Aktuelle Dermatologie 2022; 48(03): 102-105
DOI: 10.1055/a-1345-6891
Fehler und Irrtümer in der Dermatologie

Kosmetische Laser- und Elektrokautertherapie ohne rechtswirksame Aufklärung

Cosmetic Laser and Electrocautery Therapy without Valid Patientʼs Consent
P. Elsner
1   Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Jena
,
J. Meyer
2   Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover
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Zusammenfassung

Bei einer Patientin erfolgte als Selbstzahlerleistung bei einem Hautarzt die Therapie eines Spider-Naevus elektrokaustisch sowie dermaler Naevuszellnaevi mittels Erbiumlaser. Die Patientin war mit dem Behandlungsergebnis unzufrieden und bemängelte bei der zuständigen Schlichtungsstelle die Behandlung; die Laserbehandlung im Gesicht sei fehlerhaft durchgeführt worden. Die Behandlung sei nur für eine Hautveränderung abgesprochen gewesen; während des Eingriffs seien durch den behandelnden Arzt jedoch weitere Bereiche gelasert worden. Erst nach der Behandlung seien ihr mittels Spiegel ärztlicherseits die gelaserten Areale gezeigt worden.

Die Schlichtungsstelle verneinte ebenso wie der konsultierte dermatologische Gutachter einen Behandlungsfehler; sowohl die Elektrokaustik als auch die Lasertherapie seien lege artis erfolgt. Die geltend gemachten Ansprüche waren aus Sicht der Schlichtungsstelle jedoch unter dem Gesichtspunkt der mangelhaften Aufklärung begründet. In den Patientenunterlagen des Hautarztes fand sich lediglich ein kursorischer Hinweis über die Möglichkeit der Entfernung der Hautveränderungen mit dem Elektrokauter und dem Erbiumlaser und über den Verlauf und die möglichen Komplikationen. Derartige Hinweise genügten nach Einschätzung der Schlichtungsstelle für die Dokumentation über die geplanten kosmetischen Behandlungsmaßnahmen und in der Folge für die rechtswirksame Einwilligung der Patientin nicht.

Auch bei nach Facharztstandard korrekt durchgeführten kosmetischen Eingriffen ist auf eine rechtzeitige, umfassende Aufklärung als Voraussetzung für eine rechtswirksame Einwilligung des Patienten in den Eingriff höchsten Wert zu legen. Ohne Aufklärung und rechtswirksame Einwilligung ist der Eingriff rechtswidrig; unvermeidliche verbleibende kosmetische Beeinträchtigungen nach einem solchen Eingriff sind dann als Gesundheitsschaden zu bewerten und schadensersatzpflichtig. Neben den zivil- und möglicherweise strafrechtlichen Konsequenzen muss der Arzt auch mit berufsrechtlichen Disziplinarmaßnahmen rechnen.

Abstract

A patient was treated by a dermatologist as a self-payer service for a spider nevus electrocaustically and for dermal nevus cell naevi with an erbium laser. The patient was dissatisfied with the treatment results and complained about the treatment to the competent Independent Medical Expert Council (IMEC) claiming that the laser treatment in the face had been carried out incorrectly. She submitted that the treatment had only been agreed for one skin lesion; during the procedure, however, further areas had been lasered by the treating dermatologists. It was only after the treatment that the physician had shown her the lasered areas by means of a mirror.

The Independent Medical Expert Council (IMEC), confirming the judgement of the consulted dermatological expert, denied a treatment error; both the electrocautery and the laser therapy had been carried out according to the appropriate standard of care. However, in the view of IMEC, the claims asserted were justified from the point of view of inadequate information of the patient before the procedure. In the dermatologistʼs patient documentation, there was only a cursory reference to the possibility of removal of lesions with the erbium laser and electrocautery and to the treatment course and possible complications. In the opinion of the IMEC, this pre-treatment information was not sufficient for the documentation of the planned cosmetic treatment measures and subsequently for the legally valid informed consent of the patient.

Even in the case of cosmetic procedures that are correctly performed according to specialist standards of care, the highest value must be placed on timely, comprehensive information as a prerequisite for the patientʼs legally binding consent to the procedure. Without sufficient information and legally effective informed consent, the medical intervention is against the law; possibly unavoidable remaining cosmetic impairments after such an intervention are then to be assessed as a damage to the health of the patient and liable to compensation. In addition to the consequences under civil and possibly criminal law, the dermatologist must also reckon with disciplinary measures under professional law.



Publication History

Article published online:
14 April 2021

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  • Literatur

  • 1 BGH. Urteil vom 06. November 1990 – VI ZR 8/90 –, juris.
  • 2 Berufsgericht für Heilberufe Mainz. Urteil vom 03. Juni 2009 – BG-H 1/09.MZ –, juris.