Esposito S.
et al.
Universal use of face masks for success against COVID-19: evidence and implications
for prevention policies.
Eur Respir J 2020;
55: 2001260
DOI:
10.1183/13993003.01260-2020
Die Informationen für die Übersicht wurden aus Datenbanken, Leitlinien und Erfahrungen
mit anderen Viruserkrankungen zusammengetragen. Esposito et al. warfen 3 Kernfragen
auf:
-
Welche Rolle spielen asymptomatische Carrier für die Transmission?
-
Welche Transmissionswege haben sich bestätigt?
-
Schützen Masken wirklich und wenn ja, welche?
Für die Beantwortung der 1. Frage beziehen sich die Autoren auf 4 Studien aus Italien,
China und Deutschland. Die Testung eines Dorfes in Norditalien ergab, dass 50 – 75 %
der Infizierten völlig asymptomatisch waren. Deren Isolierung war essenziell für die
Kontrolle der Virusausbreitung und der Krankheitsschwere. An einem chinesischen Flughafen
wurden an einem Tag 166 Infektionen bei Reiserückkehrern festgestellt. 78 % der Heimkehrer
waren symptomfrei. Die Quarantäne verhinderte einen größeren Virusausbruch. Eine kleinere
Untersuchung ergab, dass symptomatische Patienten bereits kurz nach Beschwerdebeginn,
aber auch asymptomatische Personen hohe Viruslasten aufwiesen. Schließlich bestätigte
bereits im Frühjahr eine Studie über einen deutschen Indexpatienten aus München die
Relevanz der Transmission durch asymptomatische Carrier.
Die Übertragungswege von SARS-CoV-2 sind in den letzten Monaten deutlicher geworden.
Eine intestinale Transmission sei weniger wahrscheinlich. Die WHO spricht von einer
Übertragung durch Tröpfchen, Tröpfchenkerne (< 5 µm) und Fomiten, also Gegenstände.
Die Transmission über die Luft werde kontrovers diskutiert. Eine amerikanische Studie
zeigte, dass SARS-CoV-2 über Stunden in der Luft lebensfähig bleibt, auf Oberflächen
sogar tagelang. Somit sei die Übertragung über Aerosole und Gegenstände plausibel.
Für Mitarbeiter im Gesundheitswesen ist die Lage klar: Atemmasken, Schutzkleidung,
Handschuhe und Händedesinfektion schützen. In einer Fall-Kontroll-Studie waren 241
Angestellte nicht infiziert und 13 infiziert. Alle Infizierten hatten mindestens 1
Maßnahme vernachlässigt. Personal, das diszipliniert Masken trug, Schutzkleidung benutzte
und Händedesinfektion betrieb, infizierte sich signifikant seltener. In der logistischen
Regressionsanalyse verblieben nur Schutzmasken als unabhängiger und signifikanter
Einflussfaktor. Die protektive Rolle der Mund-Nasen-Bedeckung spräche erneut für den
Transmissionsweg Tröpfcheninfektion. Auch Erfahrungen mit anderen Krankheiten untermauern
die Bedeutung von Schutzmasken, die Übertagungen von Tuberkulose-, Influenza- und
Coronaviren reduzierten. Hocheffektive teilchenfiltrierende Masken (z. B. N95) schützten
die Allgemeinbevölkerung vor der Ansteckung mit Influenza nicht wesentlich besser
als übliche medizinische Masken und sollten Hochrisiko-Personal vorbehalten bleiben.
Unter Berücksichtigung des globalen Bedarfs seien Alltagsmasken eine sinnvolle und
effektive Alternative zu Medizinprodukten. Chirurgische sowie N95-Masken sollten Mitarbeitern
im Gesundheitswesen zur Verfügung gestellt werden.
Das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen ergänze die Abstands- und Hygieneempfehlungen
bei der Verlangsamung der sich sonst exponentiell verbreitenden Pandemie. Dafür sprechen
laut den Autoren die große Zahl asymptomatischer Carrier, ihre hohe Viruslast in den
oberen Atemwegen, die Übertragung durch Tröpfchen und Aerosole schon beim Sprechen
und Atmen sowie die lange Lebensfähigkeit von SARS-CoV-2 außerhalb des Körpers.
Dr. med. Susanne Krome, Melle