Diabetes aktuell 2021; 19(01): 1
DOI: 10.1055/a-1253-2928
Editorial

Alles wird anders, aber besser?

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
› Author Affiliations

Die Herausforderungen der letzten Monate sind gravierend gewesen. Wir haben verschiedene Entwicklungen beobachten können. Patienten mit chronischen Erkrankungen waren weniger oft bei niedergelassenen Ärzten – aus Sorge um Infizierung. Selbst bei schweren Symptomen wurden Arztbesuche oft aufgeschoben. Im stationären Sektor wurden Kapazitäten für COVID-19-Erkrankte vorgehalten und der Regelbetrieb eingeschränkt. Wie die möglichen Folgen für Patienten mit einer Diabeteserkrankung aussehen werden, bleibt abzuwarten. Eine Unterversorgung für Typ-2-Diabetespatienten ist zumindest möglich. Für Typ-1-Diabetespatienten besonders im Kindes- und Jugendalter zeigte sich von März bis Mai ein Anstieg bei den diabetischen Ketoazidosen.

Ob tatsächlich Bewegungsarmut, verändertes Ernährungsverhalten oder weniger Routinearztbesuche im Lockdown ursächlich sind, wird noch diskutiert. Fakt ist jedoch, dass allein der Alkoholkonsum bei Erwachsenen in Quarantäne und Lockdown gestiegen ist, eine mittlere Gewichtszunahme zu verzeichnen ist und die Folgen allein dieser beiden veränderten äußeren Rahmenbedingungen noch Monate und Jahre spürbar sein werden. Fitnessstudios, Sportstätten wie Hallenbäder o. ä. sind schon lange geschlossen, Vereinssport ist nicht möglich, die fehlende eigene Motivation für die Bewegung allein und der fehlende „Gruppenzwang“ nicht unbedingt förderlich.

Einen immensen Schub gab es im vergangenen Jahr in punkto Digitalisierung – nicht nur im Bereich der Schule (Homeschooling) oder der Ausbildung (E-Learning, webbasierte Seminare und Vorlesungen, interaktive Formate) oder bei Konferenzen und Meetings, sondern auch in der medizinischen Versorgung (beispielsweise Videosprechstunden, E-Health, Telemedizin). Online-Sportangebote und Kurse schießen wie Pilze aus dem Boden, die kontinuierliche Inanspruchnahme ist jedoch anders als im festen Sportverein oder in einer festen Laufgruppe.

Natürlich ist nicht alles digitalisierbar – gerade bei chronischen Erkrankungen braucht es Empathie, Zuspruch, Motivation und den direkten Austausch mindestens genauso wie die reine Analyse von Werten und einen Datenabgleich.

Auch in den nächsten Monaten werden uns die Themen Corona und Diabetes beschäftigen. Studien belegen, dass Menschen mit Diabetes, die an COVID-19 erkrankt sind, einen schwereren Krankheitsverlauf und eine erhöhte Mortalität aufweisen. Die Ursachenforschung hierzu läuft auf Hochtouren. Adipositas scheint ein wesentlicher Risikofaktor zu sein.

Wir befinden uns in einer schwierigen Zeit – für Behandler und für Patienten. Vieles ist anders, wenig ist besser. Wir können auf eine Normalisierung in diesem Jahr hoffen und werden trotz allem optimistisch in die Zukunft blicken.

Wir wünschen allen Lesern ein erfolgreiches, glückliches, gesundes neues Jahr 2021.

Ihr P. Schwarz und Ihre A. Bergmann



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Article published online:
02 March 2021

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