Zusammenfassung
Internationale Forschungsergebnisse deuten an, dass sportinteressierte Personen bzw.
Mitglieder von Sportvereinen besonders gefährdet sind, glücksspielbezogene Probleme
zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund verfolgt der vorliegende Beitrag das Ziel, die
Ergebnisse einer hierzulande durchgeführten Pilotstudie zu diesem Themenfeld aus dem
Jahr 2012 zu replizieren und zu ergänzen. Im Rahmen einer standardisierten Erhebung
im Querschnitt wurden in 2019 insgesamt N=317 Mitglieder (87,4% männlich; M=28,1 Jahre)
aus Bremer Fußballvereinen in differenzierter Weise zu ihrem Glücksspielverhalten
mit dem Schwerpunkt „Sportwetten“ befragt. Während knapp 70% der Stichprobe im letzten
Jahr Geld für Glücksspiele (außer Sportwetten) ausgegeben hatten, belief sich die
12-Monats-Prävalenz für eine Teilnahme an Sportwetten auf 54,6%. Am häufigsten wurden
dabei Sportwetten im Internet nachgefragt. Soziale Bezüge, wie der Freundeskreis (außerhalb
des Vereins) und z. T. auch die eigenen Teammitglieder, spielen sowohl beim Erstkontakt
zu Sportwetten als auch bei den Wettaktivitäten an sich eine wichtige Rolle. Schließlich
zeigen etwa 10% der Stichprobe Anzeichen einer Glücksspielproblematik, hierunter befinden
sich insbesondere Personen mit einem Migrationshintergrund. Damit bestätigt diese
Studie nicht nur, dass aktive FußballerInnen im Breitensport eine ausgeprägte Glücksspiel-
bzw. Sportwetten-Affinität aufweisen, sondern darüber hinaus auch vermehrt zur Gruppe
der ProblemspielerInnen zählen. Zukünftige Präventionsansätze zur Bekämpfung der mit
Glücksspielen einhergehenden Suchtgefahren sollten sich daher verstärkt auf das Setting
„Sportvereine“ und die dort vorherrschenden Besonderheiten fokussieren.
Abstract
International research findings indicate that individuals interested in sports or
members of sports clubs, respectively, are particularly at risk of developing gambling-related
problems. Against this background, the present paper aims to replicate and supplement
the results of a pilot study on this topic conducted in Germany in 2012. Within the
framework of a standardized cross-sectional survey, a total of N=317 members from
soccer clubs in Bremen (87.4% male; M=28.1 years) were questioned in 2019 in a differentiated
manner about their gambling behavior with the focus on sports betting. While almost
70% of the sample had spent money on gambling (except sports betting) within the last
year, the 12-month prevalence of participation in sports betting was 54.6%. Sports
betting via the Internet represented the most popular activity (in terms of 12-months
prevalence rates). Social relations, such as the group of friends (outside the club)
and to a lesser degree oneʼs own team members, play an important role both in the
initial contact with sports betting and in the actual betting activities. Finally,
around 10% of the sample showed signs of gambling-related problems (in particular
individuals with a migration background). Thus, this study not only confirms that
active non-professional soccer players have a pronounced affinity for gambling and
sports betting, but also that they belong to the group of problem gamblers with an
increased probability. Future prevention approaches to combat the dangers of addiction
associated with gambling should therefore focus more strongly on the setting of sports
clubs and the special features prevailing there.
Schlüsselwörter
Sportvereine - Sportwetten - Glücksspiel - Glücksspielprobleme - Prävention
Key words
sports clubs - sports betting - gambling - problem gambling - prevention