Bei rund 7,5 % [1] aller Corona-Infizierten in Deutschland verläuft die COVID-19-Erkrankung so schwer,
dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Zehn Tage dauert es im Schnitt
vom Beginn der ersten Symptome bis zu einer Einweisung auf die Intensivstation. Das
Tückische: Der Zustand der betroffenen Patienten kann sich in kurzer Zeit rapide verschlechtern.
„Das Lungenversagen tritt innerhalb weniger Stunden auf, sodass eine Intubation bevorsteht“,
erklärt Professor Dr. med. Dirk-André Clevert. Der Oberarzt an der Klinik und Poliklinik
für Radiologie und Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums im Klinikum
der Universität München-Großhadern hat in den vergangenen Monaten fast täglich Patienten
mit schwerer COVID-19-Lungenentzündung behandelt. Die Betroffenen können zum Teil
zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen auf der Intensivstation verweilen. „Die
Veränderungen der Lunge müssen bei den Intensivpatienten regelmäßig überprüft werden“,
erklärt Professor Dr. med. Josef Menzel, Neupräsident der DEGUM. „Neben der klinischen
Überwachung bedarf es einer regelmäßigen Bildgebung, um das Krankheitsbild besser
zu beurteilen und rechtzeitig die richtigen Schritte einzuleiten.“
Auf der Intensivstation kann nur der konventionelle Röntgen-Thorax angeboten werden
oder der Lungenultraschall – die Computertomografie (CT) steht in der Regel auf den
Intensivstationen nicht zur Verfügung. „Somit müssten die schwerstkranken Patienten
mit aufwendigen Lagerungs- und Transportmaßnahmen zum CT gebracht werden“, erläutert
Clevert, der bei der DEGUM die Sektion Radiologie leitet. Da sowohl der Transport
als auch die Umlagerung für diese sehr instabilen Patienten unzumutbar seien, könne
zumeist auf eine CT-Bildgebung nicht zurückgegriffen werden. „Der Ultraschall sichert
in diesen Fällen die kontinuierliche und schnelle Verlaufskontrolle.“
Die Thorax-Sonografie ist unkompliziert, direkt am Intensivbett einsetzbar und kann
beliebig oft wiederholt werden. Im Gegensatz zum Röntgen ist der Ultraschall strahlungsfrei
„Die typischen peripheren Verdichtungen, die bei einer COVID-19-Infektion auftreten,
lassen sich zuverlässig erfassen und im Verlauf sonografisch beurteilen“, so Clevert.
Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen, dass die Veränderungen der Lunge mit einem
Ultraschall fast genauso gut erkennbar seien wie im CT. „Das Zusammenspiel aus der
klinischen Symptomatik und den erfassten sonografischen Pathologien ermöglicht eine
verbesserte Einschätzung über den Verlauf der Erkrankung. Bei Bedarf kann die Sonografie
auch bei Interventionen, zum Beispiel zur Anlage von Pleuradrainagen oder zentralen
Gefäßzugängen, am Intensivbett eingesetzt werden“, so der DEGUM-Experte abschließend.