Kohn JR.
et al.
Clinical outcomes and adherence to topical corticosteroid therapy in women with vulvar
lichen sclerosus: A retrospective cohort study.
J Am Acad Dermatol 2020;
83: 1104-1109
Frauen mit einem Lichen sclerosus der Vulva, die die verordneten Kortikosteroide konsistent
auftragen, weisen signifikant bessere Behandlungsergebnisse auf als jene, die die
Medikation nachlässiger anwenden. Im Rahmen dieser retrospektiven Kohortenstudie werteten
die amerikanischen Wissenschaftler Daten erwachsener Frauen mit einem Lichen sclerosus
aus, die zwischen Januar 2010 und Mai 2017 in einem Behandlungszentrum vorstellig
wurden. Für die statistische Analyse der Patientinnendaten extrahierten die Forscher
demografische und medizinische Angaben wie u. a. das Alter, Ethnizität, BMI, Gravidität
und Parität, Menopausenstatus, medizinische Komorbiditäten und den Status der sexuellen
Aktivität. Zudem sammelten die Experten Daten zur Verwendung von Medikamenten, Symptomen
und zu den Befunden der körperlichen Untersuchungen. Bei allen Patientinnen, denen
nach einer Untersuchung ein topisches Steroid verschrieben wurde, kategorisierten
die Wissenschaftler bei der nächsten klinischen Untersuchung die von der Patientin
angegebene Einhaltung des vom Arzt dokumentierten Steroidschemas als „genau wie verschrieben
verwendet, einschließlich Menge und Häufigkeit der Anwendung“, „weniger als verschrieben
verwendet, entweder in der Menge oder Häufigkeit der Anwendung“ oder „überhaupt nicht
verwendet“.
Die Forscher schlossen insgesamt 333 Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von
62,7 Jahren in die Studie ein. 78 % der Patientinnen waren postmenopausal. Die häufigsten
Symptome, wegen denen die betroffenen Frauen einen Arzt aufsuchten, waren Juckreiz,
Brennen, Schmerzen, Missempfindungen, strukturelle Veränderungen oder Läsionen. Bei
1325 von insgesamt 1525 Visiten verschrieben die Ärzte topische Kortikosteroide. Am
häufigsten griffen die Experten zu ultrahochwirksamen Medikamenten, während hochwirksame,
mittelwirksame und niedrigwirksame Cremes deutlich weniger verschrieben wurden. 66 %
der Patientinnen gaben an, die Kortikosteroid-Cremes genau wie verschrieben zu verwenden,
26 % verwendeten die Cremes weniger als verschrieben und 8 % verwendeten die Medikamente
überhaupt nicht. 35 % der Patientinnen konnten aufgrund der Behandlung eine Verbesserung
ihrer Symptome verzeichnen, 14 % eine Verschlechterung der Symptome, die restlichen
45 % wiesen keine Veränderung ihrer Symptome auf. Die statistische Analyse der Daten
zeigte, dass eine vorschriftsgemäße Anwendung der Cremes die Symptome des Lichen sclerosus
reduzierte. Im Vergleich zu Kortikosteroiden mit mittlerer und niedriger Potenz war
eine Verbesserung der Symptome bei einer Behandlung mit Kortikosteroiden sehr hoher
oder hoher Potenz wahrscheinlicher. Zu Beginn der Behandlung waren 42 % der Frauen
aufgrund von Schmerzen sexuell inaktiv; von diesen wurden 37 % nach der medikamentösen
Behandlung sexuell aktiv. Die Therapietreue war jedoch nicht mit einer Veränderung
der sexuellen Aktivität verbunden.
Patientinnen mit Lichen sclerosus der Vulva, die topische Kortikosteroide genau wie
verordnet anwenden, zeigen eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich
die Symptome der Erkrankung verbessern. Ultrahochwirksame und hochpotente Cremes führen
hierbei im Vergleich zu schwächeren Cremes deutlich häufiger zu einer Verbesserung
der Symptome. Als Ergebnis einer wirksamen Behandlung des Lichen sclerosus können
viele Frauen eine Verbesserung der sexuellen Funktion erfahren, so die Experten.
Dr. Maddalena Angela Di Lellis, Tübingen