Sebastian T.
et al.
Incidence of Stent Thrombosis after Endovascular Treatment of Iliofemoral or Caval
Veins in Patients with the Postthrombotic Syndrome.
Thromb Haemost 2019;
119: 2064-2073
Die Daten für ihre Analyse entnahm die Arbeitsgruppe dem prospektiv geführten Schweizer
Register venöser Stents (Swiss Venous Stent Registry). Aus diesem identifizierten
sie 136 Patienten/-innen mit PTS im medianen Alter von 43 (IQR 31–56) Jahren. Bei
allen bestand anamnestisch eine TVT der V. cava inferior oder iliakaler Venen. Wegen
postthrombotischer Okklusion mindestens eines dieser Gefäße war bei ihnen in den Universitätskliniken
Bern oder Zürich eine endovaskuläre Rekonstruktion mit Stent-Implantation erfolgt.
Der mediane Zeitabstand zwischen erster TVT und der Intervention betrug 4,5 (IQR 1–21)
Jahre. Die Diagnose einer Stentthrombose wurde anhand von Duplexsonografien oder Venografien
gestellt. Für ihre Analyse unterteilten Sebastian et al. die Patienten/-innen in 2
Gruppen:
Gruppe 1 mit weitergeführter AT während des gesamten Follow-ups (n = 93; 68 %)
Gruppe 2 mit unterbrochener AT, bei der während des Follow-ups die AT abgebrochen
oder auf eine prophylaktische Dosis reduziert wurde (n = 43; 32 %).
Die Patienten/-innen der Gruppe 1 wiesen höhere Symptom-Scores (rVCSS – revised Venous
Clinical Severity Score, Villalta Score) bei den Ausgangswerten auf. Sie waren häufiger
fettleibig und hatten anamnestisch häufiger rezidivierende venöse Thromboembolien.
Sie erhielten mehr Stents implantiert, die häufiger in die V. cava inferior implantiert
wurden als in Gruppe 2. Die Patienten/-innen in Gruppe 2 waren jünger, doppelt so
häufig Frauen und wiesen häufiger ein May-Thurner-Syndrom auf.
Das mediane Follow-up betrug 20 (IQR 9–40) Monate. Die AT in Gruppe 2 wurde nach einer
medianen Dauer von 12 (IQR 6–14) Monaten abgebrochen. Stentthrombosen traten nach
einem Median von 96 (IQR 15–366) Tagen auf, in Gruppe 1 waren es 89 (IQR 13–136) Tage
und 289 (IQR 69–900) Tage in Gruppe 2. Die kumulative Inzidenz von Stentthrombosen
in der gesamten Kohorte betrug während der ersten 6 Monate 13,7 % (95 %-KI: 7,8–19,6 %).
Innerhalb von 36 Monaten betrug sie 21,2 % (95 %-KI: 13,2–29,2 %). Die Autoren/-innen
ermittelten eine zeitadjustierte Inzidenzrate von 11,2 Ereignissen/100 Patientenjahre
(95 %-KI: 7,7–16,2). Für die Zeit mit AT ermittelten sie 11,3 (95 %-KI: 7,3–17,3),
für die Zeit ohne AT 11,2 (95 %-KI: 5,3–23,6) Ereignisse/100 Patientenjahre. Das May-Thurner-Syndrom
war mit einer erniedrigten Inzidenz von Stentthrombosen (Hazard Ratio [HR]: 0,37;
95 %-KI: 0,15–0,91) assoziiert. Mit einer höheren Inzidenz waren assoziiert:
-
ein Lebensalter < 40 Jahren (HR: 2,6; 95 %-KI: 1,03–4,94);
-
Stents unterhalb der V. femoralis communis (HR: 3,03; 95 %-KI: 1,28–7,19) sowie
-
postthrombotische Zustromvenen (HR: 2,92; 95 %-KI: 1,36–6,25).
Beim letzten Follow-up waren 90 Patienten/-innen (66 %) frei von einem PTS.
Laut den Autoren/-innen war die Inzidenzrate von Stentthrombosen innerhalb von 6 Monaten
beträchtlich hoch mit einer persistierenden jährlichen Inzidenzrate von 4,1 % und
3,4 %. Die Inzidenzraten für die Zeiten mit und ohne AT sollten vorsichtig interpretiert
werden. Das optimale Antikoagulans und die optimale Therapiedauer für PTS-Patienten/-innen
mit venösen Stents müssten in weiteren randomisierten Studien erforscht werden.
Dr. Gabriele Dobler, Berlin