Kontio T.
et al.
Effect of Osteoarthritis on Work Participation and Loss of Working
Life-years..
J Rheumatol 2020;
47: 597-604
Zur Klärung dieser Fragen konzipierten Wissenschaftler des finnischen
Instituts für Arbeitsmedizin der Universität von Helsinki eine
populationsbasierte Studie und werteten dazu Registerdaten einer Stichprobe der
finnischen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 70 Jahren aus. Aus dieser
Gruppe von annährend 2,5 Mio. Personen wurden insgesamt 4704
Beschäftigte im Alter von 30 bis 59 Jahren für die Studie
eingeschlossen. Diese Personen waren zum 1. Januar 2006 selbstständig oder
nicht selbständig beschäftigt waren und auf Grund einer
arthrotischen Erkrankung beginnend in 2006 ≥2 Wochen andauernd
krankgeschrieben.
Die Studienpopulation bestand aus 2644 Männern und 2060 Frauen und wurde vom
ersten Tag ihrer Krankschreibung bis zum 31. Oktober 2014 nachverfolgt. Mittels
Kaplan-Meier-Kurven wurde eine nachhaltige Rückkehr zur Arbeit analysiert.
Nachhaltig bedeutete, eine nach Krankheit mindestens 28 Tage aufeinanderfolgende
Arbeitsaufnahme. Bestimmt wurden potenzielle Determinanten einer Verrentung aus der
bezahlten Beschäftigung. Abgeschätzt wurden die Jahre, die
Betroffene im unterschiedlichen Status der Beschäftigung bis zum
gesetzlichen Rentenalter arbeiteten.
Das Durchschnittsalter der Studienpopulation lag bei 51,5 Jahren(95% KI
51,3–51,6). Mehr als die Hälfte litt an einer Gonarthrose, gefolgt
von einer Hüftarthrose mit 18,6%. Eine Polyarthritis und eine
CMC-Arthrose waren mit insgesamt 7,8% in der Stichprobe eher selten
verteilt. Mehr als 3 Viertel dieser zuletzt genannten Erkrankten waren Frauen,
während Männer häufiger unter einer Hüftarthrose
litten. Die Nachbeobachtungsperiode betrug median 8,01 Jahre (95%KI
7,98–8,03).
Personen mit Gonarthrose kehrten am schnellsten (median nach 31 Tagen) und Personen
mit Hüftarthrose am langsamsten und am andauerndsten zur Arbeit (median 84
Tagen) zurück. Nur wenige Arthrosepatienten aller Gruppen nahmen nach mehr
als 4 Monaten Krankheit ihre Arbeit wieder auf.
Obwohl die meisten Studienteilnehmer in der Regel im ersten Jahr der Nachsorge
arbeiteten, wurde ein beträchtlicher Teil dauerhaft in den Ruhestand
versetzt. Männliches Geschlecht, höheres Alter, niedriger
Bildungsstand, anfänglich langer Krankenstand und der Umstand, dass
Betroffene nicht andauernd zur Arbeit zurückgekehrt waren und eine
berufliche Rehabilitation erhalten hatten, waren Prädiktoren einer
vorzeitigen Verrentung aus der bezahlten Beschäftigung. Insgesamt wurden bei
den untersuchten Personen mit Arthrose schätzungsweise nur
45–53% der potenziellen Arbeitsjahre tatsächlich in Arbeit
verbracht, wobei für die älteste Altersgruppe dieser Anteil am
höchsten ausfiel.
Die Untersuchungen zeigen, dass eine Arthrose einen erheblichen Einfluss auf
Erwerbsbeteiligung und Dauer der Lebensarbeitszeit hat. Nach Meinung der
Autorinnen und Autoren, sollten daher Ärzte eine arthrosebedingte,
langfriste Krankschreibung oder vorübergehende
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ohne einen klaren Behandlungsplan oder
einem Konzept zur Rückkehr zur Arbeit vermeiden.
Richard Kessing, Zeiskam