physiopraxis 2020; 18(06): 16-17
DOI: 10.1055/a-1159-8670
Wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

PEDros kleine Schwester – DiTA – neue Online-Datenbank für Testverfahren und Assessments

Stephanie Moers
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Publication Date:
15 June 2020 (online)

 

Vor lauter Tests verliert man in der Untersuchung schnell mal den Überblick. Dazu kommt, dass nicht jeder Test sinnvoll und genau ist. Unterstützung verspricht nun eine neue Datenbank für die Genauigkeit von diagnostischen Tests – DiTA. Themenscout Stephanie Moers hat das neue Angebot getestet.


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Abb.: www.dita.org.au

PEDro (Physiotherapy Evidence Database, www.bit.ly/pedro_deutsch) ist den meisten Therapeuten bekannt und wird von vielen regelmäßig und gern genutzt. Die Datenbank ist frei zugänglich und enthält aktuell über 46.000 randomisierte, kontrollierte Studien, systematische Reviews und klinische Praxisleitlinien in der Physiotherapie [1]. Eine Suche mit den Begriffen „anterior cruciate ligament“ mit der Suchstrategie „simple search“ zum Beispiel führt auf PEDro zu 308 Ergebnissen (Stand 27.5.2020). Wenn ich der Suche den Begriff „prevention“ hinzufüge, bleiben 50, mit dem Zusatz „tear“ 4, mit den zusätzlichen Begriffen „surgery physiotherapy“ 17 Ergebnisse. Was auch immer nun die beste Suchstrategie für meine Frage ist: Ich kann mich zu der Evidenz von Therapie- oder Präventionsoptionen auf PEDro informieren.

Schwieriger hingegen war es bislang, eine Antwort auf die Frage zu finden, welcher diagnostische Test hilfreich für meine physiotherapeutische Untersuchung ist. Nützlich wäre das zum Beispiel, um eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes zu erkennen. Denn Tests gehören zu meiner täglichen Praxis dazu. Ich nutze sie, um die klinische Präsentation des Patienten wie Beweglichkeit, Kraft oder Funktion zu beurteilen, um eine präventive Aussage zu machen oder um Patienten zu stratifizieren, zum Beispiel mit dem StarT Back Tool [2], [3]. Außerdem kann ich diagnostische klinische Tests auch einsetzen, um bei Patienten eine Pathologie ein- oder auszuschließen.

Nicht immer sind die Tests sinnvoll, und als Therapeut sollte man sie nur einsetzen, wenn sie aussagekräftig sind und für die Therapie zusätzliche Erkenntnisse bringen. Entsprechende Studien untersuchen, ob ein Test diese Kriterien erfüllt und vergleichen ihn mit einem Referenztest, am besten dem Test mit der größten Genauigkeit, dem Goldstandard.

Register über Studien

Seit Herbst 2019 gibt es nun eine neue Datenbank für Physiotherapeuten – DiTA (Diagnostic Test Accuracy Database, www.dita.org.au) –, die genau diese Lücke schließt und von PEDro Partnership ins Leben gerufen wurde [4]. Bereits 1999 gründete eine kleine Gruppe von Physiotherapeuten die langjährig existierende PEDro-Plattform, die ihren Sitz am Institute for Musculoskeletal Health, School of Public Health, an der Universität Sydney hat. Die Plattform fungiert als gemeinnützige Organisation, die die Forschung im Bereich der Physiotherapie und die Umsetzung wirksamer Physiotherapie unterstützt [5]. Genau wie PEDro ist DiTA frei zugänglich. Sie führt ein Register über Studien und systematische Reviews, die diagnostische Tests aus der Physiotherapie untersuchen. Derzeit sind 1.768 Artikel auf der Datenbank registriert, die stetig erweitert wird [6].


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Studien suchen

DiTA besteht aus den drei wesentlichen Komponenten Search, Browse und Learn und ist in englischer Sprache aufgebaut. Die Studien selbst sind in unterschiedlichen Sprachen.


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Umfangreiche Suchmaske inbegriffen

Unter „Search“ kann ich anhand einer Suchmaske ([ABB. 1]) nach Artikeln suchen, die meine Frage beantworten könnten. In das oberste Feld „Abstract & Title“ kann ich einen oder mehrere Begriffe eingeben. Ich kann beispielsweise, wie bei PEDro, nach „anterior cruciate ligament“ suchen. Mit dieser Suche gibt mir DiTA 70 Artikel an, zwölf davon sind Reviews. Mich interessiert aber vor allem der Lachman-Test, da mein letzter Stand ist, dass dieser Test sich im physiotherapeutischen Setting am besten dazu eignet, eine Kreuzbandverletzung ein- oder auszuschließen. Um alle Ergebnisse dazu zu erwischen, gebe ich zusätzlich „Lachman“ mit Wildcard ein („anterior cruciate ligament Lachman*“. DiTA findet dazu 30 Artikel (27.5.2020) ([ABB. 2]). Nun kann ich herausfinden, ob mein letzter Wissensstand auch der neuesten Evidenz zum Lachman-Test standhält. Die Artikel, die ich aufgrund des Titels oder Abstracts zur Beantwortung meiner Frage interessant finde, wähle ich aus („Select“). Die so ausgewählten Arbeiten kann ich mir nun entweder selbst per Mail schicken oder speichern und mit meinem Literaturverwaltungsprogramm auf dem Rechner öffnen. So geht kein Suchergebnis verloren.

Eine detailliertere Suche ist ebenso über die Suchmaske möglich. Ich kann zum Beispiel die Körperregion, die Pathologie oder den Autor eingeben und festlegen, ob nur klinische Studien oder nur Reviews angezeigt werden sollen.

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Die Suche zu „anterior cruciate ligament Lachman*“ ergab 30 Treffer. Anhand des „Select“ -Buttons können Nutzer ihre persönliche Liste erstellen.Abb.: www.dita.org.au

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Datenbank wird regelmäßig erweitert

Unter „Browse“ finde ich die Artikel, die neu zu DiTA hinzugefügt wurden. Auf dieser Seite ist es möglich, mich für einen E-Mail-Newsletter zu registrieren, sodass ich kein Update der Datenbank verpasse.

Unter der Rubrik „Learn“ kann ich mehr dazu erfahren, wie diagnostische Tests beurteilt werden, welche Studien die DiTA-Datenbank erfasst oder wie ich am besten bei einer Suche auf der Datenbank vorgehe. Dort gibt es Tutorials, eine FAQ-Seite und die Kriterien, die verwendet werden, um Studien in die Plattform aufzunehmen.


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Studien einreichen

Die Datenbank nimmt Artikel jeglicher Sprache auf und legt Kriterien fest, die die klinischen Studien erfüllen müssen, um bei DiTA registriert zu werden [7]. Zum Beispiel:

  • Die Studie muss eine Pathologie und Patienten untersuchen, die ein Therapeut in der klinischen Praxis beurteilen könnte.

  • In der Studie muss ein Test untersucht werden, den Physiotherapeuten selbst durchführen könnten.

  • Die Studie muss die Übereinstimmung des Tests mit einem Referenzstandard untersuchen.

  • Die Autoren müssen versucht haben, mindestens vier Personen in die Studie aufzunehmen.

  • Bei der Studie muss es sich um einen vollständigen primären Forschungsartikel (nicht nur um ein Abstract) handeln, der in einem Peer-Reviewed Journal veröffentlicht wurde.

  • Studien, die versuchen, den Schweregrad der Pathologie und nicht das Vorhandensein oder Fehlen einer Pathologie zu messen, werden nicht aufgenommen.

  • Studien, die die zukünftige Entwicklung der Pathologie vorhersagen (zum Beispiel die Vorhersage von Gonarthrose), werden nicht einbezogen.

Für Reviews gelten unter anderem folgende Kriterien:

  • Das Review muss einen Abschnitt zur Methode enthalten, der die Suchstrategie und die Einschlusskriterien beschreibt.

  • Das Review muss mindestens eine Studie oder ein Review enthalten, die die Kriterien für die Aufnahme in die DiTA erfüllen.

  • Das Review muss ein vollständiger Artikel (nicht nur ein Abstract) in einem Peer-Reviewed Journal sein.

Alles in allem bietet DiTA eine gute Möglichkeit für Physiotherapeuten, herauszufinden, ob ein bestimmter diagnostischer Test genau genug ist, um ihn bei der Untersuchung anzuwenden.


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Abb.: www.dita.org.au
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Die Suche zu „anterior cruciate ligament Lachman*“ ergab 30 Treffer. Anhand des „Select“ -Buttons können Nutzer ihre persönliche Liste erstellen.Abb.: www.dita.org.au