Therapie von LEBER-GALLE-STÖRUNGEN unter Einbeziehung der benachbarten Organe
Abb. 1 Mariendistel. Sie ist eine zentrale Heilpflanze in der Lebertherapie – nicht
nur unterstützend bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen, sondern auch als
Kur bei Erkrankungen, die mit dem Leberstoffwechsel korrelieren. Quelle: Kirsten Oborny
/ Thieme Gruppe
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Häufig sind Alkoholgenuss und Überernährung an Leber-Galle- Erkrankungen beteiligt,
zunehmend jedoch auch Dysbiosen, Medikamente, Schadstoffe und Diabetes mellitus.
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Neben der gängigen Leberdiagnostik liefert auch die Irisdiagnose wertvolle Hinweise,
wobei gilt: Die Therapie sollte möglichst beginnen, bevor die Laborwerte auffällig
werden.
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Diätetik, Mariendistel, Artischocke, Probiotika, Selen und Zink zählen zum erfolgreichen
Repertoire der naturheilkundlichen Leber-Galle-Therapie.
In der Praxis
sprechen Leber-Galle-Erkrankungen meist gut auf naturheilkundliche Therapien an.
Denn sie stärken das Regenerationsvermögen der Leber. Ernährungsumstellung und Phytotherapie
bilden hierbei die wichtigsten Grundlagen. Bewährt haben sich zudem die Behandlung
mit Homöopathie, Ausleitungs- und Umstimmungsverfahren sowie physikalische Maßnahmen
wie der Heublumensack oder abendliche feucht-warme Leberwickel.
Alle Leberstörungen belasten den Darm – und umgekehrt
Leber und Galle stehen in so enger funktioneller und topografischer Beziehung zu Magen,
Dünndarm und Pankreas, dass sich diese Organe wechselseitig stark beeinflussen. Daher
wirken sich alle Störungen – aber auch Therapien – von Leber und Gallenblase auf Magen
und Darm aus und umgekehrt, zum Beispiel beim Leaky-Gut-Syndrom.
In die Therapie sollte neben dem Darm bei entsprechenden Hinweisen auch die Bauchspeicheldrüse
einbezogen werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei Diabetikern. Denn ein erhöhter
Blutzucker begünstigt die Neubildung von Fett in der Leber. Ein wichtiger Grundsatz
nach HP Josef Karl lautet daher: Keine Diabetestherapie ohne Lebertherapie!
Leberbelastung durch Dysbakterie: intakte Darmmikrobiota als Therapieziel
Eine ungünstige Zusammensetzung der enteralen Bakterienzusammensetzung kann die Entstehung
und den Verlauf chronischer Erkrankungen der Gallenblase, Gallenwege und Leber erheblich
beeinflussen. Erfahrungsgemäß liegt häufig eine Dysbakterie vor, die toxische Gärungs-
und Fäulnisprodukte freisetzt. Das belastet die Leber in ihrer Funktion als zentrales
Entgiftungsorgan. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist deshalb zusätzlich eine
Darmsanierung beziehungsweise mikrobiologische Therapie nach einer Stuhluntersuchung
erforderlich. Das gilt ebenso für die chronische Obstipation, bei der vermehrt belastende
Substanzen wie Indol und Skatol entstehen. Diese gelangen über die Pfortader zur Leber
und werden dort abgebaut. Auch bei Patienten mit Zöliakie sollten Leber und Galle
in den Therapieplan einbezogen werden.
Immer häufiger: nichtalkoholische Lebererkrankungen
Die verbreitete Überernährung und Belastungen durch Medikamente (Antibiotika, Glukokortikoide),
Hormone („Pille“), Schwermetalle, Schimmelpilzgifte und andere Toxine verursachen
eine zunehmende Leberbelastung. Daher treten Störungen immer häufiger auch bei Patienten
auf, die ansonsten keine typischen Risikofaktoren (Alkohol, hyperkalorische Ernährung)
aufweisen. In vielen Fällen liegt eine latente Insuffizienz vor, die im Labor nicht
nachweisbar ist.
Zu den häufigsten Lebererkrankungen in der Praxis zählen Fettleber, Hepatitis (Achtung:
Behandlungsverbot infektiöser Hepatitis für Heilpraktiker nach IfSG!), Gallenbeschwerden
wie Cholelithiasis, Beschwerden nach Gallenblasenresektion sowie mit dem Leberstoffwechsel
in Verbindung stehende Beschwerden wie Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen oder Hautprobleme.
Bei schweren Schäden wie Leberzirrhose kann die Naturheilkunde lediglich begleiten.
Abb. 2 Artischocke. Die Blätter der Artischocke sind bewährte Choleretika – sie regen
die Leber zur Gallensekretion an. Quelle: Kirsten Oborny / Thieme Gruppe
Nicht auf pathologische Werte warten: Therapie frühzeitig beginnen
Auch wenn die Leberwerte im Labor (noch) unauffällig sind, sollte bereits frühzeitig
eine Lebertherapie eingeleitet werden. Denn gerade eine latente Insuffizienz ist im
Labor meist nicht nachweisbar. Bei Frauen kann die jahrelange Einnahme der Pille die
Leber belasten, da über sie der Abbau der Hormone erfolgt. Auch wenn diese oft jungen
Patientinnen kaum Alkohol oder andere belastende Substanzen zu sich nehmen, kann eine
Leberunterstützung sinnvoll sein.
„Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“
Die belastete oder kranke Leber ruft zunächst keine Schmerzen hervor, da sich im Inneren
des Organs keine Nerven befinden. Die Symptome einer Lebererkrankung treten deshalb
oft erst spät auf, was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Häufige unspezifische
Symptome sind Müdigkeit („Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“), Abgeschlagenheit,
Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden und Blähungen. Klagt der Patient über ein Druck-
oder Völlegefühl im rechten Oberbauch, könnte es sich um eine Spannung der Bindegewebskapsel
aufgrund einer Lebervergrößerung handeln. Völlegefühl kann natürlich auch im Zusammenhang
mit Erkrankungen der Gallenblase und Gallenwege stehen. Typisch sind weiterhin die
Unverträglichkeit bestimmter – vor allem fetter – Speisen, oft verbunden mit Übelkeit
und Blähungen.
Naturheilkundliche Diagnostik: Auf Zungenzeichen achten
Bei Verdacht auf eine Leber- oder Gallestörung erfolgt die Basisdiagnostik in Form
von Anamnese, körperlicher Untersuchung, Laboruntersuchungen mit den gängigen Leberenzymen
und eventuell einer Stuhldiagnostik. Zusätzlich kann die Betrachtung der Zunge Aufschluss
geben: Gelbliche Beläge in der hinteren Zungenhälfte weisen auf eine Leber-Galle-Störung,
gelblich-bräunliche Beläge auf eine Darmstörung mit Leber-Galle-Beteiligung hin. Seitliche
Zahneindrücke sind ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf eine Leberbelastung (in der
TCM wird der laterale Zungenrand der Leber und Gallenblase zugeordnet).
TCM und Irisdiagnose: Was die Augen über die Leber erzählen
Die TCM ordnet die Augen der Leber als Sinnesorgane zu. Eine nachlassende oder schwankende
Sehschärfe wird im Zusammenhang mit Leberstörungen gesehen.
In der Irisdiagnose weisen die hämatogene (dyskratisch) und Mischkonstitution (biliär)
auf eine Neigung zu Leber-Galle-Er-krankungen hin. Dies gilt auch für Schwächezeichen
oder vaskularisierte Gefäße zwischen 7 und 8 Uhr in der rechten Iris. Aufhellungen
in diesem Bereich treten bei akuten oder subakuten Entzündungen auf. Abdunkelungen
kennzeichnen hingegen chronische Prozesse und Funktionseinschränkungen. Chronische
Entzündungen der Gallenblase gehen oftmals mit einer Pigmentierung im Leber-Galle-Sektor
einher.
Auch die Tageszeit, zu der Beschwerden möglicherweise regelmäßig auftreten, kann einen
Hinweis auf funktionsgestörte Organe liefern. So deuten Schlafprobleme in der Zeit
von 23 bis 1 Uhr auf eine Störung der Galle, in der Zeit von 1 bis 3 Uhr auf eine
Leberstörung hin.
Fettleber als Diabetes- und Herz-Kreislauf-Risiko
Eine Fettleber zeichnet sich durch eine zunehmende Ansammlung von Triglyzeriden in
den Leberzellen aus. Dies kann unbehandelt zu Leberentzündungen führen. Häufig wird
eine verfettete Leber von den betroffenen Patienten und selbst von Therapeuten nicht
hinreichend ernst genommen.
Dabei kann eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD = non-alcoholic fatty
liver disease) eine Reihe von Fehlsteuerungen im Stoffwechsel verursachen und das
Risiko für Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich steigern. Bei
Nichtbehandlung kann sie in die entzündliche nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH
= non-alcoholic steatohepatitis) übergehen, die letztlich zur Leberzirrhose führt.
Häufig ist die nichtalkoholische Fettleber auf Fehlernährung zurückzuführen. Deshalb
findet man sie vornehmlich bei Übergewichtigen. Oft wird jedoch übersehen, dass auch
Schlanke betroffen sein können, vor allem Diabetiker.
Wichtige Heilpflanzen für Leber und Galle
Mariendistel: leberprotektiv, regenerierend, antihepatotoxisch
Artischocke: bei dyspeptischen Beschwerden, choleretisch, Absenken des LDL-Cholesterins, antioxidative
Wirkung
Löwenzahn: cholagog, choleretisch, stoffwechselsteigernd
Wermut: Dyskinesien der Gallenwege, choleretisch, entkrampfend
Gelbwurz: choleretisch, cholekinetisch, entzündungshemmend
Schafgarbe: choleretisch, spasmolytisch, antibakteriell
Pfefferminze: cholagog, choleretisch, spasmolytisch
Wegwarte: bei Dyspepsie, cholagog, stoffwechselregulierend
Hinweise zur Einnahme
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Bitterstoffe 20–30 min vor dem Essen einnehmen, zum Beispiel Amara Tropfen Weleda
10 Tr.
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Bei Leber- und Gallemitteln aufgrund des Biorhythmus der Organe eine Dosierung zur
Nacht geben.
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Bei der Anwendung von anregenden Gallemitteln sind Gegenanzeigen wie Verschluss der
Gallenwege zu beachten.
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Bei allen Lebererkrankungen ist Alkohol komplett zu meiden (Alkoholgehalt von Arzneimitteln
prüfen).
Merke: Auch schlanke Menschen können eine Fettleber entwickeln. Dies betrifft vor
allem Diabetiker.
Phytotherapie: Anregen, schützen, entgiften
Heilpflanzen zur Behandlung von Leber-Galle-Störungen nehmen eine zentrale Rolle im
Therapieplan ein. Vorwiegend handelt es sich um Bitterstoffdrogen, die neben einer
Tonisierung von Leber und Galle die gesamte Verdauungstätigkeit positiv beeinflussen.
Cholagoga regen die Gallensaftproduktion an, Choleretika fördern den Gallenfluss.
Allgemein ist eine deutliche Unterscheidung zwischen Leberund Gallenmitteln nur schwer
möglich, denn die Pflanzen besitzen in der Regel einen Einfluss auf beide Organe.
Sie werden üblicherweise bei funktionellen und organischen Veränderungen der Gallenwege
(vor allem Gallenwegsdyskinesie), Gallengrieß, funktioneller Oberbauchschwäche, Obstipation
und zum Beispiel Fettleber eingesetzt.
Artischocke steigert den Gallenfluss
Zu den wichtigsten Choleretika zählen die Blätter der Artischocke mit ihrer entkrampfenden
Wirkung, zum Beispiel Schoenenberger Naturreiner Heilpflanzensaft Artischocke 3 ×
tgl. 10 ml oder Hepar- SL® 320 mg (Fa. MCM Klosterfrau) 2 × tgl. 2 Kps. Dies gilt auch, wenn Patienten über
Druckgefühl im rechten Oberbauch, Völlegefühl oder Blähungen klagen oder möglicherweise
ein erhöhter Cholesterinwert vorliegt. Artischockenpräparate werden zudem eingesetzt,
um Gallensteinrezidiven vorzubeugen.
Zentrale Leberpflanze: Mariendistel zur Zellregeneration
Eine einzigartige leberspezifische Wirkung besitzen die hepatoprotektiven Mariendistelfrüchte.
Diese werden üblicherweise als hochdosiertes Fertigpräparat verordnet, zum Beispiel
Silymarcur® (Fa. Rodisma-Med) 3 × tgl. 1 Tbl., Legalon® forte (Fa. Meda) 3 × tgl. 1 Kps. oder Silymarin-Loges® 3 × tgl. 1 Tbl., jeweils als kurmäßige Einnahme über mehrere Wochen bis Monate. Silymarin
ist ein Flavonoidgemisch mit antioxidativen und zellprotektiven Eigenschaften. Die
Mariendistel ist sehr gut verträglich, erhöht signifikant die Belastbarkeit der Leberzellen
und fördert ihre Regenerationskraft. Damit ist sie eine zentrale Heilpflanze in der
Lebertherapie und wirkt unterstützend bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen,
aber auch als Kur bei Erkrankungen, die mit dem Leberstoffwechsel korrelieren. Dazu
zählen unter anderem Erschöpfungssyndrome, depressive Verstimmungen und dermatologische
Erkrankungen, insbesondere wenn sie mit Juckreiz einhergehen.
Zu den pflanzlichen Lebertherapeutika zählen weiterhin die aus Sojabohnen gewonnenen
Sojaphospholipide mit ihren ungesättigten Fettsäuren. Sie besitzen eine cholesterinsenkende
Wirkung und unterstützen die Leistungsfähigkeit der Leber. Sie sind insbesondere für
Leberpatienten mit Hypercholesterinämie angezeigt und haben sich auch als Leberschutz
nach Antibiotikaeinnahme oder zur Vorbeugung von Gallensteinen bewährt, zum Beispiel
Lipidavit® SL (Fa. Rodisma-Med) 3 × tgl. 2 Kps.
Synergie nutzen: Bewährte pflanzliche Kombinationen
Zu empfehlen sind auch Kombinationen wie Mariendistel mit Gelbwurz, zum Beispiel Bilisan® Duo (Fa. Repha) 3 × tgl. 1 Tbl. oder Mariendistel mit Artischocke wie Salus Alepa® Mariendistel Bio- Leber-Tonikum 1 × tgl. 10–15 ml.
Als eine weitere bewährte pflanzliche Kombination gelten Erdbeerblätter und Weinlaub,
zum Beispiel in Hepatodoron® (Fa. Weleda): 3 × tgl. 2 Tbl. vor den Mahlzeiten langsam zerkauen sowie abends vor
dem Schlafengehen. Das Mittel ist hilfreich zur Anregung der Lebertätigkeit, bei Obstipation
sowie bei Ekzemen, die mit dem Leberstoffwechsel in Verbindung stehen. Die Bildung
der Gallenflüssigkeit stimulieren unter anderem Artischocke und Kurkuma, zum Beispiel
Choleodoron® Tr. (Fa. Weleda) 2- bis 4-mal tgl. 5–15 Tr.
Aus der Patientenakte
Eine 39-jährige Patientin, Briefzustellerin, leidet unter diffusen Oberbauchbeschwerden.
Symptome: Völlegefühl nach den Mahlzeiten, Druckschmerz im rechten Oberbauch, Aufstoßen, Fettunverträglichkeit,
zeitweise Obstipation. Laborparameter und Sonografie der Hausärztin blieben ohne pathologischen
Befund.
Diagnostik: Der gelblich-braune Zungenbelag mit seitlichen Zahneindrücken deutet auf eine Darmbelastung
mit Leber-Galle-Beteiligung hin. Auf der Iris ist bei seitlichem Lichteinfall ein
feiner Ölfilm zu erkennen, was auf eine Dysbakterie hinweist. Das Hautkolorit ist
geringfügig ins Gelbliche verschoben. Die Patientin isst gerne Süßigkeiten.
Therapie:
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Milde Ableitungsdiät über drei Wochen, anschließend überwiegend laktovegetabile Ernährung
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Regulierung der Darmmikrobiota mit Kanne Brottrunk 2 × tgl. 100 ml über 4 Wochen
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Zur Anregung des Gallenflüssigkeit Choleodoron® 3 × tgl. 10 Tr. – Zur Leberregeneration Silymarin-Loges® 3 × tgl. 1 Drg. über 6 Wochen
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Heublumensack (Apotheke) auf den rechten Oberbauch
Weiterer Verlauf: Nach zehn Tagen waren die Beschwerden verschwunden. Die milde Ableitungsdiät wurde
von der Patientin sehr gut vertragen. Die sich anschließende laktovegetabile Kost
sowie die Wiederherstellung der physiologischen Darmmikrobiota verstärkten das subjektive
Wohlbefinden der Patientin. Durch die Ernährungsumstellung und die phytotherapeutischen
Mittel verschwand auch die gelegentlich auftretende Obstipation. Die Patientin ist
bis heute beschwerdefrei.
Wertvolle Ergänzung: Homöopathische Komplexmittel
Bewährte homöopathische Komplexmittel sind zum Beispiel Hepeel ® N Tbl. (Fa. Heel) 3 x tgl. 1 Tbl. (im Mund zergehen lassen), Aranicyn® Leber-Gallemittel (Fa. Weber & Weber) 3 x tgl. 5 Tr. oder Ceres Taraxacum comp. Leber-Galle
Tropfen 3 x tgl. 5 Tr.
Merke: Das größte Fettleberrisiko geht von Alkohol, Medikamenten, Übergewicht, Überernährung
und rasch resorbierbaren Zuckern aus.
Mit Ernährung und Diätetik den Verlauf umkehren
Eine Fettleber ist bei Ausschalten der auslösenden Noxen (Alkohol, Medikamente, Übergewicht
etc.), angepasster Ernährung und naturheilkundlichen Maßnahmen selbst noch im fortgeschrittenen
Stadium teilweise oder vollständig reversibel. Der Patient sollte allerdings vom Alkohol
nicht auf Fruchtsäfte, Limonaden oder Süßigkeiten umsteigen, da die darin enthaltenen
rasch resorbierbaren Zucker ebenfalls die Leberverfettung begünstigen.
Merke: Alle rasch resorbierbaren Kohlenhydrate, insbesondere Glukose, Fruktose und
Saccharose, belasten die Leber und sollten eingeschränkt werden.
Weißmehlprodukte sollten durch Vollkornvarianten ersetzt werden und Mahlzeiten generell
nicht zu üppig ausfallen, um die Leber nicht innerhalb kurzer Zeit mit einer großen
Fettmenge zu überlasten. Günstig ist eine niedrig-glykämische Ernährung mit viel Gemüse,
Salaten, hochwertigen Pflanzenölen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Gewichts- und Fettreduktion: Nicht zu viel des Guten
Überernährung, insbesondere mit Kohlenhydraten wie Fruktose und Stärke, steht neben
Alkohol an der Spitze der Ursachen einer Fettleber. Man spricht daher von Mastfettleber.
Eine Gewichtsabnahme sollte jedoch langsam erfolgen, also nicht mehr als 500 g pro
Woche betragen. Höhere Werte sind bei einer Fettleber kontraindiziert. Denn beim Abbau
größerer Körperfettmengen kommt es zu einem vermehrten Zustrom von Fettsäuren und
damit zu einem noch höheren Fettgehalt der Leber.
Bei Diäten mit starker Fettbeschränkung greifen die Betroffenen in der Regel vermehrt
auf Kohlenhydrate zurück. Das belastet wiederum die Leber. Als schonend gilt hingegen
die milde Ableitungsdiät, eine sanfte Form der F.-X.-Mayr-Diät. Wirksam ist auch eine
zweitägige Haferkur (Haferbrei, mit Wasser aufgekocht). Strenge Fastenkuren wie Heilfasten
gelten dagegen als Risikofaktor für Cholelithiasis.
Mikronährstoffe: Meist Mangel an B-Vitaminen, Zink und Selen
Lebererkrankungen erfordern ganz besonders eine ausreichende Versorgung des Körpers
mit Vitaminen und Mineralstoffen. Neben dem Mangel an Vitaminen – insbesondere B-Vitaminen
– zeigen Untersuchungen an Patienten mit Lebererkrankungen gehäuft einen Mangel an
Zink und Selen. Als Substitution bieten sich hier zum Beispiel Zinkorot® 25 (Fa. Wörwag) 1 × tgl. 1 Tbl. und Cefasel® 100 (Fa. Cefak) 1 × tgl. 1 Tbl. an.
Die Darmmikrobiota spielt für das Auftreten und den Verlauf verschiedener Lebererkrankungen
eine wichtige Rolle (siehe S. 28), die immer besser erforscht wird. Probiotika unterstützen
das Mikrobiom und damit auch die Leber, zum Beispiel Symbio- Lact® (Fa. Symbiopharm), Innovall® AID (Fa. Weber & Weber) oder MyBiotik® Protect (Fa. nutrimmun), jeweils 1 × tgl. 1 Portionsbeutel. Insbesondere natürlich
vorkommende Milchsäurebakterien wie Bifidobakterien und Laktobazillen unterstützen
den Aufbau einer gesunden Darmmikrobiota, entlasten die Leber und fördern die Ammoniakausscheidung
über den Darm. Sie finden sich auch in gesäuerten Lebensmitteln wie Kefir, Frischkost-Sauerkraut,
fermentiertem Gemüse oder Brottrunk.
Leberentlastung durch Entgiftung im Darm
Ein spezieller Kalium-Eisen-Phosphat-Citrat-Komplex, zum Beispiel Gelum®-Tropfen (Fa. Dreluso) alkoholfrei 3 × tgl. 2 ml mit Wasser, bindet im Verlauf der
Darmpassage das Verdauungsgift Ammoniak und entlastet somit die Leber. Anwendungsgebiete
sind laut Hersteller Leberstörungen einschließlich schwerer Formen wie Leberzirrhose
mit minimaler hepatischer Enzephalopathie.
Zur Entgiftung und Entlastung bieten sich auch Kombinationen aus Diosmektit, Myrrhe
und Weihrauch an, zum Beispiel Symbio® detox Pulver (Fa. Symbiopharm) 1 × tgl. 1 Stick. Sie können toxische Stoffe wie Schwermetalle
und Bakterientoxine binden, die Darmschleimhaut beruhigen (auch bei Diarrhö) und die
Leber entlasten.
Mit der Leberfunktion verbessern sich diverse Störungen
Die Naturheilkunde berücksichtigt die zentrale Aufgabe der Leber, indem sie leberkräftigende
Maßnahmen sehr häufig im Behandlungsplan ihrer Patienten vorsieht. Dies gilt auch
bei Erkrankungen, deren Ursache und Entstehung scheinbar außerhalb der Verdauungsorgane
liegen, zum Beispiel Allergien, Hauterkrankungen (insbesondere Ekzeme), Rheuma sowie
Kopfschmerzen und Migräne, aber auch Neigung zu depressiven Verstimmungen und Venenprobleme.
Erfahrungsgemäß bessern sich viele dieser Erkrankungen, wenn die Entgiftungsfunktion
der Leber gestärkt wird. Beispielsweise kann bei hepatogen bedingten Kopfschmerzen
oder Migräne zusätzlich die frühzeitige Einnahme von Taraxacum, Chelidonium und Mariendistel
(zum Beispiel Hepar Hevert® Lebertabletten, bis zu 6 × tgl. alle 30 min 1 Tbl.) den Anfall verhindern oder abmildern
(alternativ ein ähnliches Präparat als Injektion geben). Im Rahmen einer Entgiftungstherapie
werden Lebermittel auch vielfach mit Nieren- und Lymphmitteln kombiniert.
Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/a-1193-6252