Neurologie up2date 2021; 4(02): 195-214
DOI: 10.1055/a-1163-6539
Kopfschmerz und andere Schmerzsyndrome

Neues bei Migräne – Update 2021

Hans Christoph Diener
,
Gregor Brössner
,
Florian Frank
,
Dagny Holle
,
Steffen Nägel
,
Uwe Reuter

Diese Übersicht beschäftigt sich mit neuen Erkenntnissen zur Therapie von akuten Migräneattacken und zur Prophylaxe der Migräne. Dabei wurde die Literatur der letzten 3 Jahre berücksichtigt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den CGRP-Antagonisten (CGRP = Calcitonin Gene related Peptide) und den monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder CGRP-Rezeptor. Neue Erkenntnisse gibt es auch zur Behandlung der chronischen Migräne bei Patientinnen und Patienten mit Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln.

Fazit

Take Home Message

Lasmiditan ist in Dosierung von 50 mg, 100 mg und 200 mg zur Behandlung akuter Migräneattacken wirksamer als Plazebo. Vergleichsstudien zu den Triptanen liegen bisher nicht vor.

Lasmiditan für zu zentralen Nebenwirkungen, unter anderem Müdigkeit und Schwindel. 8 h nach der Einnahme von Lasmiditan darf kein Kraftfahrzeug geführt werden.

Fazit

Take Home Message

Die Gepante Ubrogepant und Rimegepant, die in Deutschland noch nicht zugelassen sind, sind bei der Behandlung akuter Migräneattacken wirksamer als Plazebo.

In indirekten Vergleichen sind die Gepante Rimegepant und Ubrogepant weniger wirksam als die Triptane.

Fazit

Take Home Message

Die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor sind in der Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne wirksam. Sie haben ein sehr gutes Verträglichkeitsprofil.

Es liegen bisher keine Vergleichsstudien zwischen den monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor und den traditionellen Migräneprophylaktika vor.

Patienten mit erhöhtem Risiko für vaskuläre Erkrankungen sollten nicht mit den monoklonalen Antikörpern behandelt werden.

Fazit

Take Home Message

Gepante könnten sich in oraler Form auch zur Prophylaxe der episodischen Migräne eignen. Sie haben allerdings im Gegensatz zu den monoklonalen Antikörpern zentrale Nebenwirkungen.

Fazit

Take Home Message

Onabotulinumtoxin A ist wirksam in der Prophylaxe der chronischen Migräne und zeichnet sich durch eine gute Verträglichkeit aus.

Fazit

Take Home Message

Sport ist ein wirksamer Baustein in der Prophylaxe der Migräne, und es bestehen Hinweise, dass eine kurze dauernde, hohe Intensität der Übungen auch einen Nutzen haben kann.

Fazit

Take Home Message

Die medikamentöse Migräneprophylaxe bei Kindern ist in dieser Studie einem Plazebo nicht überlegen. Die Studie bestärkt das Vorgehen bei Kindern, das zunächst Verfahren zur Modifikation des Lebensstils vor dem Einsatz von Medikamenten empfiehlt.

Fazit

Take Home Message

Die beidseitige Stimulation des N. vagus kann bei Patienten in der Migräneprophylaxe erfolgreich sein. Sie ist derzeit jedoch nicht als sicher wirksam zu bewerten.

Fazit

Take Home Message

Die prophylaktische Medikation kann auch bei noch bestehendem Medikamentenübergebrauch begonnen werden, da diese auch dann Wirksamkeit besitzt.

Kernaussagen
  • Lasmiditan ist in Dosierung von 50 mg, 100 mg und 200 mg zur Behandlung akuter Migräneattacken wirksamer als Plazebo. Vergleichsstudien zu den Triptanen liegen bisher nicht vor. Lasmiditan führt zu zentralen Nebenwirkungen, u. a. Müdigkeit und Schwindel.

  • Die Gepante Ubrogepant und Rimegepant sind bei der Behandlung akuter Migräneattacken wirksamer als Plazebo. Gepante zeigen eine gute Verträglichkeit und haben keine vasokonstriktiven Eigenschaften. In indirekten Vergleichen sind die Gepante Rimegepant und Ubrogepant weniger wirksam als die Triptane.

  • Der Nachweis der Wirkung von Medikamenten zur Behandlung akuter Migräneattacken oder zur Migräneprophylaxe ist bei Kindern und Jugendlichen sehr schwierig, da in dieser Altersgruppe ein sehr ausgeprägter Plazeboeffekt besteht. Vor dem Einsatz von Medikamenten sollte zunächst eine Modifikation des Lebensstils empfohlen werden.

  • Die monoklonalen Antikörper gegen CGRP ( = Calcitonin Gene related Peptide) oder der CGRP-Rezeptor sind in der Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne wirksam. Sie haben ein sehr gutes Verträglichkeitsprofil, allerdings sollten Patienten mit erhöhtem Risiko für vaskuläre Erkrankungen nicht damit behandelt werden. Bisher liegen keine Vergleichsstudien mit den traditionellen Migräneprophylaktika vor.

  • Onabotulinumtoxin A ist wirksam in der Prophylaxe der chronischen Migräne und zeichnet sich durch eine gute Verträglichkeit aus.

  • Sport ist ein wirksamer Baustein in der Prophylaxe der Migräne und es bestehen Hinweise, dass ein Intervalltraining von Nutzen sein kann.

  • Die beidseitige Stimulation des N. vagus kann bei Patienten in der Migräneprophylaxe erfolgreich sein. Sie ist derzeit jedoch nicht als sicher wirksam zu bewerten.

  • Die prophylaktische Medikation kann auch bei noch bestehendem Medikamentenübergebrauch begonnen werden, da diese auch dann wirksam ist.



Publication History

Article published online:
01 June 2021

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