Nervenheilkunde 2021; 40(05): 380
DOI: 10.1055/a-1298-1062
Buchbesprechungen

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Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter

Johannes Klein-Heßling, Arnold Lohaus. Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter. Göttingen: Hogrefe 2021, 4. überarbeitete Auflage, 119 Seiten, 29,95 Euro, ISBN 9783801730284

Das wichtige Thema Stress spielt für alle Menschen bereits im frühen Kindesalter bis zum hohen Alter eine wichtige Rolle. Stressbewältigung und wie man diese erlernen kann, sind Themen über die Lebensalter hinweg. In dem hier vorliegenden Trainingsprogramm wird ein Stresspräventionskonzept für Kinder im Grundschulalter vorgestellt. Die Kapitel, die logisch aufgebaut aufeinander folgen, bauen zunächst auf einer Definition und einem Modell zur Beschreibung des Stressgeschehens auf. Es wird beschrieben, warum und wie sich Stress bei Kindern im Grundschulalter zeigt, auswirkt und wodurch er bedingt ist. Diagnostische Verfahren und Stressbewältigungsstrategien für Kinder im Grundschulalter werden im ersten Kapitel beschrieben. Darauf aufbauend wird eine Trainingskonzeption mit klaren Zielen, Trainingsbausteinen und ausführlichem Material dargestellt. Veranstaltungen für Eltern mit Elternabenden und die jeweiligen Sitzungen des Kindertrainings (insgesamt 8 Doppelstunden) werden minutiös beschrieben.

Wichtig ist es, gerade auch bei Trainingsprogrammen für Kinder, dass die Trainingseinheiten evaluiert werden. Entsprechend werden in Kapitel 5 die Ergebnisse neuer Evaluationsstudien berichtet und die Wirksamkeit von Entspannungsverfahren bei Kindern überhaupt beschrieben. Wie es sich für ein Trainingsmanual gehört, sind im Anhang Präsentationsfolien für Elternabende, sogenannte Gefühle-Karten und weiteres Arbeitsmaterial auf einer CD-ROM gespeichert und werden suffizient zur Verfügung gestellt.

Der Rezensierende freut sich, dass das Thema Stress, Stressbewältigung, Stressprävention im Grundschulalter professionell gekonnt und in der gebotenen Ausführlichkeit dargestellt wird und daraus ein gutes Stresspräventionstrainingsprogramm sich anbietet, in die Praxis übernommen zu werden. Dem Hogrefe Verlag sei gedankt, dass er dieses wichtige Kompendium/Trainingsprogramm in der 4. Auflage in die Praxis bringt.

Wieland Kiess, Leipzig


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Integrierte Versorgung bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Katharina Krog et al. Integrierte Versorgung bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Ein DBT-basierter Praxisleitfaden. Göttingen: Hogrefe 2021, 157 Seiten, 29,95 Euro, ISBN 3801729729

Als langjährig mit der Behandlung von Patienten mit einer Borderline-Störung (DBT-Station und allgemeinpsychiatrische Aufnahmestation) vertrauter Psychiater durfte ich mit großem Interesse und Freude dieses Werk lesen.

Der Hinweis der Autoren auf eine oft nicht ausreichende Qualifikation der Therapeuten ist wichtig und meines Erachtens oft begründet in hohen Hürden für eine DBT-Ausbildung hinsichtlich finanziellen und zeitlichen Aufwands. Die Scheu vor der Herausforderung einer Behandlung von Patienten mit einer Borderline-Störung mag in hohem Zeitaufwand der Therapie liegen, mit gleichzeitig fehlendem intervisionellem Support bei in der Realität krisengenerierenden, häufig mit Suizidalität einhergehenden, Störung. Diese Scheu kann durch ein Behandlungsteam der integrierten Versorgung sicherlich deutlich reduziert werden. Die Wartezeit bis zur Einleitung einer störungsspezifischen Therapie wird mit 14,3 Wochen angegeben. Hier sind gegenwärtig (März 2021) die Wartezeiten unter pandemiebedingten Hygieneauflagen mit reduzierten stationären Behandlungsplätzen wesentlich länger. Eine Anmerkung aus der klinischen Erfahrung: Die pharmakologische Behandlungskomponente sollte in der Behandlung eine untergeordnete Rolle spielen, bei in der Realität jedoch oft bestehender Polypharmazie. Ein sinnvoller und erreichbarer Schwerpunkt der akutstationären Behandlung zur Vorbereitung auf eine störungsspezifische Therapie könnte neben der Krisenintervention eine Reduktion der Polypharmazie, bzw. die Entgiftung von Diazepinen, sein. Die Haltung, dass Commitment auch „entstehen“ kann, ist eine sehr realitätsnahe und öffnet das Therapieangebot für viele Patienten. Auch die Ausschlusskriterien sind so weit gefasst, dass störungsbedingtes Problemverhalten nicht zwingend zum Ausschluss führt. Angesichts der hohen Behandlungskosten und des Leids der Patienten bei Nichtermöglichen einer störungsspezifischen Therapie bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft entsprechende Programme zur integrierten Versorgung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen flächendeckend entstehen.

Jan Warninghoff, München


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Publication History

Article published online:
04 May 2021

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