Conradie F.
et al.
Treatment of Highly Drug-Resistant Pulmonary Tuberculosis.
N Engl J Med 2020;
382: 893-902
DOI:
10.1056/NEJMoa1901814
Francesca Conradie und Kollegen von der Universität von Witwatersrand in Johannesburg
berichten über die primären Ergebnisse der noch laufenden offenen und 1-armigen Studie
Nix-TB, die an 3 südafrikanischen Zentren durchgeführt wird. Teilnehmer sind TB-Patienten
mit XDR oder MDR, die nicht auf die Standardtherapien angesprochen haben oder bei
denen eine Zweitlinientherapie wegen Nebenwirkungen abgebrochen werden musste. Die
Patienten erhielten über 26 Wochen eine orale Kombinationstherapie mit Bedaquilin,
Pretomanid und Linezolid.
Primärer Endpunkt der Studie ist die Inzidenz eines ungünstigen Behandlungsergebnisses,
definiert als bakterielles oder klinisches Behandlungsversagen, wobei das klinische
Behandlungsversagen mit einer Therapieänderung wegen mangelnden Ansprechens, einer
erneut notwendigen TB-Behandlung oder einem TB-bedingten Tod im Verlauf von 6 Monaten
nach Ende der Therapie beschrieben wird. Ein günstiges Ergebnis lag vor bei Freiheit
von klinischer Erkrankung, negativer Kultur und keinem der genannten Charakteristiken
eines ungünstigen Ausgangs 6 Monate nach Therapieende.
Die Autoren berichten über die Ergebnisse der Therapie von 109 Patienten. Ihr medianes
Alter lag bei 35 Jahren. Die mediane Zeit seit TB-Diagnose lag bei 12 Monaten. 56
Patienten (51 %) waren auch HIV-infiziert und erhielten parallel eine antiretrovirale
Behandlung. 71 Patienten (65 %) wiesen eine XDR auf, 19 (17 %) eine MDR, die nicht
auf eine Therapie angesprochen hatte, und ebenfalls 19 (17 %) eine MDR, bei der die
vorangegangene Therapie wegen Nebenwirkungen beendet werden musste.
6 Monate nach Therapieende wiesen in der Intention-to-Treat-Analyse 11 Patienten (10 %)
einen ungünstigen Verlauf auf: 7 Patienten waren verstorben (6 während der Therapie,
1 nach Ende der Therapie bei unklarer Todesursache), 2 erlitten ein Rezidiv, 1 Patient
entzog seine Zustimmung zur Studienteilnahme, für 1 weiteren fehlten Nachbeobachtungsdaten.
98 Patienten (90 %) wiesen ein günstiges Behandlungsergebnis auf. Unter den 71 Patienten
mit XDR war die Erfolgsrate der Therapie mit 89 % vergleichbar hoch.
Alle Patienten waren von Nebenwirkungen betroffen, bei 67 % erreichten diese einen
Grad 3 und mehr unabhängig davon, ob sie HIV-infiziert waren oder nicht. Schwere Nebenwirkungen
traten bei 19 Patienten (17 %) auf. 88 Patienten (81 %) entwickelten unter der Therapie
eine periphere Neuropathie, wie sie bei einer Linezolid-Therapie zu erwarten ist.
Die ebenfalls bei Linezolid-Therapie bekannte Myelosuppression trat bei 52 Patienten
(48 %) auf. Die Autoren betonen aber, dass die Nebenwirkungen beherrschbar waren,
vor allem durch eine Dosisreduktion oder Unterbrechung der Therapie mit Linezolid.
Die Kombination von Bedaquilin, Pretomanid und Linezolid führt bei Patienten mit XDR-
und MDR-TB zu ähnlich hohen Raten einer klinischenKrankheitsfreiheit und negativen
Kultur wie eine Standardtherapie bei Patienten mit neu diagnostizierter TB, heben
die Autoren hervor. Dabei ist die Therapie relativ kurz, was für die Patienten hinsichtlich
ihrer Berufstätigkeit und Existenzsicherung von großer Bedeutung ist, aber auch klinische
Ressourcen schont. Wichtig ist ein gutes Nebenwirkungsmanagement.
Friederike Klein, München