einwohner in und um Rostock regelmäßig nach Berlin oder Hamburg aufgrund
chronischer oder onkologischer dermatologischer Erkrankungen zu fahren. Selbst die
Anfahrt vom Fischland Darß oder aus Waren nach Rostock stellt für nicht wenige Patienten
eine körperliche und auch finanzielle Herausforderung dar. Und das alles vor dem Hintergrund
einer weiter abnehmenden und alternden Bevölkerung. Im Allgemeinen hat sich so bundesweit
die Ansicht durchgesetzt, dass universitäre Kliniken die medizinischen Spitzenzentren
für eine Region darstellen sollten. Dies impliziert jedoch weitere wichtige Aufgaben
neben einem das gesamte Fachgebiet umfassenden Behandlungsangebot: gute Facharztausbildung,
Rekrutierung der neu ausgebildeten Fachärzte für die ambulante Versorgung in der jeweiligen
Region, konkurrenzfähige Schulungs- und Weiterbildungsangebote nicht nur für die jungen,
sondern v. a. auch die etablierten Kolleginnen und Kollegen in den Praxen des Einzugsgebietes
– kurzum: das Interessante, das Spannende, das Innovative eines Fachgebietes muss
vorgehalten und angeboten werden. Und natürlich sollte die Klinik gut mit der Region
vernetzt sein.
Zum anderen braucht es eine universitäre Dermatologie in Rostock, um nicht nur durch
ein aktuelles klinisches Fortbildungsangebot sondern auch durch aktuelle klinische
und translationale Forschung das Fach allgemein, aber insbesondere am Standort weiter
zu entwickeln und so das Behandlungsangebot stetig zu verbessern. Klinische Studien
zu neuen Behandlungsmethoden machen den Standort für Patienten und Mitarbeiter und
niedergelassene Kolleginnen und Kollegen attraktiv. Durch translationale, grundlagenorientierte
Forschung unterstützen Naturwissenschaftler die Kliniker, die Behandlung von Hauterkrankungen
weiter zu verbessern. Dies wird im Übrigen auch durch das gesamte Bundesland unterstützt,
indem die Gesundheitswirtschaft in ihrer Gänze, die Plasmamedizin sogar im Besonderen,
eine der wichtigsten Branchen darstellt und sich als ein verlässlicher Wachstumsbereich,
als Wissenschafts-, Wirtschafts- und Jobmotor erweist.
Damit ist auch erklärt, dass es unbedingt eine universitäre Einrichtung sein muss:
denn nur durch Lehre und v. a. Forschung, die die Krankenversorgung flankieren, kann
Interessantes, Neues und Spannendes in der Dermatologie vorgehalten, durch verschiedenste
Forschungs- und Lehrveranstaltungen auf internationalem Niveau aufgezeigt und damit
das Fach allgemein und am Standort im Speziellen weiterentwickelt werden.
Heute, nach gut 4 Jahren, kann konstatiert werden, dass es sich sehr gelohnt hat,
den runden, dermatologischen „Rostocker Tisch“ an all seinen Ecken – sozusagen als
Kontinuum – zu bearbeiten. Er ist mittlerweile reichhaltig in all seinen Facetten
gedeckt und schickt sich an, auch international in die baltische Region hinein zu
wirken.
Allen und allen Berufsgruppen, die in dieser Zeit an dieser rasanten Entwicklung mitgeholfen
haben und dies heute weiter engagiert tun ([Abb. 1 ]), sage ich schon jetzt ganz herzlichen Dank – es ist toll, wie sich die hohe dermatologische
Dynamik in die Entwicklungsdynamik der Fakultät, der Universität und des Bundeslandes
einfügt.
Abb. 1 Kollegium der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie.
Und, fast hätte ich es vergessen – das Motto der Rostocker Universität lautet: da
arbeiten, wo andere Urlaub machen. Es ist in der Tat so, dass es wohl kaum eine andere
Region in Deutschland gibt, in der es sich besser leben lässt.
Historie der Dermatologischen Universitätsklinik (DUK)
Historie der Dermatologischen Universitätsklinik (DUK)
Wer zu neuen Ufern aufbricht ist im Allgemeinen gut beraten, sich einmal umzusehen.
Aus der Vergangenheit können Lehren gezogen und zukünftige Ziele formuliert werden.
Der Rückblick kann auch Ansporn sein. Er weitet den Horizont, wenn aus der heutigen
Ist-Situation heraus zukünftige Entwicklungen angestoßen und vorangebracht werden
sollen.
Vielleicht nicht zuletzt deswegen trägt die Universitätsmedizin Rostock das Motto
Traditio et Innovatio – aus traditionell Bewährtem Neues erschaffen. Dies hat zumindest
in den letzten 600 Jahren nicht allzu schlecht funktioniert. Im letzten Jahre 2019
hat die Universität ihr 600-jähriges Bestehen gefeiert und ist damit die drittälteste
Alma Mater in Mitteleuropa, sogar die älteste im Ostsee- und Hanseraum. Und es hat
offensichtlich auch nicht allzu schlecht für das Fachgebiet der Dermatologie und Venerologie
funktioniert. Die Universitäts-Hautklinik wurde bereits 1902 gegründet und ist damit
das drittälteste Ordinariat nach Breslau und der Charité. Und sie verfügte bis 1944
über eine der weltweit größten dermatologischen Moulagensammlungen, aufgebaut durch
die ersten 3 Ordinarien Wolters, Frieboes und Brill. Diesem Thema „Rostocker Moulagen“
im Kontext der medizinhistorischen Bedeutung der Universitäts-Hautklinik Rostock widmet
sich der folgende Artikel von Herrn Dr. Christian Dahlke, der sich seit 2012 intensiv
mit dem Thema beschäftigt. Unter Anleitung von Herrn Prof. Dr. Hans-Uwe Lammel, dem
ehemaligen Leiter des Arbeitsbereiches Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin
Rostock, hat Herr Dahlke umfassend recherchiert, promoviert und die verbliebenen Moulagen
dokumentiert. Dank seiner Arbeit sind die Rostocker Moulagen nun nachhaltig asserviert
und Interessierten als Teil der medizinhistorischen Sammlung in der Hautklinik (http://sammlungen.uni-rostock.de ) zugänglich.
Zu DDR-Zeiten hat Prof. Dr. Heinz Flegel (1923 – 2017) die dermatologische Fahne in
Rostock hochgehalten. Er hat die Hautklinik von 1959 – 1989 geleitet, war nie einer
Partei angehörig und in beiden Teilen Deutschlands sowie international sehr angesehen
[1 ]. Unvergessen wird die von ihm beschriebene Erkrankung Hyperkeratosis lenticularis
perstans bleiben, die im angloamerikanischen Sprachgebrauch schlicht als Morbus Flegel
oder Flegel’s disease bezeichnet wird.
Kurzum – die Rostocker Hautklinik war rückblickend offensichtlich nicht so unbedeutend
– ein Ansporn an diese Tradition wieder anzuknüpfen.
DUK2030 − Krankenversorgung
DUK2030 − Krankenversorgung
Eine universitäre Klinik heutzutage zukunftssicher aufzustellen und zu organisieren
ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen kein leichtes Unterfangen. Doch gerade eine
dermatologische Klinik bietet hier deutlich mehr Potenzial als andere Kliniken. Z.B.
ergab eine bundesweite Recherche unseres Leiters des Medizincontrollings, Dr. med.
Volker Blaschke, dass der stationäre Behandlungsbedarf bei Hautkrankheiten allgemein
trotz einer Bevölkerungsabnahme, aber wegen eines erhöhten Erkrankungsaufkommens immer
älter werdender Patienten, konstant bleibt – ganz im Gegensatz zur Augen- oder Hals-,
Nasen- und Ohrenheilkunde [2 ]. Ein weiterer Aspekt stellt der zu erwartende Anstieg von Nebendiagnosen bei stationären
dermatologischen Patienten dar. Kodierte Nebendiagosen haben einen erheblichen Einfluss
auf die resultierende DRG und damit die Erlöse stationärer Krankenhausfälle. Die Auswertung
Rostocker Datensätze ergab z. B., dass Erlöse in der Augenheilkunde durch Nebendiagnosen
kaum beeinflusst werden können. In der Dermatologie ist dies durchaus möglich, allerdings
konnten ccl-bewertete Nebendiagnosen bisher nur zu einem geringen Teil in Rostock
realisiert werden [3 ].
Deshalb ist evident, dass die bisherige Bettenkapazität der Hautklinik mit 20 vollstationären
Betten völlig unterdimensioniert war. Und ebenso klar ist, dass eine universitäre
Dermatologie unbedingt auch ein tagesstationäres Behandlungsangebot vorhalten muss.
Vor diesem Hintergrund wurde gleich 2016 eine Tagesklinik (TK) mit 6 Betten beantragt.
Das dermatologische TK-Konzept war im Übrigen die Blaupause für weitere TK-Konzepte
an der Universitätsmedizin Rostock, wie das der HNO oder der neurologischen Klinik.
Zur Bewilligung – es gab bisher im gesamten Bundesland kein dermatologisches TK-Angebot
[2 ] – bedurfte es der Unterstützung vieler. Durch diese Unterstützung ging nach relativ
kurzen Verhandlungen die DUK-TK mit 6 Betten 2017 an den Start. Etwas Unruhe kam im
Controlling 2018 auf, da die DUK-TK aus dem Stand eine 140 %-Belegung erreichte, eine
Finanzierung aber nur zu 100 % verhandelt wurde. Deshalb wurden 4 weitere TK-Plätze
beantragt und auch rasch im Jahr 2019 bewilligt, sodass die Rostocker Hautklinik heute
10 neue und modern eingerichtete tagesklinische Betten anbieten kann.
Wie hoch der Bedarf an einem kompetenten dermatologischen Behandlungsangebot in der
Region ist, zeigte sich dadurch, dass parallel zur Einrichtung der Tagesklinik auch
der vollstationäre Behandlungsbedarf kontinuierlich anstieg. Auch hier wurde die Bettenkapazität
auf 30 vollstationäre Plätze erhöht, dem steigenden Bedarf entsprechend.
Parallel dazu haben wir, das gesamte Mitarbeiterteam der Hautklinik über alle Berufsgruppen
hinweg unter Anleitung o. g. Autoren, d. h. der Führungskräfte der Klinik, eine strukturelle
und inhaltliche moderne Ausrichtung der Klinik implementiert. Eine wichtige Hilfe
dazu war die ebenfalls schon 2017 erfolgte Erstzertifizierung der Klinik als Hautkrebszentrum.
Durch Einführung eines Qualitätsmanagements in der Klinik konnten Arbeitsabläufe und
die Zusammenarbeit über wichtige Schnittstellen wie Ambulanz, Station, Tagesklinik,
OP, Histologie und Allergologie neu strukturiert und, da von allen mitentwickelt und
getragen, auch gewinnbringend gelebt werden. So haben wir die Rostocker Hautklinik
in die folgenden Bereiche strukturiert.
Der operative Bereich wird von Oberärztin Susen Rode geleitet. Sie hat sich kontinuierlich
dieser wichtigen Aufgabe angenommen, sich selbst durch Hospitationen, z. B. in Essen,
weitergebildet und Standards wie die Wächterlymphknotenchirurgie auch im Halsbereich
in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Nuklearmedizin und der Anästhesie eingeführt.
Heute ist ein OP-Team um OÄ Rode ganztägig tätig und die Hautklinik durch 2 fixe Tage
im zentralen OP-Bereich fester Teil der operativen Kliniken. Die Proktologie, ambulante
Wundbehandlungen, Laserbehandlungen, Kosmetologie und die Phlebologie sind ebenfalls
dort verortet.
Herr Oberarzt Dr. Rüdiger Panzer, der 2018 aus Kiel zu uns stieß, leitet die Dermato-Histologie
mit eigenem Laborteam, das klinisch-mykologische Labor und hat den allergologischen
Bereich zu neuer Blüte in Rostock gebracht. Äußerst erfreulich ist die Unterstützung
von Herrn Prof. Brasch aus Kiel, der als „Teilzeit-Oberarzt“ Herrn Dr. Panzer für
ein knappes Jahr unterstützt, bis dieser die dermato-histologische Zusatzbezeichnung
erworben hat. Ein Stipendium der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft sowie Herr
PD Dr. Rose aus Lübeck unterstützen Herrn Dr. Panzer ebenfalls auf dem Weg zum ausgewiesenen
Dermatohistopathologen. Das Allergologie-Team bietet sämtliche allergologische Diagnostik
und Provokationstestungen ambulant, teilstationär oder vollstationär an und ist dem
IVDK (Informationsverbund Dermatologischer Kliniken) in Göttingen angegliedert. Der
folgende Fallbericht eines aquagenen Pruritus von Frau Dr. Troitzsch beleuchtet nicht
nur diesen Schwerpunkt, sondern stellt die enge, kollegiale Zusammenarbeit dar, die
eine Klinik unserer Größe bietet und unbedingt bieten muss, in diesem Falle mit der
Dermato-Onkologie.
Der ambulante Bereich einschließlich der Spezialambulanzen in den Schwerpunkten entzündliche
Dermatosen, pädiatrische Dermatologie sowie Dermato-Onkologie wird durch Herrn Oberarzt
Dr. Alexander Thiem geleitet. Er kam nach der Facharztreife mit allergologischer Zusatzqualifikation
aus Würzburg zu uns. Sein jugendlicher Elan hat nicht nur die genannten Bereiche mit
den dahinter stehenden assistenzärztlichen Teams modern und innovativ aufgestellt,
er hat als QM-Beauftragter zusammen mit Herrn Dr. Panzer auch wichtige Weichen hin
zu einer „digitalen“ Dermatologie gestellt. Auch wenn formal noch Papierakten geführt
werden – die Dokumentation in den Ambulanzbereichen erfolgt nun ausschließlich digital,
die Archivierung der gesamten Klinikunterlagen wurde gerade ebenfalls digitalisiert.
Ein Beispiel der kompetenten Arbeit unseres „Psoriasis-Teams“ ist der nachfolgende
von Herrn Grünwald verfasste Artikel.
Damit verfügt die Rostocker Dermatologie nun über 40 Betten. Dies ist eine Zahl, die
dem derzeitigen Bedarf angemessen ist und ein universitäres Arbeiten ermöglicht. Allerdings
ist die Wachstumsdynamik des Rostocker Standortes noch bei Weitem nicht ausgeschöpft.
So haben wir zu Anfang 2020 die erste von 2 W2-Professuren mit Frau Prof. Dr. Julia
Tietze besetzen können. Frau Prof. Tietze wird mit ihrer onkologischen, operativen
und im Allgemeinen breiten dermatologischen Erfahrung weitere wichtige Impulse liefern
und die Dermato-Onkologie mit ihrem immundermatologischen Schwerpunkt entscheidend
mitprägen. Des Weiteren führt sie die extrakorporale Photopherese (ECP) als neues
Behandlungsangebot ein, ein Alleinstellungsmerkmal am Standort Rostock. Damit sind
aber immer noch eine Oberarztposition – mit konservativer Ausrichtung – und eine W2-Professur
mit plasmamedizinischer Ausrichtung zu besetzen. Ein bereits von der Fakultät konsentiertes
Entwicklungskonzept sieht deswegen eine eigene Sektion Plasmamedizin, die Aufnahme
dieses international sichtbaren Schwerpunktes in die Klinikbezeichnung und einen weiteren
Bettenaufwuchs auf 52 Betten vor.
DUK2030 – Forschung
Ein medizinisches Spitzenzentrum wird ohne florierende Forschungstätigkeit wohl nicht
lange existieren können. Dazu gehört zweifelsohne die klinische Forschung mit einem
umfangreichen Studienangebot. Unser Studienzentrum mit eigenem Team in modernen Räumlichkeiten
entwickelt sich gerade mit Phase-II- und -III-Studien zu Neurodermitis, Psoriasis
und seltenen Erkrankungen wie Ichthyosen, aber auch IITs (inverstigator initiated
trials) zur plasmamedizinischen Wundbehandlung oder der Behandlung oberflächiger Hauttumore
mittels einer neuartigen radioaktiven Paste in Zusammenarbeit mit der Klinik für Nuklearmedizin.
Weitere Studien zum Melanom oder zu kutanen Lymphomen werden dazu beitragen, unser
Studienzentrum zu verstetigen.
Zu dieser Entwicklung trägt auch eine Zentrumsbildung mit intensiver interdisziplinärer
Zusammenarbeit bei – ein besonders erfreulicher Aspekt in Rostock, da eine ausgeprägte
supportive Kollegialität an der Fakultät besteht. Seit 2016 war die Klinik entsprechend
ihren Schwerpunkten Gründungsmitglied: 1) des Hautkrebszentrums als 5. Organzentrum
des Onkologischen Zentrums; 2) des Allergologischen Zentrums; 3) des Gefäß- und Wundzentrums;
4) des Zentrums für Seltene Erkrankungen. Das Zentrum für Seltene Hauterkrankungen
ist Teil des neuen, bundesweiten Forums für seltene Hauterkrankungen der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft [4 ] und sogar ein Europäisches Referenznetzwerkzentrum für seltene Hauterkrankungen
(ERNskin) in den Schwerpunkten Xeroderma pigmentosum und Ichthyosen.
Neben dieser klinischen Forschung sollte auch eine florierende, translationale, grundlagenorientierte
Forschung an einem universitären Spitzenzentrum bestehen. Kann Rostock hier mithalten?
Räumlich bestehen im Gebäude der Hautklinik exzellente Voraussetzungen mit jetzt modern
eingerichteten S1- und S2-Forschungslaboren sowie entsprechenden Geräten für molekular-genetisches
und zellbiologisches Arbeiten. Seit 2018 leitet der Biologe Dr. rer. nat. Lars Böckmann
das dermatologische Forschungslabor ([Abb. 2 ]). In beeindruckender Weise integriert er alle Forschungsaktiven und Forschungsinteressen
der Klinik ohne eigene Forschungsimpulse zu vernachlässigen. Ebenfalls seit 2018 unterstützt
uns der Geisteswissenschaftler Dr. Tobias Fischer als Wissenschaftskoordinator. Zusammen
koordinieren sie einen mit 2,2 Mio. Euro geförderten Forschungsverbund ONKOTHER-H
([Abb. 3 ]) und haben eine neue GraduiertenVerbundAkademie (GVA) standortübergreifend im Bundesland
etabliert. Der nachfolgende Artikel aus unserem Forschungslabor beleuchtet die verschiedenen
Forschungsthemen, die von DNA-Reparatur, DNA-Toxizität, kaltem Atmosphärenplasma,
synthetischer Letalität, Seneszenzforschung, neuartigen „small molecules“ bis hin
zur optischen Biopsie gehen. Mit vielen anderen Forschungsgruppen hat sich, z. B.
über die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (ADF), eine rege Kooperation
ergeben [5 ]. Ab 2020 wird auch der Bereich der Biomaterialforschung neben der onkologisch ausgerichteten
Forschung durch neu zu uns gestoßene Mitarbeiter an Gewicht gewinnen.
Abb. 2 Arbeitsgruppe des Forschungslabors der Universitäts-Hautklinik Rostock.
Abb. 3 Forschungsverbund ONKOTHER-H beim Kick-off-Meeting im Alfried-Krupp-Kolleg in Greifswald.
DUK2030 – Lehre
Die Brücke von der Forschung zur Lehre lässt sich am besten am Beispiel unserer Doktorandin
Christine Martens B. Sc. darstellen. Sie hat als Doktorandin innovative Methoden wie
die CRISPR/Cas-Technologie oder die virale Transduktion für sich etabliert. Ihre Doktorarbeit
ist eingereicht, im Sommer wird sie ihr PJ-Wahlfach in der Klinik absolvieren und
sich zum Jahresende um eine Clinician Scientist -Stelle bewerben, die es ihr ermöglicht, neben der Facharztausbildung zusätzlich weiter
wissenschaftlich aktiv zu sein. Das auf 7 Jahre angelegte und neu an der Fakultät
etablierte Clinician Scientist -Programm stellt zusätzlich zur 5-jährigen Facharztweiterbildung 2 Jahre „geschützte“
Forschungszeit zur Verfügung und ein wissenschaftlich orientiertes Lehrprogramm. In
ihrem nachfolgenden Artikel stellt Frau Mertens die Mondscheinkinder und ihre Forschung
zu Fischschuppenerkrankungen genauer dar.
Damit ist auch zur Lehre schon alles gesagt: es fängt bei den Studenten an, sie für
das Thema „Haut“ zu gewinnen. Dabei ist die Rostocker Hautklinik in allen Lehrbereichen
als Fakultät und darüber hinaus aktiv: humanmedizinische, zahnmedizinische und naturwissenschaftliche
Lehre. Es ist schön, zu sehen, dass wir mittlerweile auf einen konstanten Stamm an
Famulanten und PJ-Studenten, Master- und Bachelorstudenten, aber auch medizinische
und naturwissenschaftliche Doktoranden blicken dürfen – wichtige Parameter für ein
offensichtlich fachlich und menschlich nicht uninteressantes Umfeld. Ein besonderes
Highlight war der von Frau Rode zusammen mit Frau Hüning und Herrn Uslu (beide als
Vertreter der DDG) durchgeführte OP-Kurs im Rahmen des Treffens der Bundesvertretung
der Medizinstudierenden Deutschlands in Rostock. Er stand unter dem Motto: „Nachwuchs
für die Dermatologie begeistern: Die DDG auf dem Bundeskongress der Bundesvertretung
der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.“ [6 ].
Und gute Lehre hört nicht bei einem speziellen Ausbildungsstand auf, sondern betrifft
alle zeitlebens. So hat sich unsere „Diaklinik“, in der interessante Fälle diagnostisch,
differenzialdiagnostisch und therapeutisch diskutiert werden und die für alle Interessierten
offen steht, etabliert. Zu den ärztlichen Fortbildungen, die Dermatologen, aber auch
Allgemeinmediziner und andere Fachrichtungen ansprechen, gehört der mit dem BVDD-Vorsitzenden
des Bundeslandes, Herrn Dr. Timmel, gemeinsam organisierte „Allergologentag“ in Rostock
(vormals auf Rügen) im Frühjahr, die Veranstaltung „Dermatologie von A–Z“ im Herbst
sowie das fast schon traditionelle „Onkologische Wintergespräch“ im Dezember. Highlight
des Jahres ist die „Tagung der Norddeutschen Dermatologischen Gesellschaft“ immer
Ende August in Rostock/Warnemünde [7 ] und die „Tagung der Dermatologischen Gesellschaft M-V“, die dieses Jahr in Rostock
stattfindet. In diesem Rahmen wird auch eine Kooperation mit der Universitäts-Hautklinik
in Kaunas/Litauen etabliert. Die Gesellschaft vergibt 2 Reisestipendien für den Austausch.
Bleibende Eindrücke hinterlassen auch immer internationale Austausche wie das Engagement
in der Israelisch-Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (IDDG) [8 ].
Fazit
In den letzten 4 Jahren hat sich an der Universitätshautklinik Rostock sehr viel,
durch die Unterstützung sehr vieler, sehr gut entwickelt. Gerade deshalb gilt nun
umso mehr für Dermatologinnen und Dermatologen und diejenigen, die es werden wollen,
der Slogan des Bundeslandes: „Mecklenburg-Vorpommern – ein Land zum Leben“.