Nervenheilkunde 2020; 39(09): 518-519
DOI: 10.1055/a-1162-5319
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Nervenheilkunde

Zeitschrift für interdisziplinäre Fortbildung
Ingo W. Husstedt
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Publication Date:
24 August 2020 (online)

 
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Prof. Dr. med.Ingo W. Husstedt Quelle: privat

Beziehung zwischen HIV-Infektion und ihrer Neuromanifestationen

Zu Ehren von Prof. Dr. Ingo W. Husstedt

Das vorliegende Themenheft widmet sich der Beziehung zwischen der HIV-Infektion und ihrer Neuromanifestationen. Dabei gibt es 2 Anlässe für dieses Themenheft: einen allgemeinen und einen konkreten.

Die Neuromanifestationen der HIV-Infektion sind seit den 1980er-Jahren gut bekannt, sie standen jedoch nie im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten und der therapeutischen Bemühungen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die meisten Forschenden zu Beginn der HIV-Pandemie aus dem Bereich der Inneren Medizin und der Dermatologie kamen. Inzwischen sind aber Neuromanifestationen ein zunehmend wichtigeres Gebiet geworden, da aufgrund der guten Therapiemöglichkeiten die Überlebenszeit der Infizierten aus statistischer Sicht fast normal geworden ist und somit Neuromanifestationen, die sich häufig erst spät im Verlauf der Infektion entwickeln, immer mehr zutage treten. Insofern soll dieses Heft dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf Neuromanifestationen der HIV-Infektion zu erhöhen und die diagnostische und therapeutische Sicherheit zu verbessern. Für Deutschland hat sich dazu eine eigene wissenschaftliche Fachgesellschaft gegründet, die sich anfangs noch Deutsche Neuro-Aids Arbeitsgemeinschaft genannt hatte, die sich aber inzwischen Deutsche Gesellschaft für Neuro-AIDS und Neuroinfektiologie nennt. Diese Gesellschaft wurde 1996 gegründet und ist bis heute in der Erforschung und Fortbildung der Neuromanifestationen aktiv.

Die Beiträge in diesem Heft widmen sich somit den wichtigsten Themenbereichen der Neuromanifestationen. Der Beitrag von Katrin Hahn gibt eine Übersicht über die peripheren Neuromanifestationen. Es wird nämlich leider häufig übersehen, dass auch das periphere Nervensystem direkt oder indirekt von der HIV-Infektion betroffen sein kann. Der Beitrag von Matthias Maschke beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema der opportunistischen Infektionen, die nicht nur die inneren Organe, sondern auch das Nervensystem befallen können. Der Beitrag von Gabriele Arendt ist besonders wichtig, da er die Grundlagen für die kognitive Beeinträchtigung durch eine HIV-Infektion erläutert. Dieses Phänomen beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Hier ist insbesondere die Expertise der Neurologie gefragt. Auch 2 weitere Artikel beschäftigen sich mit mehr unspezifischen Symptomen, die aber die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Es handelt sich hier um Schlafstörungen von Svenja Happe und Kopfschmerzen von Stefan Evers, die sowohl als direkte Folge der viralen Infektion als auch als Folge der sekundären Erkrankungen und der Therapie auftreten können. Ein weiterer Beitrag von Ingo Husstedt und Koautoren schließlich enthält eine Originalarbeit zu Geschlechtsunterschieden bei der HIV-Infektion. Hier gibt es nicht nur psychosozial, sondern auch biologisch Unterschiede im Verlauf und in den symptomatischen Folgen der Infektion. Diese Originalarbeit ist unter Supervision von Prof. Ingo W. Husstedt entstanden und bildet insofern die Überleitung zu dem konkreten Anlass für dieses Themenheft.

Maßgeblicher Initiator und Gründungsmitglied der genannten Neuro-AIDS Arbeitsgemeinschaft war nämlich Husstedt vom Universitätsklinikum Münster. Husstedt hat einige Jahre nach Gründung der Arbeitsgemeinschaft deren Vorsitz übernommen und ihn jetzt erst aus Altersgründen abgegeben. Insofern handelt es sich bei diesem Heft auch um eine Anerkennung für seine Verdienste um Forschung und Fortbildung im Bereich der Neuromanifestationen der HIV-Infektion. Husstedt hat am Universitätsklinikum Münster über viele Jahre eine sehr große Spezialambulanz für diese Neuromanifestationen aufgebaut. Ihm sind wesentliche Impulse und Fortschritte in der Forschung zu kognitiven Beeinträchtigungen und zur Polyneuropathie durch die HIV-Infektion zu verdanken. Husstedt ist Autor oder Koautor von 71 Artikeln, die in internationalen Zeitschriften zu diesem Thema erschienen sind. Darüber hinaus hat er zahlreiche Artikel in deutschen Fortbildungszeitschriften verfasst. Er ist Autor von mehreren Büchern und von zahlreichen Buchkapiteln, die sich mit dem Thema beschäftigen. Regelmäßig hat er auf Fachkongressen und insbesondere auch auf den Jahrestagungen der DGN über das Thema Neuro-AIDS referiert, sodass er untrennbar mit der Integration dieses Spezialgebietes in die allgemeine Neurologie in Deutschland verbunden ist.

Bis heute setzt er sich auf Vorträgen, in Veröffentlichungen und in anderen Zusammenhängen und Gremien für die Wichtigkeit der Neuromanifestationen einer HIV-Infektion ein. Insofern soll ihm mit diesem Themenheft auch Dank gesagt werden für seinen unermüdlichen Einsatz und insbesondere für die Betreuung zahlreicher Menschen mit Neuromanifestationen durch eine HIV-Infektion. Dies ist verbunden mit der Hoffnung, dass er auch in Zukunft in dem (noch) kleinen Kreis der Neurologen aktiv bleiben wird, die sich mit diesem Spezialgebiet beschäftigen.

Gabriele Arendt, Düsseldorf, Stefan Evers, Coppenbrügge


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Prof. Dr. med.Ingo W. Husstedt Quelle: privat