Aktuelle Dermatologie 2021; 47(04): 140
DOI: 10.1055/a-1386-0034
Derma-Fokus

Kontaktallergie: Erwachsene haben höhere Prävalenz, Antigene sind sehr ähnlich

Boonchai W. et al.
Pediatric contact allergy: A comparative study with adults.

Contact Dermatitis 2021;
84: 34-40
 

Eine Erkrankung, die stark von Umwelteinflüssen abhängig ist – wie die Kontaktallergie –, variiert somit auch mit Anzahl, Art und Dauer dieser Einflüsse. Entsprechende Diagnostik, heute in Form von Provokationstests mittels einer geringen Menge Antigen, sollte dies berücksichtigen, um ausreichend sensitiv und spezifisch zu sein. Voraussetzung hierfür ist Wissen um die Prävalenz in verschiedenen Populationen – geografisch und demografisch.


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Bei der Kontaktallergie (allergische Kontaktdermatitis) handelt es sich um eine häufige dermatologische Erkrankung. Sie entsteht typischerweise nach länger andauernder oder wiederholter Exposition gegenüber bestimmten Stoffen. Man testet mögliche Allergene mittels Epikutantest (Patchtest) in Form eines Provokationstests. Auch wenn die Erkrankung vorrangig Erwachsene betrifft, ist sie im Kindesalter auf dem Vormarsch mit berichteten Prävalenzdaten von bis zu 20 %. Neben geografischen und demografischen Faktoren allgemein ist zu beachten, dass das kindliche Immunsystem noch im Reifungsprozess ist und andere Immunantworten entstehen können. Kinder mit bestehender atopischer Dermatitis spielen hier eine besondere Rolle. Diese Studie vergleicht Prävalenzraten der allergischen Kontaktdermatitis in einer thailändischen Kinderpopulation mit Erwachsenen. Außerdem sucht sie nach den häufigsten Allergenen in beiden Gruppen.

Methoden

Die Autoren analysierten retrospektiv Daten von Epikutantests von Patienten, die zwischen 2010 und 2019 getestet wurden, und teilten die Population in Kinder und Jugendliche (Alter unter 18 Jahren, N = 112) und Erwachsene (Alter über 18, N = 680) ein. Zudem erhoben sie demografische Daten und Daten zu Vorerkrankungen, besonders atopischer Dermatitis sowie ggf. Symptomschwere der Kontaktdermatitis. Alle Patienten hatten einen Standard-Epikutantest (nach der International Contact Dermatitis Research Group, ICDRG) erhalten. Die Allergene blieben 48 h auf der Haut, eine Evaluation fand am 2. und 4. Tag nach Anbringen statt.


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Ergebnisse

  • Eine positive Reaktion im Epikutantest zeigten 36 % der Kinder und Jugendlichen und 57 % der Erwachsenen, was im Rahmen der bekannten berichteten Prävalenzraten liegt. Die Autoren führen als mögliche Ursache die geringere und kürzere Exposition von Kindern gegenüber Allergenen an.

  • Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen zeigte bei allen Allergenen geringere Prävalenzraten. Die 10 Allergene mit den höchsten Prävalenzraten waren in beiden Gruppen gleich, an erster Stelle standen in beiden Gruppen Metalle (und innerhalb der Metalle Nickelsulfat). Der Vergleich mit Studien aus anderen Ländern zeigt allerdings: Welche Allergene für viele Fälle der Kontaktallergie verantwortlich sind, variiert geografisch. Die Autoren schlagen daher vor, dies in der Standard-Epikutantestung zu berücksichtigen.

  • Patienten mit atopischer Dermatitis kamen häufiger bei Kindern und Jugendlichen vor (23 %) im Vergleich zu den Erwachsenen (9 %). Innerhalb der Gruppe von Patienten mit atopischer Dermatitis trat ein positiver Epikutantest allerdings mit etwa der gleichen Häufigkeit auf.

  • Kinder und Jugendliche litten häufiger an Läsionen an Extremitäten, Erwachsene häufiger an Läsionen im Gesicht. Die Autoren vermuten, für ersteres könnte die höhere Rate an atopischer Dermatitis und die damit verbundene topische Medikation an diesen Körperstellen mitverantwortlich sein, für letzteres könnten Gesichtskosmetika sowie Pflegeprodukte eine ursächliche Rolle spielen.

Fazit

Diese Studie ermittelt Prävalenzraten der Kontaktallergie bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen. Neben dem Umstand, dass hier spezifisch eine asiatische Population untersucht wurde, sollte die begrenzte Größe der Stichprobe beachtet werden. Gerade wenn auch der Einfluss anderer Hauterkrankungen (wie der atopischen Dermatitis) im Fokus stehen soll, sind weitere große Internationale multizentrische Studien mit vielen Teilnehmenden erforderlich.

David Eckert, Ravensburg


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Publication History

Article published online:
16 April 2021

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