Kardiologie up2date 2021; 17(02): 187-203
DOI: 10.1055/a-1182-4734
Herzklappenerkrankungen

Multimodale Therapie der Aortenklappenstenose

Mit differenzierten Therapiekonzepten zur individualisierten Therapie
Manuel Wilbring
,
Gregor Simonis
,
Klaus Matschke
,
Utz Kappert

Die Therapie von Erkrankungen der Aortenklappe ist komplex geworden. Noch nie seit dem ersten Aortenklappeneingriff vor 60 Jahren bestehen so viele therapeutische Optionen wie heute. Daher bedarf es eines ganzheitlichen konzeptionellen Herangehens, um alle Therapieoptionen in einem umfassenden Behandlungskonzept zu ordnen. Im Vordergrund steht das Ziel, durch geschickte Selektion das richtige Verfahren für den richtigen Patienten zu finden.

Kernaussagen
  • Seit dem ersten erfolgreichen subkoronaren Aortenklappenersatz 1960 hat sich der konventionelle Aortenklappenersatz zum Goldstandard entwickelt. Ende der 1990er-Jahre kommen zunehmend minimalinvasive Techniken auf. Seit 2002 steht mit TAVI eine zusätzliche, innovative Behandlungsoption zur Verfügung.

  • Mit der partiellen oberen Sternotomie (MINISTER) und den Weiterentwicklungen rechtsanterolaterale (MICLAT) bis hin zur rechtslateralen Minithorakotomie (MICLAT S) stehen mehrere minimalinvasiv-chirurgische Verfahren mit kosmetisch günstigen Ergebnissen und ohne Kompromittierung des knöchernen Thorax zur Verfügung. Diese werden komplementiert durch katheterbasierte Verfahren. Vervollständigt wird die Auswahl durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Implantaten.

  • Der Entscheidungsprozess ist komplex, sodass die Entwicklung zunehmend hin zu fachübergreifenden hochspezialisierten Kompetenzzentren geht.

  • Diese Zentrumsausprägung ermöglicht es über das vom G-BA vorgeschriebene Heart Team hinaus, den fallbasierten Entscheidungsprozess unter Berücksichtigung des chirurgischen Risikos, der Patientenanatomie und -physiognomie, Zugangsweg und Implantat individuell an den jeweiligen Patienten anzupassen. Es entsteht konzeptionell eine maßgeschneiderte Therapie.

  • Die konsequente Umsetzung einer konzeptionell im Zentrum verankerten multimodalen Therapie lässt Letalitätsraten im minimalinvasiven Arm unter 1% erreichen. Minimalinvasive Techniken werden somit mit geringerem Risiko im Vergleich zum Standardeingriff durchgeführt. Alles in allem werden über 95% der Patienten ohne mediane Sternotomie behandelt.



Publication History

Article published online:
15 June 2021

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