OP-Journal 2021; 37(03): 258-268
DOI: 10.1055/a-1408-4708
Fachwissen

Versorgung von Notfällen in der Kinder- und Jugendtraumatologie

Pediatric Trauma Emergency Care: an Overview
Kristofer Wintges
,
Konrad Reinshagen
,
Karl-Heinz Frosch
,
Dirk W. Sommerfeldt

Zusammenfassung

Mit zunehmendem Alter und Bewegungsradius kommt es bei der Entdeckung der Umwelt zu alterstypischen Unfällen und Verletzungen im Kindes- und Jugendalter. Diese führen häufig zur Vorstellung in einer pädiatrischen Notaufnahme. Neben Unfällen im Haushalt kommt es dabei am häufigsten beim Spielen auf Spielplätzen, der Sportausübung sowie im Straßenverkehr zu Verletzungen. Durch ihre anatomischen und physiologischen Unterschiede zum Erwachsenen sind Verletzungen im Kindesalter nicht immer mit denen Erwachsener zu vergleichen und benötigen daher kindgerechte Behandlungskonzepte. So muss zum Beispiel bei der Versorgung von Frakturen immer das noch ausstehende Korrekturpotenzial aufgrund der noch offenen Wachstumsfugen berücksichtigt, jedoch auch immer die Gefahr einer drohenden Wachstumsstörung bedacht werden. Neben Frakturen kommt es bei Kindern häufig zu Weichteilverletzungen vor allem am Kopf oder den Händen. Dabei reichen die Verletzungen von einfachen Rissquetsch- oder Schnittwunden bis hin zu Teilamputationen oder (Tier-)Bisswunden sowie thermischen Verletzungen. Luxationen der großen Gelenke stellen im Kindesalter eine Rarität dar, können aber falsch behandelt zu persistierenden Bewegungseinschränkungen oder chronischer Instabilität führen. Das Polytrauma im Kindesalter sollte aufgrund der Seltenheit und einer dadurch an kleineren Häusern oft fehlenden routinierten Behandlung wenn möglich in spezialisierten kindertraumtologischen Zentren erfolgen. Bei inadäquatem Unfallmechanismus, widersprüchlicher Anamnese oder auffälligen Verletzungen muss im Kindesalter auch immer an eine Kindesmisshandlung gedacht werden.

Abstract

While growing up and exploring their environment accidents and injuries to children and adolescents are inevitable . These accidents often result in presentation to a pediatric emergency room. In addition to household accidents, injuries most frequently occur when playing on playgrounds, doing sports or in traffic. Due to their anatomical and physiological differences from adults, injuries in childhood cannot always be compared with those of adults. Therefore, they require an age-specific treatment. For example, when treating fractures, the remaining realignment potential due to the still open growth plates and longitudinal growth of the long bones as well as the threat of a growth disorder when the growth plate is injured must be considered. In addition to fractures, soft tissue injuries, especially on the head or hands, are common in children. These injuries range from simple cuts to partial amputations of fingertips or (animal) bite wounds as well as thermal injuries. Dislocations of the big joints are a rarity in childhood. However, if treated incorrectly, they can lead to persistent restricted mobility or chronic instability. Due to its rarity and the lack of routine treatment in smaller units, pediatric multiple and/or major trauma should be treated in specialized pediatric trauma centers. In the case of an inadequate injury mechanism, contradicting medical history or conspicuous injuries, child abuse must always be considered in childhood.



Publication History

Article published online:
12 July 2021

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